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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Hausherren bringen mochten.
    Magdalena schlüpfte
     hinein und ließ die Pforte einen Spalt weit offen. Ich verstand
     — und blieb draußen auf der Straße stehen. Es war mein
     Schicksal, dass ich mich durch Hintereingänge in Häuser
     schleichen musste wie ein Dieb — ein Sünder, der sich nahm, was
     ihm nicht zustand. Eine Weile sah ich mich um und als ich glaubte, dass
     niemand meiner achtete, eilte ich mit wenigen großen Sprüngen
     die Treppe hoch und verschwand im Innern des Hauses.
    Ich hatte richtig geraten,
     denn ich fand mich in einer großen, wohlgepflegten Küche
     wieder. Allerdings sah es dort so aus, als habe schon seit Tagen niemand
     mehr gekocht, zumindest nicht für eine größere Gruppe von
     Menschen. Alles war sauber, ordentlich und aufgeräumt. Niemand war zu
     sehen, auch Magdalena nicht mehr. Ich eilte durch die Küche, kam auf
     einen Gang und erspähte, dass von den vielen Türen, die dort zu
     beiden Seiten die Wände durchbrachen, nur eine geöffnet war:
     Einen Augenblick später lag Klara in einer winzigen Stube in meinen
     Armen.
    *
    Oh süße Lust, die
     uns alle Sorgen vergessen lässt! Auf dem Weg zum Haus des Wollhändlers
     hatte ich mich immer wieder umgesehen, aus Sorge um einen geheimnisvollen
     Verfolger. Ich hatte Angst um Klara.
    Mein Geist war verwirrt vom
     Gesicht des Inquisitors im nächtlichen Licht des Blitzes und vom
     Anblick des gefolterten Vaganten, der für ein Verbrechen gestorben
     war, das er nicht begangen hatte. Ich fragte mich, wo sich die terra perioeci befinden mochte und wie ich, ohne
     Verdacht zu erregen, geografische Werke studieren konnte. Ich fühlte
     mit der Jüdin Lea, die sich um ihren Vater ängstigte. Ich fürchtete
     einen Mann, der mit der Linken zwei Männer GOTTES und eine
     schandbare, mir jedoch teure Frau erstochen hatte. Dann kam Klara und
     brannte mit ihrem ersten Kuss all die Bedrängnisse meiner Seele zu
     Asche. Ich seufzte auf und ergab mich ihren Liebkosungen, die ich so viele
     Tage entbehrt hatte. Erst nach einer langen Zeit kam ich wieder zu Sinnen.
     Ich lag auf einem schmalen, harten Bett, der nackte Körper meiner
     Geliebten schmiegte sich noch immer an den meinen. Ich blickte mich um.
     Das Zimmer der Dienerin war klein, die Wände glänzten kahl, das
     winzige Fenster ließ nur wenig Licht ins Innere.
    Klara, die mich beobachtete,
     lächelte. »Mach dir keine Sorgen, Ranulf«, flüsterte
     sie. »Der Wollhändler ist schon im Frühling nach Brügge
     aufgebrochen. Längst sollte er zurückgekehrt sein, doch seit
     Wochen hat niemand mehr etwas von ihm gehört. Seine Gattin führt
     den Haushalt, doch sie verbringt ihre Tage bei einer verheirateten Tochter
     auf der anderen Seite des Flusses. Sie wird, wie stets, erst am Abend zurückkehren.
     Sollte sie doch wider Erwarten früher kommen, dann wird sie uns hier
     in dieser Stube des Gesindes nicht finden. Meine Dienerin Magdalena hat
     alles vorbereitet.« Ich dachte an die Bettler und Krüppel,
     welche die Augen der Inquisition waren. Wenn schon diese Elenden würdig
     waren, der Kirche zu dienen, dann könnten doch sicher auch
     Dienerinnen dazu auserkoren sein. »Ist Magdalena verschwiegen?«,
     fragte ich deshalb nicht ohne Unruhe.
    Klara lachte. »Es ist
     ein bisschen spät, dass du dir darüber Sorgen machst, mein
     Geliebter!«, schalt sie mich neckisch. »Doch sei ohne Furcht:
     Magdalena ist in meinem Elternhaus groß geworden, folgte mir zu
     meinem Gatten und ist mir bedingungslos ergeben. Ihr allein traue ich -
     denn sonst traue ich niemandem mehr.«
    Kälte durchfuhr meinen Körper.
     Ich richtete mich auf und blickte Klara an.
    »Was ist vorgefallen?«,
     begehrte ich zu wissen.
    Die Reedersgattin wurde
     ernst. Die Spottlust, die ich so an ihr liebte, war in ihren Augen
     erloschen. »Ranulf«, fragte sie mich, »ist es möglich,
     dass in wenigen Stunden Dinge geschehen mögen, die ein Leben, das
     doch schon so manches Jahr währt, von Grund auf verändern können?«
    Ich lächelte schwach.
     »Die erste Liebesnacht, die du mir schenktest, währte wohl kaum
     mehr als eine Stunde — und machte doch zwei Jahrzehnte Keuschheit
     und Gehorsam zunichte«, erinnerte ich sie. »Und«, setzte
     ich rasch hinzu, um ihr Gewissen nicht zu belasten, »ich habe diese
     große Veränderung seither nicht einen Augenblick bereut.«
    Klara blieb ernst. »Ich
     jedoch bereue die Veränderungen der letzten Stunden«, flüsterte
     sie und seufzte.
    »Es

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