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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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lag über dem schlimmsten Verfall, aber die Reste von Bauten und Eisenschrott erschwerten es, unbeschadet bis zu dem teilweise eingestürzten Turm mit dem verbeulten, rostigen Eisentor vorzudringen, das jetzt offen stand. Schatten teilten das Gebiet in schwarz-weiße Muster. Mehrere Fußspuren führten in Richtung des Turms. Bereits vor ihnen waren Menschen hier unterwegs gewesen – erst kürzlich.
    Es war kalt und ruhig. Über ihnen knisterten die Sterne wie gestoßenes Eis am dunklen Nachthimmel. Knut fror in seiner gefütterten Lederjacke, er schlug den Kragen hoch bis an die Ohren und steckte die Hände in die Taschen. Der Dolmetscher und der fremde Russe gingen vor ihm, beide trugen die traditionellen, dicken Russenjacken mit großen Kapuzen. Knut achtete genau auf jeden Schritt. Möglicherweise überdeckte der Schnee Löcher oder Gegenstände, über die er stolpern könnte.
    »Wieso ist das Gelände nicht längst geräumt worden und wird als Bauplatz für neue Häuser verwendet?«, fragte er sich halblaut. Es musste sich um die Reste des alten Barentsburg handeln, das die Russen nach Übernahme der Kohleminen 1932 errichtet hatten – für die damalige Zeit ausgestattet mit den modernsten Zechengebäuden und Arbeiterbaracken. Während des Zweiten Weltkriegs schossen die deutschen Schlachtschiffe »Scharnhorst« und »Tirpitz« das gesamte Gebiet in Brand, am 6. September 1943 war ganz Barentsburg in Schutt und Asche gelegt worden. Nur einige wenige Gebäude blieben am Abhang stehen, darunter das Krankenhaus und ein paar alte Holzhäuser. Die deutschen Schiffe waren gekommen, um die Kohleminen zu zerstören.
    Als die Russen nach dem Krieg zurückkehrten, konnten sie vermutlich nicht ohne weiteres neue Gebäude auf das zerbombte Gelände bauen. Zerstörte und eingestürzte Stollen hatten den Untergrund instabil werden lassen. Die beiden Türme waren alles, was noch von der alten Tagesanlage stand. Doch die Öffnungen für den Personenschacht und den Transportschacht existierten noch, von hier aus gab es noch immer Wege ins Bergwerk. Der Dolmetscher schob das verbeulte, rostige Eisentor mit einem kreischenden Geräusch auf. Er verschwand in einem klaffenden schwarzen Loch.
    Der Schacht war schmal und niedrig. Knut senkte den Kopf und bückte sich. Es war anstrengend, auf diese Weise zu gehen. Leicht konnte man sich den Kopf an einem Vorsprung der Decke stoßen oder auf der Sohle stolpern, wie die Bergleute den unebenen Boden nannten.
    Der Dolmetscher und der fremde Russe verfügten über Taschenlampen. Knut ging zwischen ihnen. Ihre Schatten tanzten einen makabren Tanz über glänzende Kohleflächen und verbrannte Stützpfeiler, die an der Decke verkeilt waren.
    Je tiefer sie unter Tage kamen, desto wärmer wurde es. Wasser tropfte von der Decke, rann langsam die Wände hinab und sammelte sich in kleinen Pfützen auf dem Boden. Sie befanden sich in einer Unterwelt aus dunklen Gängen, die sich drehten und wanden, immer weiter nach unten führten, und sich erst in die eine, dann in die andere Richtung verzweigten.
    Es muss eine Art Codesystem sein. Irgendwie merken sie sich die Gänge, so dass sie wissen, wo sie sich befinden , dachte Knut. Er wollte den Dolmetscher fragen, warum sie die Grube durch eine der alten Tagesöffnungen betreten hatten, statt die neue, moderne Anlage zu benutzen, die über einen motorisierten Transport verfügte. Aber er kam nicht dazu, er hatte mehr als genug damit zu tun, Schritt zu halten. Das langsame Stolpern in der Dunkelheit kam ihm wie ein Albtraum vor. Er sehnte sich danach zu beenden, was sie von ihm verlangten, um unter die Decke seines Hotelbetts kriechen und schlafen zu können.
    Endlich waren sie da, jedenfalls begann der Dolmetscher langsamer zu gehen. Sie hatten den Rand einer großen Höhle erreicht. Die Decke verschwand mindestens fünf, sechs Meter über ihnen. Sie wurde von breiten Säulen aus grob behauener Kohle gehalten. Das Licht der Taschenlampen flackerte durch den enormen Raum. Knut erkannte eine Wasserlache, groß wie ein Teich. Sie bedeckte den größten Teil des Bodens. Im Wasser lagen zerstörte, verzogene Eisengegenstände, alte Loren und etwas, das aussah wie Motorteile.
    »Dies ist ein sehr alter Teil der Grube, Chnuet«, wandte sich der Dolmetscher an ihn. »Alles wurde bei einer heftigen Explosion vor vielen, vielen Jahren vernichtet. Auf der anderen Seite der Höhle kommen wir in einen Stollen, der uns zu der Stelle führt, an der das Unglück von

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