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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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konnte Meg keinen Vorwurf machen, die Lampe gelöscht zu haben, aber es wäre doch nett gewesen, wenn sie sie für einen kleinen Schimmer angelassen hätte. Er trat zur Koje und blickte hinab auf die formlose Gestalt unter den Decken. Sie atmete tief und gleichmäßig und schien viel mehr Platz zu beanspruchen als gewöhnlich oder als nötig bei ihrer Körpergröße. War das Absicht? Oder war sie so erschöpft gewesen, dass sie nicht daran gedachte hatte, ihre Arme und Beine eher so zu legen, dass auch ihr Bettpartner noch Platz hatte?
    Er beschloss, dass er über diese Idee nicht weiter nachdenken wollte, öffnete den Schrank unter dem Bett und nahm seine Hängematte und eine Decke heraus. Er hängte die Hängematte an die Haken in der Decke und setzte sich hin, um endlich seine Stiefel auszuziehen. Als er entkleidet war, schwang er sich mit geübter Leichtigkeit in die Hängematte, wo er die Decke über sich zog. Das Segeltuchbett schaukelte sanft mit den Bewegungen des Schiffes, doch ungewöhnlicherweise schläferte ihn das nicht sofort ein. Er ging die Ereignisse des Abends noch einmal in Gedanken durch, spürte noch einmal die elende Verzweiflung, die er empfunden hatte, als er seine ermordeten Männer und die geschlachteten Vögel sah. Willkürliche Zerstörung. Sie hätten den Posten auch auflösen können, ohne dabei zu morden.
    Cosimo war ein Mann, der auf Befehl tötete. Er tötete, wenn es notwendig war. Und er hasste es, wenn jemand willkürlich zu Tode kam.
    Meg atmete tief und gleichmäßig weiter, denn sie spürte, dass Cosimo noch wach war. Ihre Erleichterung, dass er nicht versuchte, zu ihr ins Bett zu kommen, war von kurzer Dauer. Er war ihr so nahe, dass er die leichteste Veränderung in ihrer Atmung wahrnehmen würde, die kleinste Bewegung ihres Körpers, die andeutete, dass sie wach war. Sie hatte nicht die Kraft, heute Nacht noch mit ihm zu reden. Denn diesmal konnte sie sich wirklich nicht vorstellen, dass sie seine Berührung als angenehm empfinden würde.

13
    Meg erwachte mit trockenem Mund, ihr Kopf und ihr ganzer Körper schmerzten. Sie hatte zwar geschlafen, aber so unerholsam wie nie zuvor. Szenen von durchgeschnittenen Kehlen, toten Gliedern, dem Freibeuter, wie er sein glänzendes, silbernes Messer an seinem Taschentuch abwischte, ließen sich nicht verdrängen. Sie wusste, dass sie nichts von all dem wirklich gesehen hatte, doch ihre Phantasie war stärker.
    Sie stützte sich auf einen Ellenbogen und sah sich in der Kajüte um. Die Hängematte war fort, Gus’ Käfig war leer, und der Vogel war nirgends zu sehen. Unerwarteterweise schien die Sonne, und die Mary Rose glitt elegant dahin, als wäre sie nie schwerfällig durch riesige Wellentäler getaucht. Das schien Megs Gefühl für Wohlbefinden jedoch leider nicht zu verbessern. Sie legte sich wieder hin, rollte sich auf der Seite liegend zusammen, schaute zur Wand und zog sich die Decke über den Kopf. Wenn sie so verharren würde, bis sie in Bordeaux von Bord gehen konnte, dann würde sie es schaffen, von dort eine Überfahrt nach Hause zu finden.
    Biggins klopfte. Meg konnte jetzt genau unterscheiden, wessen Klopfen jeweils ertönte. Sie gedachte, es zu ignorieren, denn sie wusste, dass er ihr nichts aufdrängen würde. Doch dann überlegte sie, dass ein Kaffee vielleicht ihre Kopfschmerzen lindern würde. Sie murmelte ein »Herein«, und die Tür öffnete sich.
    »Guten Morgen, Madam«, sagte Biggins, ohne zum Bett zu schauen. »Und es ist ein wunderschöner Morgen heute. Ich habe Euch einen Kaffee gebracht, und der Käpt’n sagt, das Frühstück solle an Deck serviert werden. Silas brät gerade eine schöne Portion Nierchen mit Speck. Ich komme gleich mit heißem Wasser wieder.« Er verschwand, ohne auf eine Antwort auf diesen Strom von Informationen zu warten, er hatte wohl auch mit keiner gerechnet.
    Meg rollte sich auf den Rücken und schaute zur Decke. Sie konnte doch nicht so tun, als ob nichts geschehen wäre. Aber außer einem Sprung über Bord gab es keine Möglichkeit, das Schiff zu verlassen. Was geschehen war, war kein Grund, Selbstmord zu begehen. Also würde sie eine Ausrede finden, warum sie für sich bleiben wollte, bis sie das Schiff verlassen und irgendeinen Weg in Richtung Heimat finden konnte. Bis dahin war zunächst einmal das Aroma des Kaffees unwiderstehlich.
    Biggins und sein junger Assistent kehrten bald mit Krügen voll heißen Wassers zurück. »Ich habe mir die Freiheit genommen, die Sachen zu

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