In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
einfach zu lebhaft vorstellen, wie Miriam auf einem Besen durch die Luft reitet und dabei alles umnietet, was ihr in den Weg kommt.“
„Hey, mein Freundchen“, schimpfte ich ihn liebevoll. „Im Gegensatz zu dir werde ich mal fliegen können!“
„Ja, ich sehe dich schon vollkommen orientierungslos umhe rschwirren.“
„Halt’s Maul!“, fuhr ich ihn lachend an. Ich sprach mit Elias schon wie mit meinem Bruder! Ob das ein gutes Zeichen war?
„Aber Kätzchen.“ Elias schüttelte grinsend den Kopf.
„Du lachst mich aus!“, maulte ich und legte theatralisch einen Arm über meine Augen.
„Nein nicht aus , sondern an ! Ich würde dich nie auslachen.“
Ich linste unter meinem Arm zu ihm herüber.
„Ja, genauso wie du dir bei meinem BH nur überlegt hast, wie man ihn faltet.“
Anastasija räusperte sich interessiert und auch Hallow drehte jetzt ihren Kopf nach hinten. Elias errötete ganz leicht . Ich bezweifelte, dass die Hexe diese kleine Farbveränderung überhaupt bemerkt hatte.
„Das hab ich echt!“, verteidigte sich mein Vampir.
„Komm, gib es doch zu. Du hast dir überlegt, wie meine Hupen darin aussehen!“ Ich weiß nicht genau, woran Elias sich verschluckte, vermutlich an seiner eigenen Spucke, aber er würgte dermaßen, dass er den Rest des Weges nicht mehr aus dem Husten herauskam. Zusammen mit seinem Lachkrampf hatte ich streckenweise echt Angst, er würde einen Erstickungstod neben mir sterben.
Dank Anastasijas – sagen wir mal zügigen – Fahrstil kamen wir aber recht flott an der Jagdhütte an. Hallow sah irritiert zu mir herüber, offenbar hatte sie etwas Größeres erwartet.
„Es ist unterirdisch“, erklärte ich und sie nickte verstehend.
Wir gingen hinein. Anastasija schnappte sich die Hexe und ich ließ mich von Elias auf seinen Armen tragen, um in der Dunkelheit nicht zu stürzen.
„Hallo Melissa“, trällerte Anastasija irgendwann. „Schön, dich zu sehen.“
„Es ist mir eine Ehre“, hauchte die Vampirkriegerin. War da e twa eine Spur Nervosität in ihrer Stimme? Sehen konnte ich hier in der Dunkelheit nichts, also musste ich mich auf das verlassen, was ich hörte.
„Hallo Lissi.“ Cool, oder? Den Spitznamen hatte ich mir gerade erst überlegt.
„Seid gegrüßt, Prin… Miriam.“
„Hi Melissa, alles klar?“, fragte Elias.
„Mein Prinz, ja vielen Dank.“ Als sie meinen Freund begrüßte, bekam ihre Stimme einen vollkommen übertrieben devoten Klang.
„Wieso darf sie einfach nur Miriam sein und bei mir muss es immer der Prinz sein?“, maulte er.
„Weil du vielleicht nicht Miriam heißt?“, neckte ich ihn. „Und weil ich die Meisterin bin und du nicht!“
Die Tür öffnete sich und ich konnte den verstörten Gesichtsau sdruck meines Vampirs sehen.
„Ich hab sie darum gebeten “, klärte ich ihn auf. „Deswegen!“
„Melissa?“
„Ja, mein Prinz?“
„Nenn mich bitte einfach nur Elias , ja?“
„Ja, Elias.“
„Das war ja einfach“, staunte mein Vampir.
Ich kniff in seine Wangen. „Du darfst ihn auch Eli nennen, wenn du magst“, quietschte ich.
„Komm , Meisterin … du musst jetzt was lernen.“
Kopfschüttelnd trug er mich in diese Flughafen ähnliche Halle und setzte mich ab. Nachdem ich mich von den Sicherheitsvampiren beim Abtasten ordentlich hatte durchkraulen lassen und die Fahrt in diesem Höllengeschoss von Aufzug überlebt hatte, sah ich in das strahlende Gesicht der Vampirin Vicky, die an der Anmeldung stand. Ob sie mit dem Headset auf dem Kopf geboren wurde?
„Es ist alles vorbereitet“, sagte sie, nachdem sie uns begrüßt ha tte. „Mein Prinz, wollt Ihr die Prinzessin und ihre Lehrerin selbst in das Studierzimmer geleiten?“
Er nickte und Anastasija gab mir einen Kuss zum Abschied.
Elias führte Hallow und mich in einen entlegenen Teil des Gangsystems. Der Flur, durch den wir gingen, kam mir fast vor wie der naturwissenschaftliche Trakt der Schule. Es wimmelte in den Räumen nur so vor Dunstabzugshauben, Reagenzgläsern, Büchern und Mörsern.
Elias schloss uns einen Raum am Ende des Flurs auf. Ein muff iger Geruch wehte uns entgegen. Es roch nach alten Büchern und nachdem mein Vampir den Lichtschalter gedrückt hatte, wurde mein Verdacht bestätigt. Der Raum war eine Mischung aus Bibliothek und Forschungslabor. Die Wände waren voll mit Bücherregalen, an denen teilweise Leitern lehnten. Auf dem Boden lag ein alter staubiger Teppich mit einem orientalischen Muster. Kleine Holztische standen auf ihm,
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