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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Stimme hinter mir vernahm.
    »Dreh dich nicht um,
     mein Geliebter«, flüsterte sie. »Niemand soll uns
     bemerken.«
    Mir klopfte das Herz im
     Halse. Oh, wie gerne hätte ich in jenem Augenblick die Gattin des
     Reeders in meine Arme genommen! Doch war ich vernünftig genug, meine
     Leidenschaft zu bezähmen. Nicht einmal aus den Augenwinkeln sah ich
     sie an, sondern starrte unverwandt nach vorne, wo einer der Priester
     gerade den Kelch hob. »Ich bin glücklich, dass du hier bist«,
     flüsterte ich. »Doch warum durfte ich nicht in dein Haus
     kommen?«
    »Das ›Haus zum
     Hahn‹ gleicht einem Bienenkorb. Stündlich gehen Menschen ein
     und aus, nie bin ich allein. Es ist so viel geschehen in den letzten
     Tagen. Ich werde dir alles erzählen - aber nicht hier. Ich habe dich
     hierherkommen lassen, weil Notre-Dame ein großer, belebter und
     deshalb unauffälliger Ort für ein Treffen ist. Ich bin ungesehen
     hier angekommen. Meine Dienerin Magdalena wird nun sehen, ob auch du von
     niemandem verfolgt worden bist.« Erst da gewahrte ich, dass die
     Dienerin nicht länger in jener Seitenkapelle kniete, wo ich sie
     zuletzt gesehen hatte. Irgendwann musste sie unauffällig aus der
     Kathedrale geschlichen sein; ich jedenfalls konnte sie nirgends sehen.                  
    »Du wirst verfolgt?«,
     fragte ich entsetzt und eine Spur zu laut. »Sei nicht beunruhigt!«,
     ermahnte sie mich. »Bald wirst du alles erfahren. Wir müssen
     allerdings noch vorsichtiger sein als zuvor. Gedulde dich.«
    Tatsächlich sah ich bald
     die Dienerin, wie sie wieder zum Portal hineinkam. Sie ging mit gesenktem
     Haupt an uns vorbei, doch nickte sie ihrer Herrin zu, zumindest deutete
     ich eine Kopfbewegung so. »Gut«, flüsterte Klara. »Wir
     können es wagen: Magdalena wird dich zum Haus eines reichen Wollhändlers
     in der Rue Darnetal führen. Ihre Schwester ist dort Dienerin. Ich
     werde in ihrer Stube auf dich warten. Alles ist abgesprochen, fürchte
     dich nicht. Ich werde nun dorthin eilen. Du wirst bis zum Ende der Messe
     bleiben, dann folgst du Magdalena unauffällig. Sie wird dir den Weg
     weisen. Ich erwarte dich sehnlichst!«
    Mit diesen Worten verschwand
     sie und ließ mich verwirrt zurück. Wer mochte der Verfolger
     sein, vor dem sich Klara ängstigte? Mochte er auch mir nachstellen?
     Ich betete, dass ihr nichts geschehen möge. Ich bezwang meine
     Ungeduld und Unruhe und harrte bis zum Ende der Messe in Notre-Dame aus.
     Das Licht, das durch die prachtvollen Rosetten fiel und mir doch sonst wie
     eine Offenbarung GOTTES dünkte, schien mir nun ein teuflischer Zauber
     zu sein. Ich sah gelb, rot und blau leuchtende Kreise, Punkte, Dreiecke,
     die auf den Pfeilern und über den Köpfen der demütig
     betenden Gläubigen tanzten - und erkannte in ihnen doch nur die
     unruhigen Seelen der Toten und der Dämonen, die uns der Herr der
     Finsternis schickt, um uns zu quälen. Die Pfeiler, die mir doch sonst
     gen Himmel strebend vorkamen, als trügen sie irgendwo weit oben, im
     Halbdunkel des Kirchenschiffes, das Paradies versteckt, erschienen mir nun
     wie wuchtige, drohende Balken eines gigantischen Galgens, errichtet, um
     Hunderte Menschen in seinen Schlingen zu tragen. Die heiligen Worte der
     Messe und die Hymnen, welche doch sonst mein Herz erfreuten und meine
     Seele leicht machten, klangen auf einmal hohl und lügnerisch. Oh, wie
     sehnte ich den letzten Segen herbei, um aus Notre-Dame eilen zu können!
    Als es endlich so weit war,
     gewahrte ich im Gedränge an der Pforte vor der Kathedrale die
     Dienerin Magdalena. Ich folgte ihr in gehörigem Abstand. Sie führte
     mich auf die andere Seite der Stadt und mehrere Straßen entlang, die
     ich nie zuvor gegangen war. So versuchte ich, mir den Weg zu merken, auf
     dass ich ihn später ohne Schwierigkeiten würde zurückgehen
     können.
    So schritten wir an der
     Kirche Saint-Sauveur vorbei und kamen unmittelbar danach an ein
     prachtvolles, helles Bürgerhaus beim Brunnen Fontaine de la Reine.
     Das Haus war wohlgepflegt, doch still. Kein Laden war an den Fenstern im
     Obergeschoss geöffnet, die massive Türe war verschlossen, kein
     Schatten regte sich hinter den Fenstern aus hellem Glas im Erdgeschoss.
    Die Dienerin ging zur rechten
     Seite des Hauses, wo eine kleine Treppe zu einer etwas höher
     gelegenen Pforte hinaufführte. Es war dies wohl der Eingang für
     das Gesinde und für Lieferanten, die Waren für die Küche
     des

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