Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
Vom Netzwerk:
Deshalb hatte sie niemanden an sich herangelassen, hatte alle ausgeschlossen. Sie wollte nie wieder so verletzt werden.
    Stöhnend schloss Jo die Augen und legte ihren Kopf auf die Arbeitsplatte, das Glas noch in der Hand. Es wäre besser für die arme Grace, wenn sie von Wölfen aufgezogen wurde. Die lebten in Rudeln und kümmerten sich um ihre Jungen. Besser ein Rudel wilder Wölfe als eine Frau, die vergessen hatte, wie man liebte.

[home]
    Kapitel 14
    S arah schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze. Zwanzig Stunden Reise, und sie hatte kaum mehr als ein paar Stunden geschlafen. Das Flugzeug hatte gerade das erste Mal an Höhe verloren und begann den langen, quälend langsamen Anflug auf den Newark Airport. Die Tatsache, dass dieser Teil der Reise bald vorbei sein würde, tröstete sie nicht. Sie wusste, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hatte.
    Ihr Körper schmerzte, nicht nur wegen des unbequemen Sitzes, sondern vor allem wegen der emotionalen Erschöpfung. Sie brauchte dringend eine Nacht ungestörten Schlafs, ohne Umsteigen, ohne den endlosen Gedankenkreis voller moralischer Bedenken. Doch sie war nicht die Einzige, die innere Kämpfe ausfocht. Neben ihr rutschte Kate unruhig auf dem Sitz hin und her und presste immer wieder die Stirn gegen das Fenster. Schuldgefühle hüllten ihre zusammengekrümmte Gestalt ein wie eine Wolke.
    Sarah stupste Kates verkrampfte Schulter an. »Ich könnte mal fragen, ob es an Bord einen Fallschirm für dich gibt.«
    Sarah wusste, dass Kate noch weniger geschlafen hatte als sie. Jetzt rieb sich Kate die geschwollenen Augen. »Warum springe ich nicht einfach ohne Fallschirm? Es ginge viel schneller. Und wäre weniger schmerzhaft.«
    »Ich würde es nicht ausprobieren.« Sarah deutete mit dem Kopf in Richtung des kräftigen Mannes mit dem militärischen Kurzhaarschnitt, der zwei Reihen vor ihnen am Gang saß. »Mr Sky Marshal dort drüben hätte dich überwältigt, bevor du auch nur in die Nähe der Tür gelangt wärst.«
    »Vielleicht habe ich Glück, und er schießt.«
    »Ich glaube nicht, dass Rachel das im Sinn hatte, als sie dich zum Fallschirmspringen geschickt hat.«
    »Ah, du hast also herausgefunden, was Rachel im Sinn hatte?«
    Sarahs Kehle schnürte sich zusammen. Sie hatte in letzter Zeit viel über Rachel nachgedacht. Eine bestimmte Erinnerung verfolgte sie: Rachel in voller Klettermontur, wie sie von einer zerklüfteten Felsnase nach unten grinste, wo sich Sarah über einen schwierigen Klettersteig kämpfte.
    Tut verdammt weh, nicht, Pollard? Beiß die Zähne zusammen, Kleine, denn hier oben wartet der Himmel auf dich.
    »Rachel wusste, dass es hart werden würde«, sagte Sarah. »Sie wusste, dass keine von uns ohne einen gehörigen Tritt in den Hintern ihr Leben verändern würde.«
    »Und wer sagt, dass eine Veränderung immer gut ist?«
    »Niemand.« Das Flugzeug ging wieder in Schräglage. Der Blick aus dem Fenster bot einen herbstlichen Flickenteppich und am Horizont einen Sonnenuntergang. »Eine Veränderung ist nicht immer gut. Ehrlich, Kate, ich glaube, Rachel ahnte nicht einmal, wie sich das alles entwickeln würde.«
    »Was?«
    »Sie glaubte sicher, dass wir nach ihrem Tritt auf uns allein gestellt sein würden.«
    Kate gab ein Geräusch von sich, als hätte man ihr einen Hieb auf den Solarplexus versetzt. »Was du nicht sagst!«
    »Komm schon! Du hast Rachel doch nicht für eine allwissende Yogi gehalten, die uns zur Erleuchtung führt?«
    »Nun … nach meinem ersten Sprung habe ich … tatsächlich daran geglaubt«, stotterte sie. »Ich mache das alles nur aus diesem Glauben heraus.«
    »Vielleicht wusste sie, dass du so reagieren würdest.« Sarah seufzte, während sie ihren Kopf wieder gegen die Kopfstütze lehnte. »Ich fische vielleicht im Trüben, Kate, aber eins weiß ich sicher: Rachel hat sich an jedem Tag ihres Lebens ihren Ängsten gestellt, und das hat sie glücklicher gemacht.«
    »O Gott!«
    »Deshalb vermute ich, dass sie davon überzeugt war, uns zu helfen, indem sie uns zwang, dasselbe zu tun: uns dem auszusetzen, was wir am meisten fürchten. Dass wir dieselbe Freude, denselben Frieden finden würden wie sie.« Sarah blickte in den blauen Himmel. Allmählich erfasste sie ein tieferes Verständnis für die Absichten der toten Freundin. »Ich glaube, dass Rachel uns Freude schenken wollte.«
    »Indem ich meine Ehe zerstöre?« Kate gab einen Laut zwischen Schnauben und Schluchzen von sich. »Indem sie fragwürdige

Weitere Kostenlose Bücher