In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
hinaufhüpfte, keinen Ast, an dem er nicht hangelte. Aber wie kribbelig er im Inneren wirklich war, spürte ich erst, als wir an einem kleinen Bach standen.
Habt ihr mal beobachtet, wie wild der Kopf und die Augen einer Katze hin und her gehen, wenn sie zum Beispiel de m Lichtkegel einer Taschenlampe an der Wand folgen? So ungefähr stand Elias neben mir und starrte in den Bach. Seine Augen schossen scheinbar unkontrolliert hin und her und verfolgten Fische, die sich unter der Wasseroberfläche tummelten. Ich spürte sogar, wie seine Arme zuckten, als ob er am liebsten nach ihnen geschlagen hätte. Es war zum Schreien komisch.
„Komm“, sagte ich lachend. „Lass die Fischis i n Ruhe.“ Ich zog ihn von dem Bach weg, doch seine Augen sahen noch eine ganze Zeit lang sehnsüchtig den vielen, wild umherflitzenden Fischen hinterher. Sein Jagdtrieb meldete sich eindeutig und seine Augen funkelten verspielt. Ich wollte ihn gerade damit aufziehen, als Elias’ Arm sich vor meinen Körper streckte und mich stoppte.
„Schhht!“, machte er und hielt sich den Finger vor den Mund.
Ich suchte unsere Umgebung mit den Augen ab, fand aber nicht, was er meinte.
„Da hinten“ , flüsterte er. „Bär.“
Bei dem Wort umklammerte ich fest seinen Arm. Ich starrte in die Richtung, die er mir gezeigt hatte , und tatsächlich tapste ein brauner Bär um einen Baum herum und sah neugierig in unsere Richtung.
„Elias!“, jammerte ich so leise wie möglich. „Der kommt zu uns rüber.“
Der Bär setzte sich in Bewegung … in unsere Richtung!
„Elias!“, zischte ich noch einmal und krabbelte fast an ihm hoch. Er schnappte mich und mit einem Satz landeten wir auf einem Ast. Mir war nach Kreischen zu mute, doch mein Vampir hielt mir die Hand vor den Mund.
„Schau!“, sagte er. „Sieht er nicht toll aus?“
Ich gab einen jammernden Laut von mir und versuchte Elias in die Hand zu beißen, damit er sie runternahm. Meine Hände dagegen waren damit beschäftigt, sich in den Körper meines Freundes festzukrallen.
Der Bär tapste interessiert näher und richtete sich an unserem Baum auf, um uns zu wittern. Ich war einem hysterischen Kreischanfall sehr, sehr nahe. Elias fand das anscheinend urk omisch und pflückte mich von sich ab. Panisch umklammerte ich den Baum und bohrte meine Fingernägel in die Rinde. Ich kniff die Augen zu und öffnete sie erst wieder, als ich von unten ein furchterregendes Knurren hörte.
„Elias, ich glaub , der Bär ist sauer!“, sagte ich und öffnete ein Auge, um zu meinem Vampir zu schauen. Doch der war nicht mehr neben mir. Ich kreischte laut los, als mir bewusst wurde, dass ich ganz alleine auf diesem bescheuerten Ast hockte. Elias stand unten und verscheuchte Meister Petz mit Drohgebärden, die ich so noch nie bei ihm gesehen oder gehört hatte. Es war ein Knurren, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Braunbär trottete genervt davon, doch Elias starrte ihm noch eine ganze Weile nach.
„Rapunzel, Rapunzel! Lass dein Haar herunter“, rief er dann l achend zu mir herauf. Blöder Scherzkeks!
„Hol mich hier runter und ich mache dich ebenfalls zu einer Prinzessin!“, keifte ich und geriet dabei ins Wanken. Mit einem lauten Brüller klammerte ich mich fester an den Baum. Elias lachte sich unten halb schlapp. „Hör auf zu lachen!“
„Komm , spring! Ich fang dich!“
„Nein, ich mag den Baum noch ein bisschen umarmen.“
Wieder lachte dieser vermaledeite Vampir!
„Vertraust du mir?“ Seine Stimme klang plötzlich ganz ernst. Vorsichtig sah ich hinunter in seine treuen Augen.
„Ja. Okay, Moment.“ Ich rutschte auf dem Ast vorsichtig etwas nach vorne, holte tief Luft, schloss die Augen und ließ mich fallen. Sanft landete ich in den Armen meines Vampirs, welcher mich mit vor Freude leicht geröteten Wangen anstrahlte. Für einen Moment vergaß ich sogar, wütend zu sein.
„Das war nicht witzig“, schimpfte ich dann, als ich mich von Elias ’ Augen lösen konnte.
„Ich dachte, ich müsste dich an den Baum geklammert zurück nach Deutschland bringen.“
„Ha, ha!“
Elias zog mich fester in seine Arme. „Nicht böse sein, mein Kätzchen“, hauchte er in meinen Nacken.
„Du weißt, ich kann dir nie lange böse sein.“ Ich bekam einen intensiven, leicht saugenden Kuss auf meinen Hals. „ Aber Mittag gegessen wird später!“
E r brummte und tauchte wieder auf. Vorsichtig setzte er mich ab.
„Genau dafür suchen wir uns jetzt ein s chattiges
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