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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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begann alles mit
     der Einladung zum Bischof«, fuhr sie dann fort. »Magister Jean
     Courtecuisse war äußerst zuvorkommend, ja huldvoll gegen mich
     und meinen Gatten. Auch wenn — ich gestehe meine weibliche Eitelkeit
     — es mich schmerzte zu sehen, dass ihm die Reize einer Frau nichts
     bedeuteten, denn er achtete meiner während des ganzen Abends nicht
     mehr, als es die Höflichkeit gebot.«
    »Ich bin froh zu hören,
     dass der Bischof von Paris nicht mein Rivale wird«, bemerkte ich da
     säuerlich.
    Sie fand ihr altes Lachen
     wieder und gab mir einen neckischen Stoß in die Rippen. »Habe
     ich dir nicht soeben bewiesen, welchem Mann meine Gunst gehört?«,
     fragte sie mich.   
    Dann wurde sie wieder ernst.
     »Nun, trotz all der auserlesenen Speisen, trotz der leisen Musik,
     die einige Flöten- und Lautenspieler im Nebenraum erklingen ließen,
     trotz Kerzenlicht und damastenen Tischdecken, trotz all der salbungsvollen
     Worte des Bischofs kam es mir bald vor, als müssten mein Gatte und
     ich einem Inquisitor Frage und Antwort stehen.«
    Ich dachte daran, wie Meister
     Philippe den Vaganten verhört hatte, doch verzichtete ich auf eine
     Erwiderung.
    »Höflich und in
     langen, verschlungenen Sätzen zwar, doch letztlich hartnäckig
     wie ein Jäger fragte Magister Courtecuisse meinen Gatten nach dem
     Wann und Wohin der ›Kreuz der Trave‹. Mir schien es, dass
     der Bischof sehr wohl wusste, dass wir beabsichtigen, in nächster
     Zeit abzulegen — doch dass er weder das Datum noch das Ziel unserer
     Reise kannte.
    Aus irgendeinem Grund jedoch
     wagte er auch nicht, meinen Gatten frank und frei danach zu fragen. Er
     schien auch nicht die Macht zu haben, uns diese Auskünfte einfach zu
     befehlen — oder unsere Kogge im Hafen festzuhalten, wenn es ihm denn
     so beliebte. Es war mehr, als wäre Magister Courtecuisse nicht der
     oberste Seelenhirte von Paris, sondern ein anderer Reeder, der neugierig
     einen Konkurrenten auszuhorchen versuchte. Neugierig und«, Klara zögerte
     kurz, »irgendwie auch voller Furcht.«
    »Und was antwortete ihm
     dein Gatte?«
    »Oh«, sie lachte,
     »der Bischof nötigte ihn, ein Glas Burgunder nach dem anderen
     zu leeren. Das hätte wohl für manches Abendmahl gereicht!«
    Als sie meinen entsetzten
     Blick bemerkte, küsste sie mich und flüsterte. »Verzeih
     mir, ich vergesse immer wieder, dass du ein keuscher Mann des HERRN bist.«
    Dann blickte Klara nach oben
     zur Decke. Es war, als würden sich die Geschehnisse der letzten Nacht
     nun vor ihrem Geiste noch einmal zutragen. »Mein Gatte hielt sich
     achtbar — ob aus Geschick oder aus schierer Not, das vermag ich
     allerdings nicht zu sagen. Den Tag der Abreise verriet er jedenfalls
     nicht. Auch das Ziel der Fahrt wusste er geschickt bis zum Ende jener
     denkwürdigen Einladung zu verschweigen. Hier jedoch vermute ich, dass
     es ihm leichter fiel als mit dem Datum, denn so sehr der Bischof auch
     nachfragte und so sehr mein Gatte darüber ins Schwitzen geriet: Ich
     glaube, dass Magister Courtecuisse nichts von ihm erfahren konnte, weil
     mein Mann das Ziel selbst nicht kennt.                  
    Ich glaube ferner, dass der
     Bischof dies irgendwann erkannt haben muss. Denn urplötzlich schien
     er alles Interesse an uns verloren zu haben. Nach einigen Sätzen,
     welche die Höflichkeit erforderte, entließ er uns aus seiner
     Gunst. Es war allerdings auch schon spät — doch die Nacht war
     da noch längst nicht vorüber.
    Wir ließen uns in einer
     Trage nach Hause bringen, umringt von Dienern und Fackelträgern. Es
     war zu jenen Stunden, da das Gewitter mit Macht einsetzte. Es regnete, als
     hätten sich die Schleusen des Himmels geöffnet. Es donnerte und
     blitzte, dass selbst ich mich fürchtete. Viele Fackeln unserer Diener
     erloschen im Regen oder in plötzlichen, heftigen Böen. Auch
     konnte ich aus der Trage heraus kaum etwas erkennen. Und doch: Fast bin
     ich sicher, dass uns ein Schatten gefolgt ist, von der Residenz des
     Bischofs bis zum ›Haus zum Hahn‹.« Mich durchfuhr ein
     Schauder. »Konntest du ihn erkennen?«, fragte ich und wusste
     doch zugleich, wie überflüssig diese Frage war. Klara schüttelte
     den Kopf. »Nein. Ich bin ja nicht einmal sicher, dass uns wahrhaftig
     jemand gefolgt ist. Vielleicht war es auch eine Einbildung meiner überreizten
     Sinne. Mein Gatte jedenfalls, ermüdet vom vielen Wein und der hartnäckigen
     Befragung durch den

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