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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Fjeld, ich habe von Ihnen gehört. Besser gesagt, ich habe mich ein bisschen informiert, bevor ich in Murmansk aufbrach. Es heißt unter Ihren Kollegen, es sei schwierig, mit Ihnen zusammenzuarbeiten …«
    Knut hatte es für selbstverständlich gehalten, dass er die Ermittlungen leitete. Diese Eröffnung verblüffte ihn, verschlug ihm für einen Moment die Sprache. Schwierig in der Zusammenarbeit? Mit wem hatte der Russe gesprochen? Wohl kaum mit dem Büro der Regierungsbevollmächtigten …
    Jewgeni Iwanowitsch nickte und sah aus, als würde er sich amüsieren. »Man sagt auch, dass Sie es mit dem polizeilichen Procedere nicht so genau nehmen …«
    Wovon redete er? Wer behauptete so etwas? Es musste sich um einen Bluff handeln, einen Versuch, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Höre ich zum ersten Mal«, erwiderte Knut kurz angebunden. »Im Übrigen ist es auch vollkommen egal. Wollen wir die Fakten durchgehen, die uns über die beiden Unglücksfälle vorliegen?«
    Der russische Ermittler lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und streifte die dicken Lederstiefel ab. Zog eine verbeulte kleine Metallflasche aus der Jackentasche, nahm einen langen Schluck und rülpste diskret hinter dem Handrücken. »Ja, schauen wir uns die Unfälle mal an«, sagte er.
    Sie gingen Jekaterinas Zusammenfassungen der Anhörungen über Vanjas Tod durch. Knut schaltete seine Digitalkamera ein, sie funktionierte, obwohl die Batterien kaum noch Spannung hatten. Er zeigte dem Russen die Fotos, die er am Tatort gemacht hatte.
    »Man kann überhaupt nichts erkennen«, erklärte Rostov. »Viel zu schlecht. Worauf soll ich eigentlich achten?«
    Knut berichtete von dem Vorschlaghammer, dem Spaten und den kleinen Fußspuren. Er hatte eigentlich nicht vor, von seinen Verdachtsmomenten zu erzählen, aber plötzlich diskutierten sie die Möglichkeit, dass die Witwe des Verstorbenen am Unfallort gewesen sein könnte. Vielleicht hatte sie etwas gesehen.
    Das interessierte den russischen Ermittler. Er richtete sich auf und sah sich die Fotos noch einmal an. »Sie könnten auch jemand anderem gehören«, sagte er schließlich. »Einer anderen Frau aus Barentsburg. Frauen haben oft kleine Füße.«
    Knut war fassungslos, wieso war er nicht längst selbst auf diesen Gedanken gekommen? Was war mit ihm los? Er fühlte sich wie ein Schlafwandler. »Wie verschaffen wir uns eine Übersicht?«
    »Ich werde ein bisschen in der Stadt spazieren gehen«, erklärte der Russe. »Allein. Die Leute werden offener reden, wenn Sie nicht dabei sind.«
    Knut blieb in dem leeren Sitzungszimmer sitzen und blätterte in dem unübersichtlichen Haufen Papier auf dem Tisch. Zu seiner Überraschung musste er feststellen, dass es anfing, nach einer ordentlichen Ermittlung auszusehen. Zwei Unglücksfälle, bei denen es sich um vorsätzlichen Mord handeln könnte. Er schüttelte den Kopf, alle Indizien waren sehr schwach. Welches Motiv könnte das Bindeglied zwischen den beiden Todesfällen sein?
    Beide Toten hatten Verbindungen zur Grube. Daher schien es am wahrscheinlichsten, die Ursache der Morde dort zu suchen. Aber Knut glaubte nicht daran. Die Konflikte zwischen den Arbeitern und der Bergwerksleitung vollzogen sich in bekannten Mustern, die ebenso alt waren wie die Kohleproduktion auf Spitzbergen. Ärger um die vorhandenen Mittel, um Löhne und Arbeitsbedingungen. Fehlende Sicherheitsausrüstung, Einsparungen zu Lasten der Produktion. Der ständige Kampf mit dem Berg, sämtliche Gefahren, die in jeder Grube unumgänglich sind.
    Er probierte es mit Geld als Motiv, dem Schwindel mit den Fischfangquoten. Der Polizeichef hatte angedeutet, dass eine darauf spezialisierte kriminelle Organisation möglicherweise einen Mann in Barentsburg hatte. Den sogenannten Koordinator. Knut hätte illegalen Fischfang nie für ein Mordmotiv gehalten, aber Tom hatte ihm versichert, dass es dabei um erhebliche Geldsummen ging. Die organisierte Kriminalität war jedem gegenüber gnadenlos, der ihren Geschäften in die Quere kam. Wer könnte der lokale Repräsentant dieser Aktivitäten in Barentsburg sein? Knut hatte nicht einen Hinweis, dem er nachgehen konnte, er hatte keine Ahnung. Er konnte nur darauf warten, dass der Betreffende sich verriet.
    Der Steiger und der Direktor, was hatten sie gemeinsam? Knut fiel nur die alte grausame Geschichte aus den siebziger Jahren in der Ukraine ein, das Massaker bei Pischane. Wenn es so wäre, ständen auch drei andere Personen in Verbindung mit den

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