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In meinem Himmel

Titel: In meinem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Sebold
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sie beobachtete, hatte ich das Gefühl, dass sie womöglich die Finger ausstrecken und die Arme heben und mit einem Kopfsprung eintauchen würde, um bei mir zu sein. Aber Ray trat hinter sie.
    »Anscheinend«, sagte er, »rülpst der Schlund der Erde.«
    Wir schauten alle drei zu, wie die Ecke von etwas Metallischem aufstieg.
    »Die großartige 69er Maytag«, sagte Ray.
    Doch es war keine Waschmaschine und auch kein Safe. Es war ein alter, roter Gasherd, der sich langsam bewegte.
    »Hast du dir jemals überlegt, wo Susie Salmons Leiche gelandet ist?«, fragte Ruth.
    Ich wäre am liebsten unter den wuchernden Sträuchern hervorgekommen, die ihr eisblaues Auto halb verdeckten, hätte die Straße überquert, wäre hinunter in das Loch und wieder hoch gelaufen und hätte sie sanft auf die Schulter getippt und gesagt: »Ich bin's! Du hast es erraten! Bingo! Tor!«
    »Nein«, sagte Ray. »Das überlasse ich dir.«
    »Hier verändert sich jetzt alles. Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, ist etwas verschwunden, das diesen Ort zu etwas Außergewöhnlichem gemacht hat«, sagte sie.
    »Willst du in das Haus gehen?«, fragte Ray, aber er dachte an mich. Wie er sich verliebt hatte, als er dreizehn war. Er hatte mich auf dem Heimweg von der Schule vor sich gesehen, und es war eine Reihe simpler Dinge: mein schlecht sitzender karierter Rock, meine mit Holidays Haaren bedeckte Jacke, wie das, was für mich mein mausbraunes Haar war, die Nachmittagssonne einfing, sodass sich das Licht flüssig darüber hinwegbewegte, während wir nach Hause gingen, einer hinter dem anderen. Und dann, ein paar Tage später, als er im Sozialkundeunterricht aufgestanden war und versehentlich aus seinem Referat über
Jane Eyre
statt über den Krieg von 1812 vorgelesen hatte, hatte ich ihn auf eine Weise angeschaut, die er nett fand.
    Ray ging auf das Haus zu, das bald abgerissen werden würde und von Mr. Connors eines späten Abends bereits aller wertvoller Türknäufe und Armaturen entkleidet worden war, Ruth dagegen blieb am Schlundloch. Ray war schon im Haus, als es passierte. So klar wie der helle Tag sah sie mich dort neben sich stehen und auf die Stelle schauen, wo Mr. Harvey mich abgeladen hatte.
    »Susie«, sagte Ruth und spürte meine Gegenwart noch deutlicher, als sie meinen Namen aussprach.
    Doch ich sagte nichts.
    »Ich habe Gedichte für dich geschrieben«, sagte Ruth, die wollte, dass ich bei ihr bliebe. Was sie sich ihr ganzes Leben lang gewünscht hatte, geschah, endlich. »Möchtest du nichts, Susie?«, fragte sie.
    Da verschwand ich.
    Ruth stand da, taumelnd, und wartete im grauen Licht der pennsylvanischen Sonne. Und ihre Frage klang mir in den Ohren: »Möchtest du nichts?«
    Hals Werkstatt jenseits der Bahngleise war verlassen. Er hatte sich den Tag frei genommen und war mit Samuel und Buckley zu einer Motorradausstellung in Radnor gefahren. Ich sah, wie Buckleys Hände über die geschwungene Vorderradverkleidung eines roten Minibikes strichen. Bald war sein Geburtstag, und Hal und Samuel beobachteten ihn. Hal hatte meinem Bruder Samuels altes Altsaxofon schenken wollen, doch da war meine Grandma Lynn eingeschritten. »Er braucht was, auf das er eindreschen kann, Schätzchen«, meinte sie. »Spar dir das subtile Zeug.« Also hatten Hal und Samuel zusammengelegt und meinem Bruder ein Schlagzeug aus zweiter Hand gekauft.
    Grandma Lynn war im Einkaufszentrum, wo sie versuchte, schlichte, aber elegante Kleider zu finden, die zu tragen sie meine Mutter überreden konnte. Mit durch jahrelange Praxis geübten Fingern zog sie ein marineblaues Kleid aus einem Ständer mit schwarzen. Ich sah, dass sich die Frau neben ihr vor Neid grünlich verfärbte.
    Im Krankenhaus las meine Mutter meinem Vater aus einem
Evening Bulletin
von gestern vor, und er schaute zu, wie sich ihre Lippen bewegten, und hörte nicht richtig hin. Lieber hätte er sie geküsst.
    Und Lindsey.
    Ich sah, wie Mr. Harvey am helllichten Tage in mein altes Viertel einbog; es kümmerte ihn nicht mehr, wer ihn entdeckte, er verließ sich auf seine gewohnte Unsichtbarkeit - hier, in der Nachbarschaft, wo so viele gesagt hatten, sie würden ihn nie vergessen, hätten ihn immer sonderbar gefunden, hätten gleich geargwöhnt, dass die tote Ehefrau, über die er mit wechselnden Namen sprach, eins seiner Opfer gewesen war.
    Lindsey war allein zu Hause.
    Mr. Harvey fuhr an Nates Haus im Anschlussviertel der Siedlung vorüber. Nates Mutter pflückte die verwelkten Blüten aus ihrem

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