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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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wollte in Anwesenheit eines norwegischen Polizisten seine Autorität nicht verlieren und zischte irgendetwas auf Russisch. Knut ging dazwischen. »Die Bergwerksverordnung und das Arbeitsschutzgesetz regeln die Sicherheit der Arbeiter in den Kohlebergwerken auf Spitzbergen. Aber Sie haben Recht. Selbstverständlich bin ich verpflichtet, Sie anzuhören, wenn Sie einen konkreten Verdacht in dieser Angelegenheit haben. Deshalb hat der Direktor ja die Regierungsbevollmächtigte um Unterstützung gebeten. Der Todesfall wird noch ein weiteres Mal gründlich untersucht werden, von der Arbeitsschutzbehörde. Es kommt in diesem Fall also zu einer doppelten Untersuchung. Sie können davon ausgehen, dass Direktor de Rustin alles getan hat, um eventuelle Unklarheiten auszuräumen.«
    Der Dolmetscher versuchte sich stotternd an den schwierigen Formulierungen und Fachausdrücken, gab aber letztendlich auf und verwendete die norwegischen Begriffe. Trotzdem gelang es ihm offenbar, Knuts versöhnlichen Beitrag zu vermitteln. Die Stimmung schien nicht mehr ganz so bedrohlich. Die Bergleute besprachen sich leise. Knut war zufrieden mit sich. Ein wenig Diplomatie kostet mich ja nichts , dachte er bei sich.
    Nach einer längeren Diskussion unter den Arbeitern ergriff der Anführer wieder das Wort. »Wir beenden den Streik und nehmen morgen unsere Arbeit wieder auf«, erklärte er. »Unter der Bedingung, dass wir unseren Verdacht erläutern können. Außerdem verlangen wir, dass die Kündigungen, die für fünfzig Bergleute ausgefertigt wurden, nicht verschickt werden. Wir wollen die persönliche Garantie des Direktors, dass die Versorgung mit Lebensmitteln und Material für den Winter beträchtlich erhöht wird. Es muss wieder erlaubt sein, sich in der Kantine etwas zu essen zu kaufen und es mit nach Hause zu nehmen. Darüber hinaus sollen die Arbeiter die Möglichkeit bekommen, etwas von der Schmuggelware zu kaufen, die die Schiffe vom Festland mitbringen …«
    Der untersetzte Russe, der Knut im Hotelzimmer abgeholt hatte, lachte höhnisch und fing an, auf Russisch etwas zu rufen. Doch der Direktor, der einen Teilsieg verbuchen konnte, lächelte versöhnlich. »Bergmann Ivan Grigorowitsch meint selbstverständlich die kleinen Souvenirs, die von den Mannschaften der Schiffe als Geschenke für die Bevölkerung von Barentsburg mitgebracht werden, nicht wahr? Wahrscheinlich die eine oder andere Tüte mit frischen Krabben oder Fisch?« Er breitete die Arme aus. »Lasst mich die Absprache noch einmal bestätigen. Der Arbeitsunfall wird sowohl vom Büro der Regierungsbevollmächtigten als auch von der Arbeitsaufsichtsbehörde untersucht. Wir alle wünschen uns sichere Verhältnisse im Werk. Wenn es um die Entlassungen und die Versorgung geht, so fürchte ich, dass dies letzten Endes der Entscheidung des Generaldirektors in Murmansk obliegt. Zum Wohle des Trusts, natürlich. Aber ich werde meine bescheidenen Einflussmöglichkeiten einsetzen, so gut ich kann.«
    Der Direktor lächelte und trat ein paar Schritte zurück, bis er neben Knut stand. »Im Übrigen hat der Polizeibeamte Fjeld bereits den Unglücksort und den Toten inspiziert. Seiner Schlussfolgerung nach handelt es sich bei dem Todesfall um einen Unfall. Das wird er sicher in seinem Bericht an das Büro der Regierungsbevollmächtigten erläutern – von dem uns eine Kopie versprochen wurde. Selbstverständlich werde ich den Bericht ins Russische übersetzen lassen, damit ihr alle lesen könnt, zu welchem Ergebnis er gekommen ist.«
    Knut hätte protestieren können, allerdings war dies weder der richtige Ort noch der richtige Moment. Die Augen der Bergleute ruhten auf ihm. Er fühlte sich deplatziert, als Eindringling. Sie verdienten Aufrichtigkeit und wurden mit leeren Festreden abgespeist. Trotzdem sagte er nichts. Morgen würde er an Bord eines russischen Hubschraubers auf dem Weg nach Longyearbyen sein. Das war die Zeit, um alle Widersprüche dieses Todesfalls festzuhalten. Nicht hier, viele hundert Meter unter der Erde und mehrere Kilometer tief im Berg, in langen Stollen, durch die er allein unmöglich zurückfinden würde.
    Die Digitalkamera steckte in seiner Jackentasche. Möglicherweise könnte es von Nutzen sein festzuhalten, wer sich an diesem nächtlichen Treffen unter der Erde beteiligte. Knut trat ein paar Schritte zurück, doch noch bevor er auf den Auslöser drücken konnte, wurde ihm die Kamera aus der Hand geschlagen.
    » Stjupid police piejg .« Der Untersetzte aus

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