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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Deckenlampen grotesk aus. Der Arzt beugte sich über die Reste des Stallknechts. Weiter hinten saß Jewgeni auf einem hohen Schemel und machte sich Notizen. Niemand sonst befand sich in dem Operationssaal, und der Arzt drehte sich blitzartig zu Knut um, als er hörte, wie die Klapptüren zufielen.
    »Da sind Sie ja endlich«, sagte er mit einer gewissen Erleichterung in der Stimme. »Das ist entsetzlich, unverständlich …«
    »Ich hoffe, Sie können uns helfen?«, erwiderte Knut und warf dem russischen Detektiv einen Blick zu. Der schüttelte nur den Kopf und verzog das Gesicht.
    Da der Arzt nicht antwortete, fuhr Knut fort. »Ich glaube, ich weiß, wer die Opfer sind, möglicherweise können Sie das ja bestätigen? Es handelt sich um Grigótovit, der sich um den Stall kümmerte. Und der andere, der an der Treppe ermordet wurde, ist ein Bergarbeiter. Ich glaube, er heißt Anton.«
    »Er hieß nicht Grigótovit«, entgegnete der Arzt und blickte auf den Operationstisch. »Das war nur sein Spitzname. Es bedeutet Schweinekoch. Ein bisschen abschätzig, aber keine direkte Beleidigung, würde ich sagen …«
    »Und der andere war kein Bergarbeiter«, fügte Jewgeni Iwanowitsch hinzu. »Er war das Faktotum der Tagebauanlage. Ursprünglich hatte ihn Vanja nach Barentsburg geholt. Er behauptete, sie wären verwandt, aber das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wer hat dir das erzählt?« Knuts Ton war scharf. Hier stimmte wirklich etwas nicht. Der russische Ermittler konnte diese Informationen unmöglich in weniger als einem Tag herausgefunden haben.
    »Das haben mir die Bergleute erzählt, als ich bei ihnen im Pausenraum gewesen bin und mit ihnen gegessen habe. Du erinnerst dich vielleicht, dass ich gesagt habe, man muss zu den Männern gehen, wenn man Klatsch hören will?«
    Ja, Knut erinnerte sich. Der Russe lächelte ein wenig herablassend und zog den verbeulten Flachmann heraus. Trank einen ordentlichen Schluck und bot die Flasche dem Arzt an. Er und Knut schüttelten den Kopf.
    Jewgeni Iwanowitsch stand auf und ging zu den Leichen, winkte Knut heran. »Dieser Anton wurde mit einem Messer ermordet, so …« Er beschrieb mit dem Arm einen Bogen. »Der Mörder muss ein Riese sein, oder?«
    Knut mochte diese theatralische Geste nicht.
    »Anton wurde mit dem Gesicht auf der Treppe gefunden. Der Mörder könnte ein, zwei Stufen über ihm gestanden haben.«
    Der Arzt richtete sich auf und strich sich mit der Hand über die Augen. »Dieser hier, Grigótovit, wurde aus nächster Nähe erschossen. Das heißt, aus einem Abstand von ungefähr zwei Metern. Drei Schüsse – einen in den Kopf, einen in den Bauch und einen in die linke Brustseite. Ich habe eine der Kugeln herausgeholt. Das Kaliber ist ungewöhnlich.«
    »Legen Sie sie in eine Schachtel oder einen Beutel«, sagte Knut. »Ich nehme sie mit nach Longyearbyen und lasse sie analysieren. Wir brauchen eine Liste aller Schusswaffen in Barentsburg.« Er hatte seinen Satz noch nicht beendet, als der Arzt ihn unterbrach.
    »Die Kugel stammt nicht aus einer Handfeuerwaffe, die in solchen Listen verzeichnet sind. Soweit ich weiß, haben die Leute Makarov-Pistolen und ein paar Glocks. Aber wenn ich wetten sollte, würde ich sagen, bei der Mordwaffe handelt es sich um einen alten Webley-Mk- VI -Revolver, Kaliber 445, ein altertümliches Kaliber, das nicht mehr verwendet wird.«
    »Kennen Sie sich mit Handfeuerwaffen so gut aus, dass Sie das bereits jetzt sagen können?«, fragte Knut verblüfft.
    »Tja.« Der Arzt drehte sich um und lächelte entschuldigend. »Ich habe auf dem Festland als Pathologe gearbeitet, obwohl das eigentlich nicht mein Spezialgebiet ist. Außerdem habe ich ein Hobby, Spitzbergens Geschichte. Besonders die Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs … Sie wissen vermutlich, dass wir alliierte Soldaten in Barentsburg hatten, sowohl norwegische wie englische. Vor ein paar Tagen wurde ein Revolver aus einer Vitrine im Pomor-Museum gestohlen. Mit meinen Kenntnissen habe ich ein wenig geblufft – tatsächlich ist ein Webley-Revolver verschwunden. Zusammen mit einer kleinen blass orangefarbenen Pappschachtel mit Munition. Darüber wollte ich ohnehin mit Ihnen reden. Ich habe nämlich etwas gefunden, das der Schachtel sehr ähnlich sieht, man hat versucht, sie die Toilette hinunterzuspülen …«
    Diesmal war Knut es, der ihn unterbrach. Eine Frage hatte ihn die ganze Nacht schon gequält. Sie war unter den übrigen Problemen wie ein Stück Treibholz

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