Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
Vom Netzwerk:
Russisch, dann verschwanden beide auf dem Korridor. Knut ging ihnen nicht nach. Es war spät, und ihm blieb nur wenig Zeit.
    Oksana hatte die Augen geöffnet. Sie wirkte verstört. »Warum hast du Ljuda verjagt? Sie sollte ein bisschen was zu essen besorgen. Ich habe solchen Hunger …«
    Knut setzte sich auf den niedrigen Hocker. »Ich werde nicht lange bleiben, ich wollte nur mal vorbeischauen, um …« Er unterbrach sich, um ihr nichts vorzulügen. »Oksana, ich muss dir ein paar Fragen stellen. Fast ist es zu spät. Ich fliege zurück nach Longyearbyen, und du musst ja nach Murmansk.«
    Sie drehte den Kopf zur Wand. »Ich dachte, du wärst gekommen, um zu sehen, wie es mir geht …«
    »Selbstverständlich bin ich deshalb hier. Ich habe nicht gesehen, wie du verschwunden bist, plötzlich warst du einfach weg, und da … am Kai ist so viel passiert.«
    »Ljudmila hat mir erzählt, dass Kostja von der Landebrücke ins Wasser gefallen und ertrunken ist. Dir ist ja fast dasselbe passiert, aber du bist nicht ertrunken …«
    »Nein, das … Na ja, vielleicht, in gewisser Weise.« Sie hatte Recht. Er wunderte sich, wie transparent alles in Barentsburg war – alle wussten nahezu gleichzeitig, was sich ereignete. Nur er wurde ausgeschlossen. Trotz all seiner Erfahrung als Polizist hatte er keine Ahnung, wer für die beiden Morde verantwortlich war. Vielleicht verfügte sie ja über den Schlüssel zum Verständnis der Vorgänge in der kleinen Bergarbeitergemeinschaft? »Oksana, du willst doch herausfinden, was deinem Ehemann zugestoßen ist?«
    »Vielleicht kann ich nicht …« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich grübele, ob ich krank bin … alles ist so dunkel, ich weiß nicht mehr … was ich geträumt habe und was Wirklichkeit ist. Du musst mir helfen.«
    Knut war aufgewühlter, als er gedacht hätte. Er griff nach ihren Händen und hielt sie fest. »So sehr ich kann, Oksana, das verspreche ich dir.«
    Der Arzt hielt den Blick auf die Straße gerichtet und mied glänzende Eisflächen und große Schneehaufen. Er kam von der Sporthalle, wo der verstümmelte Körper des Bergwerksdirektors genauso aussah, wie er es erwartet hatte. Ein Unglücksfall. Es gab keinen Grund, etwas anderes in den Bericht zu schreiben. Trotzdem war irgendetwas faul in Barentsburg. Er hatte so lange hier gewohnt, dass er es an der Atmosphäre der Stadt spürte. Er sah es den Gesichtern der Menschen an, merkte es an der Art, wie sie sich in der Kantine benahmen. Die Leute vermieden es, sich direkt anzusehen. Sie führten sich auf wie Hasen auf einem Acker, sie hockten zusammen und hofften, dass der Jäger sie nicht sah.
    Er ärgerte sich, dass er gegenüber dem norwegischen Polizisten nicht ehrlich gewesen war. Knut Fjeld wirkte wie ein aufrichtiger Mann – naiv, aber wohlmeinend. Hätte er ihm sagen sollen, dass er den Herd der Lebensmittelvergiftung längst lokalisiert hatte? Diese Norweger hatten ein so starkes Vertrauen in das Prinzip, dass alles sich lösen ließ, wenn man die Dinge nur offen vor der Bevölkerung ausbreitete. Der Arzt murmelte vor sich hin, schüttelte den Kopf. Er sah die Gestalt nicht, die ihm an den Hauswänden folgte, er hörte die Schritte nicht.
    »Vielleicht ist es am besten, gar nichts zu sagen«, brummte er. »Der Norweger könnte auf die Idee kommen, den Verantwortlichen damit zu konfrontieren. Und was wäre die Folge? Neues Unglück.«
    Plötzlich stand sie da, direkt vor ihm.
    »Ah, ich habe dich gar nicht gesehen. Du hast mich erschreckt.«
    »War es so, wie wir gedacht haben?« Unter ihrer Anorak-Kapuze schimmerte es. Glänzendes Metall spiegelte sich im Licht einer Straßenlaterne.
    »Ja, es waren die eingelegten Eier. Dieser Idiot. Weißt du was? Ich glaube, es war Absicht. Er ist ein boshafter Knauserer.«
    »Er ist schlimmer als das. Du weißt zu wenig über diesen Teufel. Du musst vom Büroleiter verlangen, dass ihm die Arbeit im Stall entzogen wird. Er muss zurück aufs Festland. Es ging, solange de Rustin lebte, aber jetzt …«
    Der Arzt senkte den Kopf und blickte so lange in die stark geschminkten Augen, bis sie schließlich den Blick abwandte und etwas sagen musste. »Nein, wie kannst du glauben, dass ich …« Sie lächelte, aber ihre Heiterkeit erreichte nicht die Augen. »Es war ein Unglücksfall, aber auf jeden Fall ist er tot. Sein Nachfolger wird in wenigen Tagen aus Murmansk eintreffen. Du musst mit ihm reden, wir müssen Grigótovit loswerden.«
    »Ich kann mich nicht in die

Weitere Kostenlose Bücher