In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
nichts.
»Die Geschichte in Princeton. Haben Sie gewusst, was da passiert ist?«
»Lange Zeit nicht.«
Eigentlich hatte Wendy noch ein paar Fragen, verkniff sie sich aber. Was Sherry wann erfahren hatte, spielte im Prinzip keine Rolle. Sie musste Phil sprechen. »Wo ist er?«
»Beim Fathers Club.«
»Rufen Sie ihn nicht an, um ihn zu warnen, klar?« Wieder war es Zeit für Zuckerbrot und Peitsche. Na ja, zumindest für die Peitsche. »Wenn Sie nicht tun, was ich sage, komme ich hierher zurück. Und langsam verstehe ich keinen Spaß mehr. Ich werde mit Kameras und anderen Reportern kommen und
einen solchen Aufruhr verursachen, dass Ihre Nachbarn und sogar Ihre Kinder das mitkriegen. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Sie haben sich ziemlich deutlich ausgedrückt«, sagte Sherry.
Wendy wollte der Frau eigentlich nicht drohen, aber sie hatte genug von den Lügen und wollte sich nicht mehr herumschubsen lassen.
»Keine Sorge«, sagte Sherry. »Ich ruf ihn nicht an.«
Wendy drehte sich um und ging.
»Eins noch«, sagte Sherry.
»Was?«
»Er ist nicht sehr stark oder belastbar. Seien Sie ein bisschen vorsichtig mit ihm, ja?«
Die Bemerkung, dass Christa Stockwells Gesicht noch weniger belastbar gewesen war, verschluckte Wendy, weil es Sherry einfach nichts anging. Sie fuhr zum Starbucks und hielt vor einer Parkuhr, die »Quarters Only« annahm. Sie hatte keine Vierteldollarmünzen. Dumm gelaufen. Noch einmal würde sie das Risiko eingehen und den Outlaw spielen.
Wieder war sie den Tränen nahe. Vor der Tür des Starbucks blieb sie einen Moment stehen, um sich zu sammeln.
Sie waren alle da. Norm, alias Ten-A-Fly, in seinem kompletten Möchtegern-Rapper-Outfit. Doug in Tenniskleidung. Owen mit Baby. Phil trug wie immer Anzug und Krawatte. Selbst jetzt. Selbst um diese Uhrzeit. Sie saßen vornübergebeugt an einem Tisch, steckten die Köpfe zusammen und flüsterten. Wendy fiel auf, dass die Körpersprache absolut nicht passte.
Als Phil sie entdeckte, entgleisten seine Gesichtszüge. Er schloss die Augen. Aber davon ließ sie sich nicht abhalten. Sie ging zum Tisch und starrte finster auf ihn hinab. Vor aller Augen schien die Luft aus ihm zu entweichen.
»Ich habe gerade mit Christa Stockwell gesprochen«, sagte sie.
Die anderen drei Männer sahen sie schweigend an. Wendy nahm Augenkontakt zu Norm auf. Mit einem kurzen Kopfschütteln versuchte er, sie zum Aufhören zu bewegen. Sie fuhr fort.
»Jetzt haben sie es auch auf mich abgesehen«, sagte Wendy zu ihm.
»Das wissen wir schon«, sagte Norm. »Wir haben die Gerüchte im Internet verfolgt. Es ist uns gelungen, viele der verseuchten Seiten zu entfernen, aber nicht alle.«
»Also kämpfe ich jetzt nicht nur für andere, sondern auch für mich.«
»Das hätte aber doch nicht sein müssen«, sagte Phil mit gesenktem Kopf. »Ich habe Sie gewarnt. Ich habe Sie angefleht, sich da rauszuhalten.«
»Und offensichtlich habe ich nicht auf Sie gehört. Mein Fehler. Und jetzt sagen Sie mir, was hier los ist.«
»Nein.«
»Nein?«
Phil stand auf. Er ging Richtung Tür. Wendy versperrte ihm dem Weg.
»Lassen Sie mich durch«, sagte er.
»Nein.«
»Sie haben mit Christa Stockwell gesprochen.«
»Ja.«
»Und was hat sie Ihnen gesagt?«
Wendy zögerte. Hatte sie Christa nicht versprochen, nicht darüber zu reden? Phil nutzte die Gelegenheit und huschte an Wendy vorbei. Er ging zur Tür. Wendy wollte ihm folgen, aber Norm stoppte sie, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. Sie sah ihn wütend an.
»Was haben Sie vor, Wendy? Wollen Sie sich auf der Straße auf ihn stürzen?«
»Sie haben keine Ahnung, was ich erfahren habe.«
»Er ist in Princeton rausgeflogen«, sagte Norm. »Er hat keinen Universitätsabschluss. Wir wissen es. Er hat es uns erzählt.«
»Hat er Ihnen auch verraten, weshalb er rausgeflogen ist?«
»Glauben Sie, das interessiert irgendjemand?«
Sie stutzte. Sie dachte an Christas Worte. Dass sie ihnen vergeben habe, weil sie schließlich nur ein paar Jugendliche auf einer Trophäenjagd gewesen seien.
»Hat er Ihnen gesagt, wer hinter ihm und den anderen her ist?«, fragte sie.
»Nein. Aber er hat darum gebeten, dass wir uns da raushalten. Wir sind seine Freunde, Wendy. Wir stehen auf seiner Seite, nicht auf Ihrer. Und ich finde, er hat genug gelitten, meinen Sie nicht auch?«
»Das weiß ich nicht, Norm. Ich weiß nicht, wer hinter ihm und seinen ehemaligen Mitbewohnern her ist - und jetzt auch hinter mir. Und mehr noch, ich
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