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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Sekunden, bis der Dolmetscher neben ihm stand. »Der Decksmatrose Andropov fragt, was Ihr Anliegen an Bord der ›Krasin‹ ist. Sie stehen nicht auf der Liste der Ehrengäste.«
    »Dann sagen Sie ihm, dass ich mit meiner Vorgesetzten, der Regierungsbevollmächtigten Isaksen, sprechen muss«, antwortete Knut. Er biss die Zähne zusammen.
    »Was geht hier vor?« Der Polizeichef. Er hatte sich zu ihnen durchgekämpft und sah besorgt aus. »Was ist denn so wichtig?«
    »Oksana, hast du sie gesehen? Sie ist verschwunden, und ich … Ich muss mit ihr reden, bevor sie von hier verschwindet.«
    »Knut, was geht hier vor?« Der Polizeichef runzelte die Augenbrauen. »Ihr wurde auf dem Weg zum Schiff übel. Ein paar von den russischen Frauen haben sie zurück in die Stadt gebracht. Sie hat sich übergeben müssen, konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie wollten sie ins Krankenhaus bringen.«
    Knut presste die Lippen zusammen und versuchte, sich zu beruhigen. »Gut, ich glaube … Aber Tom, da ist noch etwas anderes. Die beiden russischen Trawler, die der ›Andenes‹ entwischt sind. Ich glaube, sie sind auf dem Weg in den Grønfjord, jedenfalls habe ich sie gerade in der Bucht gesehen.«
    Der Polizeichef entschied schnell. »Bleib an meiner Seite. Wir müssen zu Anne Lise.«
    Die kleine Gesellschaft ausgewählter Gäste hatte in der geräumigen Kajüte des Kapitäns Tee getrunken. Für eine Führung über das Schiff fehlte leider die Zeit. Der Kapitän bedauerte. Vielleicht ein andermal? Man konnte die Bevölkerung von Barentsburg nicht auf dem Kai stehen und frieren lassen. Auf dem Weg zum Vorderdeck traf die Gruppe auf den Polizeichef und Knut.
    »Anne Lise, es tut mir leid, wenn ich störe. Aber wir müssen sofort mit dir reden.« Tom war sicher, die Regierungsbevollmächtigte würde verstehen, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein musste. Sie gingen hinter das Steuerhaus und fanden eine ruhige Ecke, in der sie einigermaßen sicher sein konnten, dass das Gespräch nicht mitgehört werden konnte.
    »Die beiden russischen Trawler aus Verlegenhuken kommen. Knut hat sie auf dem Weg in den Fjord gesehen.«
    »Hierher?« Die Regierungsbevollmächtigte Isaksen starrte sie an, versuchte, auf die veränderte Situation zu reagieren. »Nicht die beiden kleinen Fischkutter, die hier am Kai gelegen haben? Wir reden über die Fabriktrawler?«
    »Ja, wir wissen nicht, wo die anderen geblieben sind. Sie sind nicht zu sehen …«
    Anne Lise Isaksen sah Knut langsam an. »Bist du sicher?«
    »Ich habe vor ungefähr zehn Minuten zwei Schiffe in der Fjordmündung gesehen. Sie sind für normale Fischkutter viel zu groß. Mehr kann ich nicht sagen.«
    Die Regierungsbevollmächtigte sah den Polizeichef besorgt an. »Das wird schwierig. Ich kann jetzt nicht weg und du auch nicht. Bergwerksdirektor de Rustin wird am Sarg sprechen. Wir müssen dort sein.« Sie dachte nach. »Aber auf dich achtet niemand, Knut. Warte, bis alle aufs Vordeck gegangen sind. Und dann such dir eine Stelle, von der du ungestört beobachten kannst, wohin die Trawler unterwegs sind.«
    Knut wartete, bis der Direktor mit seiner Rede begann, bevor er an die Reling hinter dem Steuerhaus trat, um den Fjord zu beobachten. Keiner der Fabriktrawler war zu sehen. Natürlich nicht, wie sich bald herausstellte. Er war nicht einmal überrascht, als er sie entdeckte. Beide Trawler lagen mit Tampen und ein paar Fendern vertäut am gewaltigen Rumpf der »Krasin«. Er sah sich um und beugte sich vor, dabei hielt er sich mit beiden Händen gut an der Reling fest. Ein paar Decks unter ihm stand eine Ladeluke offen, ungefähr auf der Höhe der Trawler. Ein Kran auf dem Deck darüber hievte ganze Stapel von Kisten an Bord des Eisbrechers. Ebenso effektiv wurden die Kisten von unsichtbaren Händen aus der Lukenöffnung abtransportiert.
    Knut hätte am liebsten seinen Kopf gegen das Stahlschott geschlagen. Einige Meter unter ihm, gut getarnt vom gewaltigen Schatten der »Krasin« und von der Siedlung aus nicht zu sehen, schaukelten auch die beiden kleinen Fischkutter mit laufenden Motoren – sie lagen deutlich höher im Wasser als zuvor. Weder die Regierungsbevollmächtigte noch die Küstenwache mussten weiter nach dem illegalen Fang suchen. Er wurde während der Gedenkfeier für den toten Steiger an Bord der »Krasin« umgeladen.
    Die formelle Feier auf dem Vorderdeck war vorbei. Die Gäste verließen das Schiff über die Gangway. Die meisten blieben auf dem Kai stehen,

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