Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
davon verraten.«
    »Glauben Sie, dass ich mir darüber Sorgen mache?«

    »Ich weiß es nicht.«
    »Kein Stück. Ich brauche nicht viel zum Leben. Ich wohne immer noch hier im Haus des Dekans. Ich habe danach weiter für Dekan Slotnick gearbeitet, allerdings habe ich nicht mehr auf seine Kinder aufgepasst. Mein Gesicht hat ihnen Angst gemacht. Also bin ich seine Assistentin geworden. Als er starb, war Dekan Pashaian so freundlich, mich weiter zu beschäftigen. Jetzt ist es Dekan Lewis. Den größten Teil des Geldes vom Treuhandkonto spende ich diversen Wohltätigkeitsorganisationen.«
    Schweigen.
    »Und was hat Dan mit dieser ganzen Geschichte zu tun?«, fragte Wendy.
    »Was glauben Sie?«
    »Ich nehme an, dass er in jener Nacht auch hier im Haus war.«
    »Genau. Sie waren alle da. Alle fünf. Das habe ich später erfahren.«
    »Wie?«
    »Dan hat es mir erzählt.«
    »Und Phil hat für alle die Schuld auf sich genommen?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, warum?«
    »Ich glaube, einfach weil er so eine Art Stehaufmännchen war. Aber vielleicht steckte auch noch mehr dahinter. Seine Familie war reich. Die der anderen nicht. Vielleicht dachte er auch, was habe ich davon, wenn ich meine Freunde verrate?«
    Das klang logisch, dachte Wendy.
    »Und Dan ist Sie besuchen gekommen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Um mich zu trösten. Wir haben geredet. Er fühlte sich
furchtbar wegen dieser Nacht. Wegen der feigen Flucht. So hat es angefangen. Als er das erste Mal herkam, war ich fuchsteufelswild. Aber wir sind dann Freunde geworden. Wir haben stundenlang hier am Tisch gesessen und uns unterhalten.«
    »Sie sagten, Sie wären fuchsteufelswild gewesen?«
    »Sie müssen verstehen, dass ich in dieser Nacht alles verloren hatte.«
    »Richtig, also waren Sie zu Recht wütend.«
    Christa lächelte. »Oh, verstehe.«
    »Was?«
    »Lassen Sie mich raten. Ich war wütend. Fuchsteufelswild. Ich habe sie gehasst. Also habe ich Rachepläne geschmiedet. Die habe ich, na, wie lange ist es jetzt her, zwanzig Jahre gären lassen, auf den richtigen Moment gewartet und dann eiskalt zugeschlagen. Entspricht das in etwa Ihren Vorstellungen?«
    Wendy zuckte die Achseln. »Es sieht aus, als würde sich jemand an den fünf rächen wollen.«
    »Und da bin ich natürlich die Hauptverdächtige? Die vernarbte Braut, die noch eine Rechnung mit ihnen offen hat?«
    »Finden Sie nicht?«
    »Klingt ein bisschen nach einem schlechten Horrorfilm, aber …«, wieder legte sie den Kopf auf die Seite, »… nehmen Sie mir die Rolle des Bösewichts ab, Wendy?«
    Wendy schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht, nein.«
    »Außerdem wäre da noch etwas.«
    »Was?«
    Christa zuckte die Schultern. Sie hatte die Sonnenbrille noch auf, aber eine Träne lief ihre linke Wange hinunter. »Ich habe ihnen vergeben.«
    Schweigen.
    »Sie waren nur Studenten auf einer Trophäenjagd. Sie hatten nicht die Absicht, mich zu verletzen.«

    Und da war sie - eine unverkennbare Wahrheit. In ganz einfachen Worten konnte so viel Weisheit liegen.
    »Wenn man in dieser Welt lebt, kollidiert man gelegentlich mit anderen Menschen. So ist das nun einmal. Wir treffen aufeinander, und manchmal wird dabei jemand verletzt. Die Jungs wollten nur dämliche Boxershorts klauen. Es ist schiefgegangen. Eine Weile habe ich sie gehasst. Aber irgendwann ist mir klar geworden, dass mir das nichts bringt. Wissen Sie, an diesem Hass festzuhalten, kostet unglaublich viel Energie - man verliert das Wesentliche völlig aus dem Blick.«
    Wendy schossen Tränen in die Augen. Sie nahm ihren Becher und schlürfte etwas Tee. Die Pfefferminze lief angenehm ihre Kehle hinab. Nicht mehr am Hass festhalten. Dazu konnte sie nichts sagen.
    »Vielleicht haben die Jungs in der Nacht noch jemanden verletzt«, sagte Wendy.
    »Das bezweifle ich.«
    »Oder jemand anders will sich für Sie rächen?«
    »Meine Mutter ist tot«, sagte Christa. »Marc ist glücklich mit einer anderen Frau verheiratet. Sonst gibt es niemanden.«
    Eine Sackgasse. »Was hat Dan zu Ihnen gesagt, als er das erste Mal hier war?«
    Sie lächelte. »Das bleibt unter uns.«
    »Es muss doch einen Grund dafür geben, dass sie alle in den Ruin getrieben werden.«
    »Sind Sie deshalb hier, Wendy? Um denen ihr altes Leben zurückzugeben?«
    Wendy antwortete nicht.
    »Oder«, fuhr Christa dann fort, »sind Sie hier, weil Sie fürchten, dass Sie womöglich versehentlich einen unschuldigen Mann in die Falle gelockt haben?«
    »Ich glaube, das kommt beides zusammen.«

    »Hoffen

Weitere Kostenlose Bücher