In Liebe verführt
ist.«
Das Funkeln erlosch in ihrem Blick, als ihr die ganze Tragweite dessen, was sie hier vorhatten, wieder in Erinnerung kam. Eigentlich war sie sich dessen ständig bewusst, aber sie bemühte sich, bei jeder unverfänglichen Situation die mörderischen Tatsachen zu verdrängen. »Ich kann einfach nicht dauernd in dieser Rolle verharren«, erklärte sie stirnrunzelnd.
»Nein, natürlich nicht, das verstehe ich«, erwiderte er schnell. »Ich denke nur, du solltest nicht allzu oft die Rolle vergessen.«
»Das weiß ich.« Meg lehnte sich nach hinten in die Kissen, ihre Lider wurden schwer. »Ich brauche etwas Schlaf, bevor ich dem General wieder begegne.«
Er beugte sich vor, um sie noch einmal zu küssen, strich das Haar von ihrer Stirn und ihren Schläfen und drückte seine Lippen darauf. »Ich bin hier«, sagte er. »Immer dicht hinter dir.«
Außer in der Höhle des Löwen , dachte sie. Es gab Orte, an die Cosimo ihr nicht folgen konnte .
Doch noch während sie das dachte, wurde ihr klar, dass er meinte, dass er in ihren Gedanken war, dass sie keinen Schritt machen würde, ohne im Inneren seine Stimme zu hören.
Und wenn sie ihn brauchte, musste sie nur die Rosen auf dem Tisch in der Eingangshalle neu ordnen .
Meg hatte die Euphorie der Liebesnacht noch nicht weit genug hinter sich gelassen, um den Gedanken nicht doch sehr amüsant zu finden. Sie lächelte schläfrig zu Cosimo hinauf, hob eine Hand und streichelte beruhigend seine Wange. » Bonne nuit, Charles .«
Er schlug die Absätze gegeneinander und hob die Hand in einer Art Salut an die Stirn. » Bonne nuit, Madame Giverny .« An der Tür schaute er noch einmal über die Schulter und sagte: »Freut mich, dass ich Euch zu Diensten sein konnte, Madame.«
Ihr leises Lachen folgte ihm hinaus in den Flur.
23
Meg zog sich am nächsten Vormittag sehr sorgfältig an. Sie wählte ein zartes Tageskleid aus apfelgrün und weiß gestreiftem Musselin mit kleinen Puffärmeln und hohem Kragen. Ihr Haar band sie mit einem dunkelgrünen Samtband zusammen, passend zu dem breiten Band, das unter dem Busen das Kleid zusammenhielt, und puderte kräftig ihre Sommersprossen. Dann tupfte sie ein wenig Orangenblütenwasser hinter ihre Ohren, auf die Handgelenke und an ihre Kehle. Sie wollte an diesem Morgen den Eindruck einer Dame der guten Gesellschaft erwecken, die wirklich keine Spur von Skandal im Hintergrund hatte. Der Kontrast zwischen ihrem Verhalten am vergangenen Abend und der Version ihrer Rolle, die sie dem General am helllichten Tage geben würde, sollte sein Interesse weiter wecken.
Um zehn Uhr stand sie, halb verdeckt durch den Damastvorhang, an dem hohen Fenster ihres Salons, von dem aus man die schmale Straße sehen konnte. Würde er selbst kommen, oder würde Cosimos Gedanke sich als richtig erweisen? Sie vermutete, dass eher das Letztere der Fall sein würde – was der Fall war. Ein Landauer hielt vor ihrer Tür, und Colonel Alain Montaine stieg heraus, prächtig gekleidet in eine Schmuckuniform, einen Dreispitz unter dem Arm. Er schaute zum Haus hinauf, und Meg zog sich unauffällig hinter den Vorhang zurück. Dann setzte sie sich auf ihre Chaiselongue und nahm den Stickrahmen in die Hand.
Sie hörte das Pochen des Türklopfers, und während sie das Gespräch in der Halle zu verstehen versuchte, stichelte sie sorgfältig. Die Salontür öffnete sich, und Cosimo verkündete: »Colonel Alain Montaine, Madame.«
Meg sah von ihrer Stickerei auf und sagte mit einem Lächeln: »Hallo, Colonel, das ist aber eine unerwartete Freude.«
»Aber bitte, Madame, Ihr schmeichelt mir«, sagte er und verbeugte sich. »Ich weiß, wen Ihr erwartet habt und kann dem Vergleich auf keinen Fall standhalten.« Er kam auf sie zu und ergriff ihre Hand, die sie ihm hinstreckte, ohne aufzustehen. Mit einer weiteren tiefen Verbeugung hob er ihre Hand an die Lippen. »General Bonaparte ist untröstlich, dass er nicht selbst kommen kann, da er mit einer Aufgabe beschäftigt ist, die seine Anwesenheit erfordert. Aber er bittet darum, dass Ihr ihm heute Vormittag in seinem Arbeitszimmer die Ehre erweist, einen Kräutertee mit ihm zu trinken.«
»Ich möchte den General auf keinen Fall bei der Arbeit stören«, erwiderte Meg zurückhaltend. »Bitte setzt Euch doch, Colonel.« Sie deutete auf einen Sessel ihr gegenüber.
»Vergebt mir, Madame, aber ich habe wenig Zeit«, sagte er, die Hände im Rücken verschränkt und leicht nach hinten gelehnt. »Der General wäre sehr
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