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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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geschossen.«
    Wendys Handy vibrierte. Ein Anruf in der Warteschleife. Sie sah aufs Display. Win. »Ich muss Schluss machen«, sagte sie zu Walker. »Ich bekomme gerade noch einen dringenden Anruf.«
    »Entschuldigen Sie meinen Tonfall vorhin.«
    »Kein Problem.«
    »Ich möchte Sie immer noch anrufen, wenn es vorbei ist.«
    Sie versuchte, nicht zu lächeln. »Wenn es vorbei ist«, wiederholte sie. Dann nahm sie den anderen Anruf entgegen. »Hallo?«
    »Im Zuge deines Wunsches«, sagte Win, »habe ich mir die Angelegenheit von Phil Turnballs Kündigung näher angesehen.«
    »Weißt du, wer ihm da was angehängt hat?«
    »Wo bist du?«
    »Zu Hause.«
    »Komm zu mir ins Büro. Ich glaube, das musst du dir selbst ansehen.«
     
    Win war reich. Superreich.
    Beispiel: »Win« war die Kurzform von Windsor Horne Lockwood III. Sein Büro befand sich im Lock-Horne-Building, einem Wolkenkratzer Ecke 46th Street und Park Avenue in Manhattan.
    Den Rest können Sie sich selbst ausrechnen.
    Wendy parkte in der Tiefgarage im Met-Life-Building. Ihr Vater hatte hier um die Ecke gearbeitet. Sie musste jetzt an ihn denken, an seine Eigenart, immer die Ärmel bis zum Ellbogen aufzukrempeln. Es war ein Vorgang mit doppeltem
Symbolcharakter - er war immer bereit gewesen anzupacken und wollte nie als Anzugträger gesehen werden. Ihr Vater hatte gewaltige Unterarme gehabt, und in seiner Nähe hatte sie sich immer behütet gefühlt. Obwohl er schon seit Jahren tot war, sehnte sie sich gerade jetzt, in diesem Moment, danach, ihm in die kräftigen Arme zu fallen und ihn sagen zu hören, dass alles gut werde. Wuchsen wir je aus diesem Bedürfnis heraus? Auch bei John hatte Wendy sich behütet gefühlt. Nicht sonderlich feministisch - dieses angenehme Gefühl von Sicherheit, das ein Mann ihr gab -, aber so war es nun mal. Pops war toll, aber das war nicht sein Job. Charlie, tja, der würde immer ihr kleiner Junge bleiben - es war ihre Aufgabe, sich um ihn zu kümmern, nicht andersherum. Die beiden Männer hingegen, in deren Gegenwart sie sich wirklich behütet gefühlt hatte, waren tot. Sie hatten sie nie enttäuscht - und jetzt, wo ihr die Probleme nur so um die Ohren flogen, fragte eine leise Stimme in ihrem Kopf, ob nicht sie die Enttäuschung war.
    Win hatte sein Büro ein Stockwerk nach unten verlegt. Die Fahrstuhltür öffnete sich vor einem Schild, auf dem MB REPS stand. Die Rezeptionistin piepste mit Fistelstimme: »Willkommen, Ms. Tynes.«
    Wendy wäre fast rückwärts wieder in den Fahrstuhl gestolpert. Die Rezeptionistin war ungefähr so groß wie ein Football-Verteidiger. Sie steckte in einem hautengen Stretch-Anzug und sah damit aus wie eine Albtraum-Version von Adrienne Barbeau im Film Auf dem Highway ist die Hölle los . Ihr Make-up hatte sie anscheinend mit einer Schneeschaufel aufgetragen.
    »Äh, hi.«
    Eine Asiatin in einem maßgeschneiderten weißen Anzug kam aus dem Flur. Sie war groß, schlank und attraktiv wie ein Model. Einen Moment lang standen die beiden Frauen nebeneinander, und Wendy konnte nichts dagegen tun, dass sie
an eine Bowlingkugel dachte, die gegen einen einzelnen Pin prallte.
    Die Asiatin sagte: »Mr. Lockwood erwartet Sie.«
    Wendy folgte ihr den Flur entlang. Die Frau öffnete die Bürotür und sagte: »Ms. Tynes ist hier.«
    Win erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Er war ein bemerkenswert gutaussehender Mann. Obwohl er eigentlich nicht Wendys Typ war, strahlte er trotz seiner blonden Locken, den fast schon zierlichen Gesichtszügen, dem ganzen Hübscher-Junge-Gehabe doch eine gewisse Ruhe und Kraft aus. Zusammen mit den kalten, blauen Augen und dem fast schon zu ruhigen Körper ließ das eine permanente Anspannung erkennen. Er wirkte, als könnte er jederzeit einen tödlichen Schlag landen.
    Win sagte zur Asiatin: »Danke, Mia. Sagst du Mr. Barry Bescheid, dass wir soweit sind?«
    »Natürlich.«
    Mia ging. Win kam auf Wendy zu und gab ihr - mit einer winzigen Verzögerung, einem kurzen Zaudern - einen Wangenkuss. Vor einem halben Jahr waren sie einfach übereinander hergefallen, und es war mehr als fantastisch gewesen, und ob hübsche, wohlerzogene Fassade oder nicht, so etwas vergisst man nicht mehr.
    »Du siehst sensationell aus.«
    »Danke. Leider fühle ich mich nicht so.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, machst du eine schwierige Zeit durch?«
    »Das ist richtig.«
    Win setzte sich wieder und breitete die Arme aus. »Ich bin gern bereit, Trost und Unterstützung zu geben.«
    »Und mit

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