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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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folgen – wenn nötig, bis zum Festland.
    Kommandeurkapitän Fredriksen trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Je länger sich die Situation an der Bäreninsel hinzog, desto angespannter wurde er.
    »Idiotie, die ›Senja‹ den Frachter verfolgen zu lassen. Genau das wollen sie doch«, sagte er zur Regierungsbevollmächtigten Isaksen. »Jetzt haben wir nur noch die ›Andenes‹ auf Spitzbergen.«
    Der Polizeichef konnte dem Gedankengang nicht folgen. »Hat sich die ganze Sache für die russischen Trawler damit nicht erledigt? Sie haben jetzt doch kein Schiff mehr, auf das sie den Fisch umladen könnten?«
    »Ganz deiner Meinung. Diese Operation wird sicher nicht stattfinden«, erklärte die Regierungsbevollmächtigte Isaksen. Sie stand auf, um das Sitzungszimmer zu verlassen. »Können wir dich zum Mittagessen einladen?«
    Sie war jetzt seit drei Jahren Regierungsbevollmächtigte, davor hatte sie zwei Jahre den Posten des stellvertretenden Regierungsbevollmächtigten inne. Eine Position mit erheblicher Verantwortung. Vieles hatte sie allein zu entscheiden – so war es auch beabsichtigt. Das Amt des Regierungsbevollmächtigten auf Spitzbergen war mit keinem anderen Aufgabenbereich in der staatlichen Verwaltung zu vergleichen. Anne Lise Isaksen hatte jetzt drei Jahre durchgehalten. Der Polizeichef hatte miterlebt, wie sie sich von einer netten, humorvollen Frau zu einer strengen Administratorin mit wenig Privatleben und so gut wie keinen engen Freunden entwickelt hatte. Es war an der Zeit, dass sie in ein Leben auf dem Festland zurückkehrte. Er fragte sich, wann sie wohl aufhören würde.
    Aber Kommandeurkapitän Fredriksen wollte nicht aufgeben. »Seht mal her, was ist mit dem Krossfjord?« Er lehnte sich über den Sitzungstisch und zeigte auf der Seekarte auf eine Stelle in der Nähe von Ny-Ålesund. »Um diese Zeit des Jahres liegen dort keine Schiffe mehr, außerdem hat der Fjord die richtige Entfernung. Abgeschirmt von den Wellen des Nordatlantik. Hohe Berge auf beiden Seiten, einsam und dunkel. Niemand würde das Motorengeräusch der Schiffe hören. Könnte der Krossfjord eine Möglichkeit sein?«
    »Ja, sicher. Gute Idee, aber mit wem sollten die Trawler sich dort treffen? Wer soll ihnen den Fisch abnehmen?«, fragte Tom Andreassen nachsichtig.
    Vor Verlegenhuken suchten die Helikopter des Küstenwachtschiffs »Andenes« die vermissten Trawler in einem immer größeren Umkreis, erst in Richtung Osten, dann im Westen. Die Hubschrauber kehrten in regelmäßigen Abständen zurück, um zu tanken, dann setzten sie die Suche fort. In nicht allzu langer Zeit würden sie ihren zulässigen Operationsradius erreicht haben.
    Die ersten Flüge blieben ergebnislos, keinerlei Anzeichen der verschwundenen Trawler. Der Flugleiter entschied sich für eine andere Taktik. »Ich gehe davon aus, dass sie versuchen werden, die Däneninsel zu umrunden, um Kurs Richtung Süden zu nehmen. Ich schlage vor, dass die Helikopter nach Westen fliegen und unter Land suchen.«
    Dieses Vorgehen führte schließlich zu Resultaten, allerdings erst, als die Hubschrauber ihren Aktionsradius voll ausschöpften. Sie wollten gerade umdrehen, als einer der Piloten die Schiffe entdeckte. »Na bitte, da sind sie ja«, meldete er vergnügt über Funk dem Küstenwachtschiff »Andenes«.
    Auf dem Rückflug entdeckten die Piloten ein drittes Schiff im Norden der kleinen Insel Moffen.
    »Sieh dir das an. Hast du dieses Riesending gesehen?«
    »Wo? Bei Moffen?«
    »Nein, nördlich davon. Am Horizont.«
    Die Hubschrauber flogen weiter nordöstlich, beide Piloten hatten die Geschwindigkeit gedrosselt. Am Horizont, wo sich das schwarze Meer und der dunkle Himmel in einem Streifen von schimmerndem Eis trafen, zeichnete sich die Silhouette eines Schiffs ab, eines riesigen Frachters.
    »Um Himmels willen … Was ist das denn?«
    »Sieht aus wie ein Kreuzfahrtschiff … aber enorm …«
    »Um diese Jahreszeit? Unmöglich.«
    »Sollen wir’s umrunden und kontrollieren?«
    Sie flogen Formation, mit einer halben Seemeile Abstand. Schweigend. Im Funkgerät knisterten elektrische Störungen. Um sie herum gab es nur das leere Meer. Im Süden, auf Nordostland, türmten sich große Gletscher über dem gefrorenen Land. Vor sich konnten sie die schwarzen Konturen der Sjuøyene erkennen.
    Der Pilot des vorderen Hubschraubers seufzte. »Wir haben nicht genügend Treibstoff und können nicht riskieren, trockenzufallen. Wir müssen zurück.«
    Der Pilot im hinteren

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