In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
sicherstellte, dass sie richtig saß. Ich hörte nur vage das Klicken der Pistolen, die er neben mir lud. Eine Vampirin hielt ihre Schusswaffe in der Hand und schaute mich angsterfüllt an. Sie hatte genau wie ich keine Ahnung, wie man sie bediente. Ich sah zu Melissa, die die schluchzende Anastasija zum Tisch führte. Ana hob ihr Bein ebenfalls hoch, damit Melissa ihr den Pistolengurt festmachen konnte. Als die Kriegerin damit fertig war und in das Gesicht der völlig verängstigten Anastasija hochblickte, drückte sie sie fest an sich. Ich hörte kaum die Worte, die sie ihr zur Beruhigung zuflüsterte. Ihre Hände strichen immer wieder über den Rücken der weinenden Vampirin, bis sie schließlich ihren Kopf umfassten und ihr einen Kuss auf den Mund drückte. Anastasija beruhigte sich unter der Berührung ihrer Lippen und schlang ihre Arme um Melissas Taille.
„Miriam?“, drängte mein Vampir auf mich ein.
Hatte er schon länger meinen Namen gerufen? Ich sah ihn mit wässrigen Augen an.
„Hast du verstanden, wie man sie bedient?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Wozu brauche ich überhaupt eine?“, sagte ich mit weinerlicher Stimme. „Ich werde mich eh verwandeln.“
Elias sah hinunter auf die Waffe.
„Es wäre mir lieber, wenn du eine trägst. Wer weiß, vielleicht verschafft sie dir die nötige Zeit , bis die Verwandlung abgeschlossen ist.“
Ich nickte.
„Okay, dann erklär es mir bitte noch einmal.“
Elias zeigte mir, wie ich die Waffe sichern und entsichern kon nte, wie ich sie zu halten hatte und natürlich auch kurz, wo und wie ich abdrücken musste. Danach schnürte er auch mir einen Pistolengurt um und steckte sie hinein. Mein Gurt war allerdings um meine Hüfte befestigt, da ich nicht wie Melissa oder Anastasija Schwerter trug.
Nachdem alle Vampire inklusive mir bewaffnet waren, herrschte absolute Stille , nur hier und da schluchzte mal jemand kurz auf. Die Vampire hatten ihre Ohren gespitzt und lauschten auf jede Regung von draußen. Elias versuchte verzweifelt, mir etwas von dem lauwarmen Essen einzuflößen, und ich aß auch ein bisschen, nachdem ich seinen flehenden Gesichtsausdruck nicht mehr ertragen konnte. Ich stellte gerade das Essen wieder weg, als ich Bens Stimme durch ein Megafon hörte.
„Miriam! Ich weiß, dass du da drinnen bist. Komm heraus und es wird niemandem etwas geschehen.“
Elias begann wie ein wildes Tier neben mir zu knurren und presste mich beinahe schmerzhaft fest an sich.
„Wir geben euch eine Stunde Bedenkzeit. Sollte sie bis dahin nicht herauskommen, stürmen wir das Haus und lassen niemanden am Leben.“
„Scheiße“, fluchte Jan. „Warum müssen wir auch am Arsch der Welt wohnen?“
Heinrich legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah zu Elias und mir h erüber.
„Ich gehe raus“, sagte ich, innerlich vollkommen taub vor Angst.
„Nein, das kommt nicht infrage!“, knurrte Elias und schenkte jedem im Raum einen warnenden Blick.
„Sie werden euch alle töten, wenn ich es nicht tue.“ Ich wollte nicht für den Tod aller in diesem Raum verantwortlich sein und ein Blick in die panischen Augen von Hannahs Mutter bestätigte mir, dass ich das nicht zulassen durfte.
„Wir warten“, sagte Heinrich. „Die Ältesten müssten bald da sein.“
Seine Stimme überzeugte mich überhaupt nicht, also fasste ich einen anderen Plan. Doch viel zu schnell verstrichen fünfundvierzig Minuten und mir wurde bewusst, dass ich ihn in die Tat umsetzen musste. Alles, was mir im Weg stand, war Elias, aber der Gedanke an das, was ich tun musste, schnürte mir die Kehle so zu, dass ich kaum schlucken konnte.
„Können wir kurz in die Küche? Ich hätte gerne einen Schluck Wasser und etwas Bewegung“, sagte ich zu meinem Vampir.
Er willigte ein. Gott sei Dank!
In der riesigen weißen Küche gab er mir ein Glas und ich ließ etwas Kranwasser hineinlaufen.
Elias, Anastasija, Melissa, Heinrich, Jan und Hannah … sie alle würden sterben, wenn ich hier nicht irgendwie herauskam. Ich hatte Ben in ihr Leben gebracht, also war ich es ihnen auch schuldig , ihn wieder loszuwerden. Mir kamen die Tränen und ich schüttelte mich beim Gedanken daran, was ich gleich tun würde.
Wie erwartet fand ich einen Messerblock auf der Arbeitsfläche. Jetzt hing mein Plan nur noch von ein paar Faktoren ab und Calimero musste mir helfen. In den Messern musste sich ein Anteil Silber befinden und Ana oder Elias durften nicht durch meinen Kopf vorgewarnt worden sein. Ich schlenderte
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