In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Elias.
„Ok ay.“
„Ana?“
„Ja?“
„Könntest du fahren?“ Er sprach ziemlich leise.
„Ja klar.“
„Danke, ich habe für heute genug von der Autobahn.“
Wieder ein Küsschen.
„Kein Problem.“
Dann war sie verschwunden. Ich räumte meine Tasche aus und schlenderte zurück ins Zimmer. Elias saß auf dem Bett und begu tachtete, was Emilia ihm gekauft hatte. Ich setzte mich ihm gegenüber und sah ebenfalls in den Wäschekorb. Ein paar hellblaue, weiße und graue T-Shirts lagen darin. Zwei gestreifte Polohemden und drei Pullover in Schwarz, Weiß und Khaki. Zwei Jeans, eine Cargohose und Gürtel. Die Boxershorts hatte Elias auf seinem Schoß liegen. Schade, die hätten mich am meisten interessiert, aber ich würde sie wohl noch oft genug zu Gesicht bekommen.
„Schon komisch … irgendwie“, sinnierte mein Vampir und starrte in den Wäschekorb.
„Was meinst du?“
„Dass alles, was ich je besaß, einfach weg ist“, flüsterte er.
Ich griff nach seinem Medaillon und drückte es fest an mein Herz. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, sein Zuhause zu verlieren.“
Elias lächelte, legte seine Unterwäsche wieder in den Korb und schob ihn weg. Er setzte sich hinüber zu mir und legte eine kühle Hand auf meine Wange.
„Ich habe nur ein paar Sachen verloren, nicht mein Zuhause.“
Ich sah ihn fragend an, woraufhin er es erklärte.
„Zuhause ist für mich kein Haus oder Zimmer, sondern es besteht aus den Menschen und Vampiren, die darin leben. Mein Zuhause wird immer da sein, wo du und meine Familie sind.“
„Da bin ich ja beruhigt.“ Ich lachte. „Ich bin wie Unkraut, mich wirst du so schnell nicht los.“
Seine Augen bekamen einen eigenartig brennenden Ausdruck. Das dunkle Rot flammte wie Feuer auf, als er mich sanft in die Kissen drückte und meine Sinne in die Kühle seines Körpers eintauchen ließ.
„Als Unkraut würde ich dich nicht bezeichnen“, flüsterte er. „Was möchtest du jetzt noch tun, bis wir losmüssen?“,
„Meine Eltern suchen“, antwortete ich, obwohl das nicht so ganz stimmte. Eigentlich war mir danach , ihn zu küssen, mich an ihn zu schmiegen und mich ganz in ihm zu verlieren, aber da wäre dann immer das Bild meiner schimpfenden Oma in meinem Hinterkopf gewesen. Ich musste einfach wissen, was los war.
„Deine Großeltern, was?“, schlussfolgerte Elias dank meinem Gesichtsausdruck richtig.
„Ja.“ Ich nickte und schaute entschuldigend drein. Sanft küsste er meine Stirn und erhob sich.
„Komm, scha uen wir mal nach, was los ist.“ Er hielt mir seine Hand entgegen und ich ergriff sie.
Im Flur begegneten uns lauter fremde Vampire und Menschen, ich vermutete , dass es Wandler aus meinem Rudel waren, und Elias schien das gar nicht zu freuen. Er war in hoher Alarmbereitschaft. Nachdem wir zehn Minuten gesucht hatten, fand ich dann endlich meine Eltern – in einem Schlafzimmer, das unserem gar nicht so unähnlich war. Es war nur alles spiegelverkehrt und ohne meine Feng-Shui-Änderungen. Nicht dass ich wirklich Ahnung von dieser Art Raumgestaltung hätte, ich hatte alles nur so geändert, wie es mir gefiel.
„Mäuschen!“, rief meine Mutter erfreut aus, als sie mich sah . Sie stürmte auf mich zu, um mich zu umarmen und mit Küssen zu bedecken.
Elias stand lächelnd neben uns.
„Habt ihr schon ein Zimmer gefunden?“
„Ja . Wir haben sogar schon einen Teil unserer Klamotten eingeräumt, aber wir müssen jetzt zu ISV fahren.“
„Oh, dann wünsche ich euch viel Spaß!“ Sie wollte sich schon wieder ihren Koffern und Wäschekörben zuwenden.
„Mama?“
Sie brummte als Antwort und sah mit gerunzelter Stirn in eine Reisetasche.
„Was wollte Oma?“ Ich hatte die Frage kaum ausgesprochen, da schoss meine Großmutter auch schon vom Balkon herein.
„Miriam“, sagte sie und rümpfte ihre zierliche Nase.
„Oma!“ Ich ging mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, doch sie gab mir durch ihre abwehrende Körperhaltung zu verstehen, dass sie meine Nähe nicht wollte. Und das tat verdammt weh! Ich kam mir ganz schön blöd vor, wie ich da mit immer noch offenen Armen vor ihr stand. Langsam ließ ich sie sinken und begann schon , mich eigenartig leer und einsam zu fühlen, als ein Paar kühler Hände sich rettend auf meine Hüfte legte.
„Lass sie , inima mea , mein Herz.“
Ich lehnte mich zurück an seinen Oberkörper.
„Halt dich da raus, Blutsauger.“
„Na, na , gute Frau. Bedenken Sie, wo Sie sich befinden“,
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