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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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eingedeckt; innen an der Mauer sieht man sich wie in einem Spiegel, so klar und fein ist die Lasur gemacht. In der Kirche ist der Patriarch mit seiner Priesterschaft, und da wallfahrten die Griechen hin, so wie wir nach Rom. Santa Sophia hat auch noch 300 Türen, alle aus Messing. Der christliche Kaiser von Konstantinopel hat zwei Paläste in der Stadt, und der eine ist gar schön und wohl verziert mit Gold und Lasur und Marmor. Vor dem Palast steht auf einer hohen Marmorsäule das Bildnis des Kaisers Justinian zu Ross. Es ist aus Glockenspeise, Ross und Reiter aus einem Guss, und steht wohl schon 1000 Jahre da. Vor Zeiten hatte er einen goldenen Apfel in der Hand gehabt, was bedeutete, dass er ein gewaltiger Kaiser über Christen und Heiden gewesen ist. Die Stadt selber ist dreieckig und an zwei Seiten vom Meer umgeben. Gegenüber liegt die Stadt Pera, und zwischen diesen beiden Städten ist ein Meeresarm, der ist wohl drei welsche Meilen lang und eine halbe oder mehr breit. Den Meeresarm nennen die Griechen Hellespandt, die Heiden Pogas. Nicht weit von Konstantinopel lag auf einer schönen Ebene am Meer Troja, und man sieht noch gut, wo die Stadt gewesen ist.«
    »Troja, Herr?«
    Ringlin sah Cunrat kurz an. »Troja, ja «, murmelte er dann, und ihm war klar, dass dies doch eine zu lange Abschweifung geworden wäre, wenn er dem Bäckergesellen nun die Ilias hätte erzählen müssen.
    »Troja ist nicht wichtig«, fuhr er daher fort und versuchte nun, sich wirklich kürzer zu fassen. »Jedenfalls stieg mein bairischer Mitreisender in Konstantinopel aus, um über Land zurück in seine Heimat zu gelangen, während wir übrigen drei Schicksalsgenossen nach einigen Tagen mit der Kogge weitersegelten, die Kurs auf Venedig nahm. Von dort bin ich mit einem Kaufmannsschiff den Po und den Ticino hochgefahren, über den großen Kanal bis Mailand. Ich war jedoch vorsichtig und habe keinem gesagt, wer ich bin. Meinen Bart und die Haare hatte ich während der langen Reise wieder wachsen lassen, sie waren grau geworden im Vergleich zu früher. Die Narbe über meinem Auge und die schlechten Kleider taten ein Übriges, um mein wahres Ich zu verbergen.«
    Simon Ringlin machte eine Pause. Der abenteuerliche Teil seiner Reise war zu Ende erzählt, nun kam jener Teil, der ihn wohl am meisten von allen schmerzte. Er nahm noch einen Schluck aus seinem Weinbecher, bevor er weiter sprach.
    »Im Gefolge einer kleinen Gruppe von Kaufleuten bin ich zum Ravensburger Kontor gegangen. Niemand hat mich erkannt. Ich habe mich vorsichtig umgeschaut, ob ich Pina oder Lucia irgendwo sehen würde. Doch weder sie noch eine ihrer Mägde ließen sich blicken. Es gab viele neue Gesichter im Gelieger, und ein Knecht führte uns schließlich zu Jakob Schwarz, dem Prokurator der Ravensburger Handelsgesellschaft in Mailand, wie er sich vorstellte.«
    Ringlin trank noch einen Schluck, dann fuhr er bitter fort: »Er war mein Stellvertreter gewesen, und nun saß er an meinem Schreibpult und gab die Befehle. Während die anderen mit ihm verhandelten, hielt ich mich im Hintergrund, immer darauf hoffend, die Frauen irgendwo zu sehen. Doch vergebens. Unverrichteter Dinge verließ ich den Gelieger. In der nächsten Schänke, wo die Ravensburger im Allgemeinen verkehrten, bestellte ich einen Krug Wein und kam mit einer Magd ins Gespräch. Ich gab mich als Kunden der Handelsgesellschaft aus, der vor Jahren zum letzten Mal hier gewesen sei. ›Hieß der Verwalter damals nicht Ringlin?‹, fragte ich sie. Da erzählte sie mir, Ringlin sei vor drei Jahren von Piraten entführt und ermordet worden, und daraufhin habe sein Stellvertreter, dieser junge, deutsche Aufschneider den Posten übernommen. Die Frau habe er auch übernehmen wollen, aber die habe das nicht mitgemacht. Da sei dessen Begierde in Hass umgeschlagen, und Ringlins Frau habe heimlich die Stadt verlassen müssen, um seinen Nachstellungen zu entgehen. Mit ihrer Tochter sei sie fortgezogen. ›Hier an diesem Platz hat er danach gesessen‹, hat sie gesagt, ›da, wo Ihr jetzt sitzt, und hat alle Heiligen des Himmels auf die arme Frau und ihre Tochter herabgeflucht, nachdem er zwei Krüge Wein getrunken und einen an der Wand zerschmettert hatte, und er hat ihr Rache geschworen auf ewig.‹ Als ich sie fragte, ob sie wisse, wohin die Frauen gegangen seien, hat sie mich angeschaut und gefragt, wer ich denn sei. Ich würde sie an Ringlin erinnern. Da habe ich mich ihr zu erkennen gegeben, und sie hat meine Hand

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