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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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riskieren … und ganz bestimmt wollte er Oksana nicht in Verlegenheit bringen.
    »Hast du danach gesucht?« Sie ging zur Kommode und öffnete die Schachtel mit der Unterwäsche. Holte zuerst die Brieftasche, dann die anderen Dinge heraus. »Das hast du gestern vergessen. Du hättest nur zu fragen brauchen …«
    Knut schaute auf den Russen, der noch immer in der Tür stand. Er machte keinerlei Anstalten hereinzukommen, grinste nur sein leeres Grinsen und nickte.
    Sie reichte ihm die Brieftasche. »Bitte sehr, zähl nach. Alles zusammen sind es …«
    »Oksana … Du musst doch nicht … Ich habe doch nicht angenommen, dass du etwas gestohlen hast … wollte nur … Ich konnte mich nicht erinnern, wo ich mein Handy und die anderen Sachen gelassen habe …« Er stammelte vor Verlegenheit und konnte sich nicht erklären, warum sie sich plötzlich so feindselig verhielt.
    Sie reichte ihm die Gegenstände und drückte den Rücken durch. »Los, überprüf, ob alles da ist!«
    Fast wie ein Reflex, aus reiner Nervosität, drückte er auf die Menütaste des Handys. Glücklicherweise, die Batterieanzeige stand unverändert bei zwei Strichen, obwohl das Handy jetzt über vierundzwanzig Stunden in Betrieb war. Er sah auch, dass es einen Anruf gegeben hatte. Am frühen Morgen, als er sie verlassen hatte. Wieso hatte er es nicht gehört? War er gerade im Bad gewesen? Er tippte sich bis zur Anrufliste durch und sah, dass der Anruf aus dem Büro der Regierungsbevollmächtigten gekommen war. Irgendjemand hatte ihn angenommen.
    Sie verfolgte jede seiner Bewegungen. »Ja, sicher«, sagte sie. »Jemand hat dich angerufen. Aber ich habe natürlich nicht mit ihm geredet. Ich wollte nur, dass es aufhört zu klingeln.« Sie ließ sich aufs Sofa sinken. »Ich bin erschöpft, Chnuet. Ich habe das alles satt. Kannst du jetzt bitte gehen?«
    Er hatte sie enttäuscht, so viel begriff er. Aber die Gedanken ließen sich nicht aufhalten, er suchte nach Erklärungen. Wo war sie den ganzen Abend gewesen? Es war bereits weit nach Mitternacht. Wer war dieser Anton, der ihr wie ein treuer Hund folgte? Einer der Bergarbeiter? Was tat er hier, vor ihrem Zimmer, mitten in der Nacht?
    Am schlimmsten, gerade jetzt … Er musste an den letzten Telefonanruf denken. An das Klingeln, das sie angeblich gestoppt hatte. Das Gespräch hatte über eine Minute gedauert. Siebenundneunzig Sekunden, um genau zu sein.

KAPITEL 23 Schiffsanlauf
    Lärm weckte ihn, ein dumpfes Poltern von weit her, eher eine Bewegung als ein Geräusch. Er hatte das Gefühl, als bebe das Hotel, aber das mochte Einbildung sein. Er sprang aus dem Bett und lief ans Fenster. Der Fußboden fühlte sich eiskalt an.
    »Herrgott, hoffentlich hat es keine Explosion im Schacht gegeben.« Knut murmelte vor sich hin, als er fröstelnd und nur mit der Unterhose bekleidet am Fenster stand. Die alten Stollen lagen direkt unter der Siedlung. Er dachte an die gähnenden schwarzen, mehrere Meter hohen Hohlräume, die von direkt aus der Kohle gehackten Pfeilern gehalten wurden. Methangas gab es in einer Kohlenmine immer, es trat einfach aus den Felsen aus. Geruchlos, farblos, leichter als Luft. Wenn die Arbeiter nicht aufpassten und ständig den Prozentsatz an Gas in der Luft prüften, bestand Explosions- und Lebensgefahr. Die ganze Zeche konnte in die Luft fliegen.
    Knut gab offen zu, dass er Angst vor den geheimnisvollen Gängen hatte, die sich tief unter der gefrorenen Erde von Spitzbergen in die Felsen schlängelten. Er hatte genug vom Kriechen durch klaustrophobisch enge Schächte mit dem unfassbaren Gewicht der Felsen über sich. Er hatte die Konsequenzen von Steinschlag aus überhängenden Felswänden gesehen. Verstümmelungen, zerschmetterte Körper. Tod.
    Aus dem Hotelzimmer im zweiten Stock konnte er die Straßen von Barentsburg und einen Teil des Platzes überblicken. Noch war es früher, dunkler Morgen. Und durch die Dunkelheit kam dieser bebende, dröhnende Basslaut, der die Fensterscheibe an seinen Fingerspitzen sanft erzittern ließ.
    Sein Blick schweifte über die Hauptstraße. Kein Bus war zu sehen, keiner dieser gewaltigen Lastwagen oder eine der für den Bergbau notwendigen Maschinen, die die Ursache dieses Maschinenlärms hätten sein können. Schließlich hob er den Blick und schaute über den Fjord. Am Kai passierte etwas. Die beiden russischen Fischkutter waren strahlend hell erleuchtet. Er sah mehrere Schatten über die Leitern hasten, einer löste gerade die Vertäuung. Die Fischkutter

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