In Liebe verführt
stimmte Meg zu und seufzte. Wenn dies alles war, was sie zurzeit erreichen konnte, musste sie sich halt damit zufrieden geben. »Dann zeig mir, wie das geht.«
Er bedeutete ihr, sie möge vorausgehen. Gus begrüßte sie mir einem fröhlichen »Gut’n Tag!«, flog kurz auf Cosimos Kopf und setzte sich dann auf seine Stange.
»Geht er je an Land?«, fragte Meg. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fand sie den Papagei faszinierend. Sie war an Hunde, Pferde und Bauernhofkatzen gewöhnt, aber exotische Vögel mit einer derart starken Persönlichkeit waren ihr bisher noch nie begegnet.
»Nein, es ist ihm zu viel Stress, wenn er das Schiff verlässt«, erwiderte Cosimo und durchsuchte eine Schublade in seinem Kartentisch. »Ich habe es einmal versucht, aber da hat er seine Klauen so tief in meine Schulter gegraben, dass es blutete… ah, hier ist es ja.« Er legte ein fast durchsichtiges Blatt Pergament auf den Kartentisch, nahm eine Feder und fragte: »Wer soll die Nachricht bekommen?«
»Die Herzogin von St. Jules.«
Cosimo hob viel sagend eine Augenbraue. »Du bewegst dich in guter Gesellschaft. Wo befindet sich Ihre Gnaden?« Er tauchte die Feder in die Tinte.
Meg tippte sich mit der Fingerspitze an die Lippen und dachte nach. Würde Arabella noch in Folkstone sein? Oder schon zurück in London? Oder war sie nach Lacey Court in Kent gefahren, um in der Nähe von Megs Eltern zu sein?
Nein, beschloss Meg, sie hatten Folkstone bestimmt noch nicht verlassen. Sie würde nicht fortgehen von dem Ort, an dem sie verschwunden war, solange sie nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte. Sie gab Cosimo die Adresse der St. Jules’ in Folkstone.
Cosimo erzeugte kleine Kratzer auf dem dünnen Pergament. Meg sah ihm über die Schulter fasziniert zu. Sie erinnerten sie an die seltsamen Hieroglyphen, die sie am Rand seiner Wörterbücher gesehen hatte.
»Und jetzt nenn ein Stichwort… eines, das nur deine Freundin versteht, damit sie weiß, dass die Nachricht von dir ist.«
Meg fiel sofort ein treffendes Wort ein.
»Seltsam«, kommentierte Cosimo und kratzte das Passwort in dieser seltsam verschlüsselten Schrift hin.
»Was möchtest du sagen? Mach es bitte so kurz wie möglich.«
Meg dachte gründlich nach. Dann fragte sie: »Was würdest du vorschlagen? Du kennst die Wahrheit besser als ich.«
Cosimo, der wartend über das Pergament gebeugt war, sah mit einem Ruck zu ihr auf. Sie lächelte ihm süßlich zu. Seine Augen wurden schmal, und wortlos kratzte er ein paar Zeichen auf das Papier. Dann hielt er es hoch und schwenkte es durch die Luft, damit die Tinte trocknete. Er nahm einen winzigen runden Blechbehälter aus der Schublade und begann, das Pergament durch Falten und Rollen in die passende Form zu bringen.
»Warte«, sagte Meg als er es gerade in den Zylinder schieben wollte. »Was hast du geschrieben?«
Er antwortete erst, als er fertig war. »Dass du sicher und wohl aufgehoben bist und sie sich keine Sorgen machen sollen. Ich nehme an, dass das gut genug ist?«
»Du hast also nicht geschrieben, dass ich auf dem Weg nach Hause bin?«
»Bist du doch gar nicht«, stellte er trocken fest. »Wenigstens nicht im Moment.« Er richtete sich auf und steckte den kleinen Zylinder in die Tasche seiner Kniehosen. »Oder?« In seinen Augen lag ein besonderes Glitzern, das sowohl Herausforderung wie Versprechen zu sein schien. Er berührte sie nicht… noch nicht.
Meg befeuchtete ihre Lippen. »Nein«, gab sie ihm Recht.
»Es wäre doch schade, wenn du zu früh gehen würdest«, sagte er.
Sie schloss kurz die Augen in dem Versuch, den Ablauf der Dinge zu verlangsamen. Aber was hier geschah, hatte sein eigenes Tempo. »Ja«, stimmte sie ihm mit einem Seufzer zu. »Das wäre es wohl.«
»Bevor wir Gelegenheit haben, die… die Gegend ein wenig zu erkunden.« Er fixierte sie scharf.
»Ich bin sicher, auf der Insel gibt es viel Interessantes zu entdecken«, erwiderte Meg. »Das würde ich gerne sehen. Damit könnte ich auf nützliche Weise die Zeit verbringen, bis ich nach Hause zurückfahren kann.«
»Man sollte niemals Zeit verschwenden… oder Gelegenheiten«, sagte Cosimo. Er lächelte und streckte einen Finger aus, mit dem er behutsam über ihr Kinngrübchen strich. Er beugte sich über sie und drückte seine Lippen an die Stelle, wo eben noch sein Finger gewesen war. Dann ließ er mit einer flinken Bewegung seine Zunge hervorschnellen, berührte erst ihr Kinn und dann ihren Mundwinkel etwas oberhalb.
Das
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