In Liebe verführt
dem Spiel als ein genüssliches erotisches Zwischenspiel. Seine Mission hing davon ab, ob er Meg für eine Mitarbeit gewinnen konnte. Murray musste warten. Die Nachricht nach England musste ebenfalls warten, selbst wenn er den Gedanken hasste, bei dem Versuch, Ana zu retten, nur eine einzige Minute zu verlieren. Allerdings wusste er, dass Ana für eine solche Besorgnis nur Missfallen äußern würde. Für sie war die Mission immer von größter Bedeutung, persönliche Gefühle hatten in ihrer Arbeitswelt keinen Platz.
»Ich hörte dich an Bord kommen«, sagte Meg, ohne sich von der Reling wegzubewegen, an der sie stand. »Und ich hörte, wie du mit Frank gesprochen hast. Da kam ich herauf, um nachzusehen, was dich aufhält.« Sein Schweigen verwirrte sie. Mit eindringlichem Blick sah sie ihn an. Sein Gesichtsausdruck war ungewöhnlich finster, und seine Augen wirkten abgelenkt. Irgendetwas war geschehen – etwas, das wichtig genug war, alle Gedanken an erotische Abenteuer zu vergessen.
»Nur eine Nachricht«, sagte er und versuchte ein entschuldigendes Lächeln. »Ich wollte sie lesen, bevor ich zu dir gehe.« Er kam mit ein paar Schritten zu ihr hinüber und strich mit seinem kleinen Finger über ihr Kinngrübchen. »Ich wollte nicht durch irgendetwas abgelenkt sein.« Seine Stimme klang zärtlich, doch irgendwie fand sie weder das noch sein entschuldigendes Lächeln besonders beruhigend. Er hatte sie für einen Moment völlig vergessen.
»Wenn du etwas Wichtiges zu erledigen hast, dann solltest du das zuerst tun«, sagte sie.
»Du bist das Einzige, was ich zu tun habe«, erwiderte er leise und drückte fester gegen ihr Kinn. »Heute Nacht gibt es Euch und nur Euch für mich, Madam.« Sein Blick hatte sich verdunkelt, seine Stimme war glatt wie Melasse, und was immer ihn eben noch beschäftigt haben mochte, war inzwischen von seinem Interesse für Meg verdrängt worden. Jetzt hatte er nur noch Leidenschaft im Sinn.
Seine Fähigkeit, so komplett von einer Minute zur nächsten die Stimmung zu wechseln, beunruhigte sie. Sie hatte den Schatten auf seinem Gesicht gesehen, den grimmigen Ausdruck um sein Kinn. Wohin war das so plötzlich verschwunden? Das war unnatürlich. Dennoch fand sie keine Worte, das zum Ausdruck zu bringen. Wieder einmal wurde sie mit der Tatsache konfrontiert, dass sie diesen Mann gar nicht kannte. Und dass sie kein Recht hatte, sich in Dinge einzumischen, die er lieber für sich behalten wollte. Erotische Anziehung war kein Ersatz für die Art von Intimität, die solche Fragen zuließ.
Cosimo spürte die Gefahr, fühlte, wie sie ihm entglitt. Er musste irgendetwas unternehmen, um jenen erotischen Funken wieder zu entzünden, bevor es zu spät war. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie, ließ seinen Mund in langsam zunehmender Zärtlichkeit mit dem ihren verschmelzen. Zuerst lehnte sie den Kuss zwar nicht ab, aber reagierte darauf, als wäre sie unentschlossen. Doch dann wurde sie langsam weicher, als er ihre Lippen mit seiner Zunge streichelte und ihre Wangen mit federleichten Berührungen seiner Fingerspitzen berührte, so dass sie unter seinem Mund lächelte. Sie war nicht mehr so steif wie noch kurz zuvor, lehnte sich an ihn und küsste ihn mit wachsender Leidenschaft.
»Komm«, lockte er leise und nahm ihre Hand. Er führte sie unter Deck und strich mit der einen Hand sanft über ihren Rücken, während er sie in die von einer Lampe erhellte Kajüte vorausgehen ließ. Seine Hand blieb auf der Rundung ihres Hinterteils liegen, und sie spürte seine Körperwärme durch den dünnen Stoff des Kleides.
Sie wandte sich ihm zu, und ihre Augen leuchteten im goldenen Schimmer der Lampe, die an einem Haken an der Decke hing. Er hatte seine Hände auf ihre Hüften gelegt und schaute zu ihr hinunter, bemerkte das zarte Rosa auf ihrer sonst bleichen Haut, die über ihre kleine Nase verstreuten Sommersprossen, ihre feuchten, geöffneten Lippen. Er küsste ihren Mundwinkel und tastete mit seinen Händen über ihren Rücken, um die lange Reihe von Perlmuttknöpfen zu öffnen.
»Gut’ Nacht… Gut’ Nacht.«
»Verdammt!«, murrte Cosimo. »Gus habe ich ja ganz vergessen!«
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie dir das passieren konnte«, sagte Meg und lachte. »Können wir ihn zum Schweigen bringen?«
Als Antwort nahm Cosimo den Papagei mit beiden Händen, setzte ihn entschieden in seinen Käfig und warf das rote Seidentuch darüber. »Gute Nacht, Gus.«
»Armer Gus.«
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