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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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sie sei seine bessere Hälfte.
    Es war eine schöne Vorstellung, dass die Sprechanlage schließlich ihren Kuss beenden würde, indem die weiche und professionelle Stimme der Sekretärin von der Ankunft der nächsten Patientin informierte. Sarah wusste, dass Jo das für die bessere Geschichte gehalten hätte. Die Wahrheit jedoch war weit eindrucksvoller: Lange bevor die Sekretärin die Sprechanlage betätigte, zog Sarah sich aus dem Kuss zurück.
    Colins Kuss schmeckte nicht nach Regen.
    Mit einem leisen Stöhnen löste er sich von ihr, beugte sich über den Schreibtisch und drückte die Sprechtaste. Mit ruhiger Stimme wies er seine Sekretärin an, die nächste Patientin in Raum drei zu führen.
    Nach einem kurzen Augenblick sah er zu Sarah auf. »Ich kann nicht sagen, dass ich überrascht wäre. Ich habe nicht geglaubt, dass du bleiben würdest.«
    »Ich fühle mich geehrt, dass du mich gefragt hast. Aber ich glaube, wir wissen beide, dass es keinen Sinn hätte.«
    »Ich bin vierzehn Jahre zu spät.«
    »Vielleicht.«
Vielleicht aber auch nicht.
    Sarah war schwindelig, und sie fühlte sich benommen, jedoch nicht wegen des Kusses. Sie legte die Finger auf die Schreibtischkante, um das Gleichgewicht zu halten. Bis zur Tür war es gar nicht so weit.
    Colin straffte den Rücken und knöpfte sein Jackett zu. »Wohin gehst du jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.« So weit konnte sie noch nicht vorausdenken. »Ich schätze, ich fahre zurück nach New York. Ich würde gern ein paar Tage mit meinen Freundinnen verbringen.«
    Sie wollte auch Rachels Grab besuchen, sie wissen lassen, wie sich alles entwickelt hatte, sie vielleicht um Rat fragen.
    »Sarah …«
    Sie hielt inne, die Hand am Türknauf. Schluckte, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Colin stand vor der großen Fensterfront, kräftig, aber auch ein wenig kleiner, seit er nicht mehr sein Superman-Cape trug.
    »Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe.«
    »Nein, du hast mich nicht enttäuscht.« Ihre Finger packten den Türknauf fester. Sie wollte ehrlich sein. Freundlich. »Du hast deinen eigenen Weg gefunden, die Welt zu verändern. Nur weil er nicht der meine ist, muss er ja nicht schlecht sein.«
    Vertrau deinem Bauchgefühl.
    »Sarah-Belle, ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    »Ich auch.« Das war die Wahrheit. Sie hatte all das hier sehen müssen. Man kann nicht gesund werden, ohne die ganze Dosis der bitteren Medizin zu schlucken. »Ich habe, was ich wollte, Colin. Endlich habe ich einen vernünftigen Abschied bekommen.«
    Er warf ihr ein wehmütiges Lächeln zu. »Wenn du in dieser verrückten, gefährlichen Welt, in die du zurückkehrst, jemals einen Helden brauchst …«
    O nein, Colin, ich werde dich nicht anrufen. Es ist längst an der Zeit, dich auf ein Regalbrett zu legen.
    »… wenn du je einen Helden brauchen solltest, schau einfach in einen Spiegel.«

[home]
    Kapitel 15
    B itte, Jo, mach mir keine Vorwürfe, wenn du gefeuert wirst, weil du dir noch einen Tag freigenommen hast, okay?«, sagte Kate, als Jo den gemieteten BMW in den Lincoln-Tunnel steuerte. »Es ist toll, dass du mich heimfährst … aber noch mehr Schuldgefühle verkrafte ich einfach nicht.«
    »Ach was, Süße, heute ist vor Mittag sowieso niemand im Büro.« Jo schaltete herunter, als die Fahrspuren zusammengeführt wurden. »Wir haben uns den Hintern abgearbeitet für die desaströse Präsentation gestern, da können wir uns heute Zeit lassen, der Schande ins Gesicht zu blicken. Außerdem«, sagte Jo und ließ den Schaltknüppel für einen Moment los, um Kates Hand zu drücken, »will ich verflucht sein, wenn ich dich diesem wütenden Wolf von Ehemann allein entgegentreten lasse.«
    Kates Blick fiel auf das Taschentuch, das sie in der Hand zerknüllte. Es war trocken. Sie hatte all ihre Tränen schon in der Nacht geweint, als sie leise in die Armlehne von Jos weißem Sofa geschluchzt hatte, um Grace nicht zu wecken – oder Jo, nachdem die Freundin mit ihr bei einer Flasche Wein bis nach Mitternacht aufgeblieben war.
    Jo hatte ihr ohne Umschweife die Wahrheit gesagt. Kates Familie hatte keine Erdnussbutter mehr im Haus, und Tess hatte das Freitagsspiel verpasst, weil ihre Schuhe immer noch verschwunden waren. Videofilme, für die die Leihfrist abgelaufen war, wurden telefonisch angemahnt, und Michaels Roboterprojekt war schon einige Tage überfällig. Diverse Papiere und Unterlagen stapelten sich auf dem Esszimmertisch, und Kates Schwiegermutter weigerte sich, sich damit zu

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