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In Liebe und Tod

In Liebe und Tod

Titel: In Liebe und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Verzeihung bitten«, begann Kraus, als er hinter Eve das Büro verließ. »Ethisch und rechtlich sind wir dazu verpflichtet, unsere Kunden so gut es geht zu schützen.«
    »Wohingegen ich ethisch und rechtlich dazu verpflichtet bin, die Rechte der Opfer zu wahren.«
    »Selbstverständlich«, sagte er noch einmal und ging an einer Reihe Fahrstühle vorbei zu einem privaten Lift. »Ich kannte sowohl Natalie als auch Bick und habe sie sowohl beruflich als auch persönlich respektiert. Kraus, fünfundsechzigste Etage«, fügte er an den Lautsprecher gewandt hinzu.
    »Hat einer der beiden Ihnen gegenüber angedeutet, dass er berufliche oder persönliche Probleme hat?«
    »Nein, aber es wäre auch höchst ungewöhnlich gewesen, wenn sie das getan hätten, vor allem bei einem persönlichen Problem. Falls es ein Problem mit einem ihrer Kundenkonten gegeben hätte, wären sie zu ihren Vorgesetzten gegangen und die hätten - wenn nötig - mit mir oder einem der anderen Partner darüber gesprochen. Aber auf alle Fälle würden wir unter solchen Umständen einen Bericht oder eine Notiz erwarten, selbst wenn das Problem bereits behoben worden wäre. Wir wissen einfach immer gern über alles Bescheid, was in unserem Unternehmen läuft.«
    »Und, haben Sie einen solchen Bericht oder eine solche Notiz erhalten?«
    »Nein, habe ich nicht. Ich verstehe nicht, weshalb Sie offenbar vermuten, was mit den beiden geschehen ist, hätte etwas mit Sloan, Myers und Kraus zu tun.«
    »Das habe ich bisher mit keinem Wort gesagt«, gab Eve in ruhigem Ton zurück. »Es gehört zu unserem routinemäßigen Vorgehen, uns mit sämtlichen Bereichen ihres Lebens und ihrem normalen Tagesablauf zu befassen, ihre Gespräche anzuhören und uns ihre Unterlagen anzusehen.«
    »Selbstverständlich.«
    Als der Fahrstuhl hielt, winkte er Eve erneut vor sich in den Korridor hinaus.
    Dies war das Machtzentrum, erkannte sie. Macht stieg genau wie Hitze meistens ganz nach oben auf.
    Eine blass goldfarben schimmernde, breite Glasfront tauchte die Großstadt, die zu ihren Füßen lag, in ein goldfarbenes Licht. Ein dicker, dunkelroter Teppich lag auf dickem, dunklem Holz. Hier gab es keinen Warte-und Empfangsbereich. Eve nahm an, dass weder Kraus noch Sloan noch Myers einen Kunden, der es wert war, dass er hierher eingeladen wurde, jemals warten ließen.
    Eine Sitzgruppe mit bequemen Sofas, auf denen man bei zwanglosen oder persönlichen Gesprächen saß, stand einladend in der Mitte des Raums. Außer einem stabilen Tisch gab es noch eine kleine, elegante Bar, aus der man der erlauchten Kundschaft die Getränke ihrer Wahl anbot.
    Geräumigkeit und Stille kennzeichneten diesen Stock. Die wenigen Türen, die Eve sah, führten zu einer Handvoll sicher riesiger Büros, beherrscht wurde das Ganze jedoch von einer dicken Innenwand aus goldfarbenem Glas.
    Kraus führte sie zu dieser Wand, hob lässig eine Hand vor einen kleinen Scanner, das Glas glitt lautlos auf und sie betrat den riesigen Besprechungsraum.
    Vor einer durchgehend verglasten Außenwand, hinter der die Skyline von New York in den grauen Winterhimmel ragte, saßen die beiden anderen Partner an einem kilometerlangen Tisch.
    Der jüngere der beiden, Myers, erhob sich bei ihrem Eintreten von seinem Platz. Er trug einen schwarzen Anzug mit einer schmalen silbrigen Krawatte, einen schwarzen Trauerflor an seinem linken Arm und hatte sein gewelltes, mittelbraunes Haar streng aus der Stirn gekämmt. Er trat um den Tisch herum, reichte Eve die Hand und sah sie aus seinen weichen haselnussbraunen Augen an.
    »Lieutenant Dallas, ich bin Carl Myers. Es tut uns leid, dass wir uns unter so tragischen Umständen kennen lernen.«
    »Ich lerne die meisten Menschen unter tragischen Umständen kennen.«
    »Natürlich«, gab er umgehend zurück und wies auf das Kopfende des Tischs, an dem der Senior saß. »Bitte, nehmen Sie doch Platz. Können wir Ihnen irgendetwas anbieten?«
    »Nein, danke.«
    »Jacob Sloan, Lieutenant Dallas«, stellte er sie und Sloan einander vor.
    »Roarkes Polizistin.«
    Inzwischen war sie es gewohnt, dass die Leute sie so nannten, auch wenn ab und zu wie jetzt leichte Herablassung aus diesen Worten sprach. Trotzdem wies sie auf die Marke, die an ihrem Gürtel hing. »Weniger von Roarke als von der New Yorker Polizei.«
    Er zog seine silbergrauen Brauen hoch. Sowohl sein Gesicht als auch sein Körper wirkten sehr gepflegt, auch wenn sie ihm das etwas harte Aussehen eines reinen Machtmenschen verliehen.

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