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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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dem Zustand des Toten übereinstimmten. Es folgten Ort, Datum und eine Zeile für die Unterschrift.
    »Es muss eben alles seine Ordnung haben. Unterschreiben Sie, dann essen wir und trinken ein, zwei Gläschen. Haben Sie schon mal Bier aus der Ukraine probiert? Es ist wirklich sehr gut, frisch und ein wenig scharf. Passt zu Piroggen.«
    Sollte er unterschreiben? Knut konnte sich nicht entsinnen, schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen zu sein. Er blätterte die Papiere noch einmal durch. Bestätigte er mit seiner Unterschrift, dass es sich bei dem Todesfall um einen Unfall handelte? In diesem Fall konnte er nicht unterschreiben.
    In diesem Moment trat der Direktor ein, offensichtlich aufgebracht. Das schwarze Haar, das noch vor wenigen Stunden so wohlgekämmt über dem Kopf lag, fiel ihm in die Stirn. Sein Gesicht zeigte hektische rote Flecken. Er wandte sich direkt an den Konsul. Die Russen führten ein schnelles Gespräch.
    Mit einem Mal hatte Knut das Gefühl, an einem abstrusen Ort gefangen gehalten zu werden – so wie als Kind, wenn er gezwungen war, bei den Erwachsenen zu bleiben, die über für ihn unverständliche Dinge redeten. Er erhob sich und wandte sich an den Dolmetscher. »Könnte ich mal telefonieren? Ich würde gern mit dem Büro der Regierungsbevollmächtigten sprechen.«
    Eine Pause trat ein, die Russen sahen sich an.
    »Selbstverständlich, selbstverständlich. Kommen Sie mit ins Vorzimmer …« Der eifrige Dolmetscher ging voraus und scheuchte die Sekretärin aus dem Raum. Er nahm den Hörer eines schwarzen, altmodisch aussehenden Telefons ab, meldete sich auf Russisch und wartete auf Antwort. »Einen Augenblick«, sagte er mehrmals zu Knut. Es vergingen bestimmt zehn Minuten, die nur von dem einen oder anderen Wort des Dolmetschers unterbrochen wurden, bevor er Knut den Hörer überreichte und wieder in das andere Zimmer verschwand.
    »Hallo?«
    »Ja, hallo. Bist du es, Knut?«
    Knut empfand eine derartige Erleichterung, dass er laut auflachte, als er die Stimme des Polizeichefs wie ein beruhigendes Echo am anderen Ende der Leitung hörte. »Ja, sicher bin ich es. Da hast du mich ja auf eine schöne Reise geschickt!«
    »Ah ja, wieso?«
    »Ich will jetzt nicht in Details gehen, ich stehe im Vorzimmer des Konsuls. Man hat mich gebeten, eine Erklärung zu unterschreiben.«
    »Was für eine Erklärung? Normalerweise halten wir uns bei derartigen Inspektionen doch nicht mit Bürokratie auf. Die Arbeitsaufsicht hat die Verantwortung für den Bericht … wenn du irgendwelche Bedenken hast, solltest du das mit denen klären.«
    »Tom, jetzt hör doch mal zu. Jeden Moment kann jemand hereinkommen, dann kann ich nicht mehr offen reden. Ich bin nicht so sicher, ob es sich um einen Arbeitsunfall handelt. Ich habe die Leiche untersucht. Einige der Verletzungen waren etwas … eigenartig. Es gibt keinen logischen Grund, warum … aber beide Hände waren zertrümmert, verstehst du, ich begreife nicht, was sich hier abgespielt hat. Außerdem herrscht hier eine ganz komische Atmosphäre. Sie haben den Betrieb des Kohlebergwerks eingestellt. Das machen die doch normalerweise nur, wenn …«
    »Knut …«
    »Wann werde ich abgeholt?«
    Einen Augenblick blieb es still. Der Polizeichef räusperte sich. »Na ja, tut mir leid. Der Hubschrauber ist noch immer in Nordostland. Es handelt sich tatsächlich um eine echte Rettungsaktion, kein falscher Alarm. Du musst bis morgen in Barentsburg bleiben. Vielleicht kannst du mit dem Konsul über eine Unterkunft sprechen?«
    »Ich rufe dich später noch mal an.« Knut legte den Hörer auf. Er hatte ein Geräusch hinter seinem Rücken gehört und drehte sich langsam um. Der Direktor stand in der Tür zum Büro des Konsuls.
    »Probleme?«, erkundigte er sich.

KAPITEL 7 Umwege
    Der russische Trawler, ein gewaltiger schwarzer Schatten in der weiten weißen Landschaft, glitt mit langsamer Fahrt aus der Mündung der Hinlopenstraße.
    »Verflucht«, flüsterte der Kapitän. Erst jetzt entspannte er sich ein wenig. »So was mach ich nie wieder.« Er trat an ein Bullauge und blickte in die Polardunkelheit.
    Der Steuermann widersprach nicht. Seine Hände klammerten sich wie im Krampf um das Ruder. Sie hatten eine schwierige, gefährliche Fahrt zwischen Eisschollen hinter sich. »Ich dachte, du hättest gesagt, die Gezeitenströmung sei nicht so kräftig?«
    Der Kapitän antwortete nicht. Er hatte einen Fehler gemacht, aber sie waren durchgekommen. Kein weiteres Wort

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