In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Sie darauf, hier Absolution zu bekommen?«
»Ich hoffe darauf, hier ein paar Antworten zu bekommen.«
»Wollen Sie wissen, wie ich darüber denke?«, fragte Christa.
»Gern.«
»Ich habe Dan ziemlich gut kennengelernt.«
»Das habe ich verstanden.«
»Wir haben hier am Tisch gesessen und über alles gesprochen. Er hat mir von seiner Arbeit erzählt, wie er seine erste Frau Jenna kennengelernt hat, dass er für das Scheitern der Ehe verantwortlich war und dass sie auch hinterher noch enge Freunde geblieben sind. Und auch über seine Einsamkeit. In der Hinsicht hatten wir beide etwas gemeinsam.«
Wendy wartete. Christa rückte die Sonnenbrille zurecht. Wendy dachte kurz, sie würde sie abnehmen, aber das tat sie nicht. Sie rückte sie nur zurecht, und Wendy kam es vor, als versuchte Christa, ihr in die Augen zu sehen.
»Ich glaube nicht, dass Dan Mercer ein Pädophiler war. Und ich glaube auch nicht, dass er jemanden umgebracht hat. Also muss ich diese Frage mit ja beantworten, Wendy. Ja, ich glaube, Sie haben einen unschuldigen Menschen in die Falle gelockt.«
DREIUNDDREISSIG
W endy blinzelte, als sie aus der dunklen Küche auf den Rasen vor dem Haus des Dekans trat. Nachdenklich betrachtete sie die vielen Studenten im Sonnenschein. Tag für Tag gingen sie an diesem Haus vorbei und hatten keine Ahnung davon, wie schmal der Grat zwischen ihnen und der vernarbten Frau im Haus war. Wendy blieb einen Moment stehen. Sie hob das Gesicht, ließ die Sonne darauf scheinen und hielt die Augen dabei offen, so dass sie vom grellen Licht zu tränen begannen. Es war ein verdammt angenehmes Gefühl.
Christa Stockwell hatte den Menschen vergeben, die sie verletzt hatten.
Bei ihr hörte sich das so einfach an. Wendy schob den allgemeinen philosophischen Unterbau beiseite - die unverkennbare Ähnlichkeit zu ihr und Ariana Nasbro - und beschäftigte sich mit dem Naheliegenden: Wenn die Person, der das größte Unheil zugefügt worden war, ihnen vergeben hatte, wer hatte es dann nicht getan?
Sie hörte die Mailbox ihres Handys ab. Weitere Interview-Anfragen von Reportern. Sie ignorierte sie. Pops hatte auch angerufen, jedoch keine Nachricht hinterlassen. Sie rief ihn zurück.
Er nahm sofort ab.
»Hier klingeln immer wieder Reporter, die dich sprechen wollen«, sagte er.
»Ich weiß.«
»Dann verstehst du vielleicht auch endlich, warum ich gegen die Verschärfung des Waffengesetzes bin.«
Wendy lachte zum ersten Mal seit - es kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
»Und was soll das?«, fragte er.
»Irgendjemand verbreitet boshafte Gerüchte über mich.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, dass ich mit meinem Boss schlafe. Solches Zeug.«
»Und auf so etwas geben Reporter was?«
»Offensichtlich.«
»Ist da was dran?«
»Nein.«
»Mist.«
»Yep. Kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Rhetorische Frage«, sagte Pops.
»Ich stecke hier ziemlich tief im Schlamassel. Wahrscheinlich haben es ein paar Leute auf mich abgesehen.«
»Nur gut, dass ich schwer bewaffnet bin.«
»Daran habe ich keinen Bedarf«, sagte sie und hoffte gleichzeitig, dass Pops einen Witz gemacht hatte. »Aber kannst du mit Charlie ein paar Tage irgendwie verschwinden?«
»Meinst du, er ist in Gefahr?«
»Das weiß ich nicht. Aber die Gerüchte werden sich auf jeden Fall sofort in der ganzen Stadt verbreiten. Die anderen Kids in der Schule könnten ihn ziemlich in die Mangel nehmen.«
»Na und? So ein paar Hänseleien verträgt Charlie schon. Er ist ein starker Junge.«
»Ich will im Moment gar nicht, dass er stark ist.«
»Okay, ich kümmer mich um ihn. Wir ziehen in ein Motel, okay?«
»Nehmt was Anständiges, Pops. Nichts, was man auch stundenweise mieten kann oder was verspiegelte Decken hat.«
»Alles klar. Keine Sorge. Wenn du meine Hilfe brauchst …«
»Dann melde ich mich«, sagte Wendy.
»Okay. Pass auf dich auf. Hab dich lieb.«
»Hab dich auch lieb.«
Dann versuchte sie noch einmal, Vic zu erreichen. Er ging immer noch nicht ran. Langsam ging ihr der Blödmann auf die Nerven. Und jetzt? Tja, das Geheimnis der Princeton Five kannte sie nun, trotzdem hatte sie keine Ahnung, warum dieser Vorfall die Beteiligten nach zwanzig Jahren wieder einholte. Aber eine Person gab es natürlich noch, die sie danach fragen konnte.
Phil.
Sie versuchte noch einmal, ihn anzurufen. Doch das war Zeitverschwendung. Also fuhr sie direkt zu ihm. Sherry öffnete die Tür. »Er ist nicht da.«
»Haben Sie davon gewusst?«, fragte Wendy.
Sherry sagte
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