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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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dass er genauso bleiben sollte - sie wollte ihren wunderbaren Sohn einfrieren, damit er keinen Tag älter oder jünger wurde, sondern so, wie er war, noch ein paar Tage länger bei ihr blieb.
    Denn bald würde sie ganz allein sein.
    Eine weitere E-Mail erschien auf dem Computer-Monitor. Wieder war sie von ihrem Boss. »WELCHEN TEIL VON ›KOMM SOFORT RÜBER‹ HAST DU NICHT VERSTANDEN?«
    Sie klickte auf Antworten und tippte: »Komme.«
    Da Vics Büro direkt gegenüberlag, wirkte der ganze E-Mail-Austausch etwas sinnlos und seltsam, aber so lief es eben heutzutage. Sie kommunizierte häufig mit Charlie per SMS, während sie beide zu Hause waren. Sie war zu erschöpft, ihn zu rufen, also simste sie »Zeit fürs Bett« oder »Lass Jersey raus« oder das immer wieder beliebte »Schluss mit dem Computer, lies ein Buch«.
    Wendy war eine neunzehnjährige Studentin im zweiten Jahr auf der Tufts University gewesen, als sie schwanger wurde. Sie
war auf eine Campus-Party gegangen, und nachdem sie zu viel getrunken hatte, war sie bei John Morrow hängengeblieben, ausgerechnet einem Sport-Ass, dem Quarterback der Football-Mannschaft, und wenn man ihn in Wendy Tynes’ persönlichem Handbuch finden wollte, hätte man nur unter »nicht mein Typ« nachzusehen brauchen. Wendy sah sich als linksliberale Studentin und Underground-Journalistin, die knallenge, schwarze Kleidung trug, ausschließlich Alternative Rock hörte, zu Slam-Poetry-Lesungen und Cindy-Sherman-Ausstellungen ging. Aber das Herz will nichts von Alternative Rock, Slam-Poetry und Kunstausstellungen wissen. Am Ende gefiel ihr der fantastische Sportler. Was für eine Überraschung. Am Anfang war es keine große Sache gewesen. Sie waren ein paar Mal abends miteinander ausgegangen und hatten gerade angefangen, auch ansonsten etwas Zeit miteinander zu verbringen - echte Dates waren es noch nicht, aber sie verabredeten sich häufig. Das war vielleicht einen Monat so gegangen, als Wendy merkte, dass sie schwanger war.
    Was jetzt zu geschehen hatte, war, wie man Wendy als durch und durch moderner Frau schon ihr Leben lang erzählt hatte, einzig und allein ihre Entscheidung. Mit noch zweieinhalb Jahren auf der Universität und ihrer angehenden Karriere als Journalistin hätte das Timing natürlich kaum schlechter sein können - für sie wurde die Antwort allerdings nur noch eindeutiger. Sie rief John an und sagte: »Wir müssen reden.« Er kam herüber in ihr kleines Zimmer, und sie forderte ihn auf, Platz zu nehmen. John setzte sich in den Sitzsack, und es sah ziemlich komisch aus, wie er es sich mit seinen muskulösen einssechsundneunzig zwar nicht bequem machte, aber doch immerhin versuchte, eine stabile Position einzunehmen. John hatte an ihrem Tonfall erkannt, dass es um etwas Ernstes ging, und bemühte sich, nicht zu lachen, während er auf dem Sitzsack balancierte,
wobei er insgesamt jedoch wie ein kleiner Junge wirkte, der einen Erwachsenen spielte.
    »Ich bin schwanger«, begann Wendy die Rede, die sie zwei Tage lang auswendig gelernt hatte. »Was jetzt passiert, ist ganz allein meine Entscheidung, und ich hoffe, du respektierst das.«
    Wendy fuhr fort, während sie im kleinen Zimmer auf und ab ging, ihn nicht ansah und versuchte, so sachlich wie möglich zu sprechen. Sie beendete die vorbereitete Rede sogar damit, dass sie ihm für sein Kommen dankte und alles Gute wünschte. Schließlich riskierte sie es, einen kurzen Blick auf ihn zu werfen.
    John Morrow sah mit Tränen in den blausten Augen, die sie je gesehen hatte, zu ihr hoch und sagte: »Aber ich liebe dich doch, Wendy.«
    Eigentlich wollte sie lachen, fing aber stattdessen sofort an zu weinen, worauf John von dem verdammten Sitzsack rutschte, sich vor sie kniete und ihr auf der Stelle einen Heiratsantrag machte, während Wendy nicht aufhören konnte, gleichzeitig zu lachen und zu weinen. Trotz der Bedenken ihrer Freunde, Bekannten und Verwandten heirateten sie. Niemand gab ihnen wirklich eine Chance, aber die nächsten neun Jahre waren einfach wunderbar gewesen. John Morrow war liebenswert, fürsorglich, toll, witzig, clever und einfühlsam. Er war die Liebe ihres Lebens, mit allem, was dazugehörte. In ihrem vorletzten Jahr auf der Tufts wurde Charlie geboren. Zwei Jahre später gelang es John und Wendy, genug Geld zusammenzubekommen, um die Anzahlung für ein erstes, kleines Haus an einer verkehrsreichen Straße in Kasselton zu bezahlen. Wendy bekam einen Job bei einem lokalen Fernsehsender. John studierte

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