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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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darüber. Jetzt interessierte ihn mehr, wie die anderen Trawler die Fahrt überstanden hatten. In dem Mahlstrom der Gezeiten und des Treibeises hatten sie an der engsten Stelle der Straße, direkt vor der Landzunge von Brage, den Kontakt zu den anderen Schiffen verloren. Danach hatten er und der Steuermann genug damit zu tun gehabt, den Trawler aus dem Bereich der Sandbänke östlich des Sorgfjords zu manövrieren. Es blieb keine Zeit, um Funkkontakt mit den anderen Trawlern aufzunehmen.
    Bei den Schiffen handelte es sich keineswegs um kleine, einfache Fischkutter. Sie hatten die höchste Eisklasse, sonst hätten sie sich so spät im Herbst überhaupt nicht mehr in die Hinlopenstraße wagen können. Es waren neugebaute Fabriktrawler, auf denen die Fische direkt, nachdem sie an Bord kamen, ausgenommen und tiefgefroren wurden. Mit Winschen und großen, praktischen Luken direkt in die Laderäume. Angestrichen in der für russische Schiffe so typischen mittelgrauen Farbe, allerdings mit verbeulten und verschrammten Seiten nach den harten Zusammenstößen mit dem Eis.
    Die Lichter der beiden anderen Fischerboote kamen endlich hinter ihnen an der Steuerbordseite in Sicht. Sie waren weit weg, bestimmt einige Seemeilen. Der Trawler mit dem internationalen Namen »Arktos« und dem Heimathafen Murmansk stoppte und wartete. Sie hatten viel Zeit. In der Nähe befanden sich keine weiteren Schiffe.
    In Longyearbyen war es noch früher Morgen, doch das Büro der Regierungsbevollmächtigten war bereits zum Leben erwacht. In allen Büroräumen brannte die Deckenbeleuchtung, und die große Empfangshalle war voller Seeleute, die der Hubschrauber von dem Küstenwachtschiff »Senja« eingeflogen hatte, das nördlich von Spitzbergen lag. Im Sitzungszimmer saßen die Regierungsbevollmächtigte Anne Lise Isaksen, der Polizeichef Tom Andreassen und mehrere Offiziere des Küstenwachtschiffs. So viel Betrieb hatte es im Büro der Regierungsbevollmächtigten seit Langem nicht mehr gegeben. Der halbdunkle, schläfrige Oktobertag hatte interessant angefangen, fand die Dame am Empfang, da könnte noch mehr kommen. Heute würde die eingegangene und bearbeitete Post nicht abgelegt werden.
    Im Sitzungszimmer hatte Kommandeurkapitän Kristian Fredriksen von der Küstenwache Nord gerade einen Lagebericht gegeben und auf einer Karte, die man inzwischen an die Wand gehängt hatte, die taktisch wichtigen Positionen markiert. »Das also ist die Situation«, fasste er zusammen. »Ein russisches Frachtschiff ist auf der nördlichen Route von Murmansk aus aufgebrochen und wird Ende der Woche in Barentsburg erwartet. Wir haben außerdem Grund zu der Annahme, dass drei große Fabriktrawler, ebenfalls Russen, in nördlicher Richtung auf dem Weg durch die Hinlopenstraße sind. Sie sind schwer beladen mit ihrem Fang. Eigentlich gibt es für sie überhaupt keinen Grund, nördlichen Kurs zu halten. Die Barentssee ist so gut wie eisfrei, die Hinlopenstraße dagegen ist voller Treibeis aus dem Polarmeer. Wir vermuten, dass sie vorhaben, westwärts bis Danskøya zu kommen, um dann Kurs nach Süden zu nehmen. Möglicherweise wollen sie irgendwo südlich von Spitzbergen mit dem Frachter zusammentreffen. Unser Plan ist, sie zu überraschen. Wir sind absolut sicher, dass sie versuchen werden, den verarbeiteten Fisch auf das Frachtschiff zu verladen. Die Trawler fahren danach wieder leer in die Barentssee und fischen weiter, als sei nichts geschehen. Bei gefälschten Logbüchern an Bord können wir nicht viel unternehmen. Wir müssen sie auf frischer Tat erwischen, wenn sie den Fisch umladen.«
    »Es ist doch nicht verboten, den Fang auf ein Frachtschiff zu verladen, wenn die Laderäume voll sind?« Polizeichef Tom Andreassen lehnte sich gegen ein Fenster, er fand, er hätte im Stehen eine bessere Übersicht über die Karte. »Die Trawler sparen doch Zeit und Treibstoff, wenn sie nicht bis Murmansk zurückmüssen, um die Ladung zu löschen.«
    »Du hast vollkommen Recht.« Der Kommandeurkapitän seufzte und setzte sich. »Wir haben ein paar Nackenschläge einstecken müssen, weil wir zu früh in Aktion getreten sind. Mit exakt dieser Argumentation haben sich die Russen immer wieder aus der Affäre gezogen. Dieses Mal müssen wir warten, bis die Trawler den verabredeten Treffpunkt erreichen. Wir vermuten, dass er bei der Bäreninsel liegt. Mit ein bisschen Glück beim Timing haben sie dann bereits die Fangaufzeichnungen und die Logbücher gefälscht. Damit hätten wir

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