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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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es immer klug, nicht zu viel zu verraten. Einfach nur die Fragen beantworten. Mehr nicht.
    Als er in die Küche zurückging, um die Crème Brûlée zu holen, erzählte er Smudger von dem Gespräch.
    Smudger blickte ihn nachdenklich an. Endlich klarten sich seine Züge auf.
    »Vielleicht liegt ihm viel an persönlicher Bedienung. Persönlicher geht es nicht, als dass die Besitzerin auf dem Hotelgelände wohnt.«
    Da war sich André nicht so sicher, aber er widersprach nicht. Das Dessert war fertig – und Smudger hatte sich wirklich Mühe gegeben. Er hatte die Crème Brûlée in einer feinen weißen Porzellanschüssel auf einem ebenfalls weißen Teller angerichtet und mit vielen weichen Virginia Amaretti Keksen dekoriert.
    Belustigung und Überraschung huschten über Andrés Gesicht. Der Chefkoch war wild entschlossen, ein Lob zu ergattern.
    »Danke, Chefkoch!« Er machte sich auf den Weg und stellte fest, dass er nicht allein war.
    Eine dreiköpfige Abordnung des Küchenpersonals – darunter Smudger höchstpersönlich – folgte ihm aus der Küche und den Korridor entlang, der zum Restaurant führte.
    André blieb an der Tür zum Restaurant stehen, wandte sich um und schaute die drei fragend an.
    »Jetzt mach schon, Mann«, sagte Smudger und forderte ihn mit einer Bewegung seiner mehligen Hand auf, das Restaurant zu betreten. »Sag uns sofort, was er dazu meint. Wir warten hier.«
    Im Grunde waren alle Chefköche wie Smudger, dachte André. Ein Lob für ihre Kochkunst bedeutete ihnen mehr als Geld. Ohne dieses Lob verkümmerten sie.
    Er wartete, bis der Hotelinspektor ein paar Löffel voll zu sich genommen hatte, ehe er sich ihm näherte, um ihn zu fragen, ob das Dessert so recht sei.
    »Ganz ordentlich!«, antwortete der.
    Ganz ordentlich. Ehrlich gesagt, André hatte mit etwas mehr Begeisterung gerechnet. »Ganz ordentlich« – das machte ihm auf dem langen Weg durch das Restaurant zu schaffen. »Ganz ordentlich« – das war für das Küchenpersonal viel zu allgemein.
    Smudger und die Jungs standen noch immer an der Tür und warteten mit angehaltenem Atem auf das Urteil.
    André holte tief Luft.
    »Er hat gesagt, dass es wunderbar schmeckt. Es sei das Beste, was er je gegessen hat.«
    Smudger reckte triumphierend die Faust in die Höhe. Seine Küchenmannschaft strahlte von einem Ohr zum anderen.
    »Ja! Ja! Ja!«
    »Bist du vollkommen sicher, dass er ein Hotelinspektor ist?«, fragte André.
    »Vertraue mir, Mann. Und der kennt sein Fach! Verstehst du?«
    Mit fortschreitendem Alkoholkonsum des Hotelinspektors und weiteren Fragen nach Mrs. Hannah Driver nahmen Andrés Zweifel an der Identität des Hotelinspektors erheblich zu.
    Wären die beiden Geschäftsleute am anderen Tisch nicht so lange bei Kaffee und Kognak sitzengeblieben, hätte er diese Zweifel Lindsey gegenüber erwähnt. Aber es warschon spät, und er entschied sich, kein Aufhebens zu machen. Zu Hause warteten seine Frau und sein Baby auf ihn.
    Das kann bis morgen warten, sagte er sich. Wenn er wieder zur Arbeit kam, wäre der Mann sicher bereits abgereist, und die Sache hätte sich von selbst erledigt. Nur war der Mann am nächsten Morgen nicht abgereist – und nichts hatte sich erledigt. Gar nichts.

Kapitel 15
    In einen weißen Frotteebademantel gehüllt, ein Handtuch als Turban um den Kopf geschlungen, so lag Honey Driver, angeblich entspannt, in einem Behandlungszimmer. Der Raum hatte eine Verbindungstür zu Serenas Büro. Es waren Spritzen und das Aufpolstern von Lippen sowie die Glättung von Gesichtsfältchen angekündigt worden. Das mit dem Aufpolstern hatte gut geklungen. Das mit den Spritzen weniger.
    »Was ich nicht alles für diese Stadt mache«, murmelte Honey halblaut vor sich hin.
    »Haben Sie etwas gesagt?«
    Serena Sarabande legte gerade alles zurecht, was sie für Honeys Behandlung brauchte.
    »Das waren nur vor Angst meine klappernden Zähne. Ich hasse Spritzen.«
    »Unsinn!«
    Dass Serena Sarabande sie behandelte und dass sie ihr Spritzen setzen wollte, war an sich schon schlimm genug.
    »Es wird nicht sehr wehtun.«
    »Meinen Sie nicht, dass es überhaupt nicht wehtun sollte?«, fragte Honey mit piepsiger Stimme.
    »Garantieren kann ich das nicht.«
    Das klang gar nicht gut.
    Serena war kühl und effizient wie immer und daher ohne jegliches Mitgefühl.
    Honeys Atmung beschleunigte sich. Schon bald fühlte sie sich wie ein Nervenbündel auf einem Geisterspaziergang. Sie verfolgte die Spritze mit den Augen. Die Nadel bewegte sich

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