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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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vergessen Sie’s.«
    »Gut, Dan, ganz wie Sie wollen. Wir sehen uns vor Gericht.«
    Schweigen.
    »Dan?«
    Sein tonloses Flüstern ging ihr durch Mark und Bein. »Sie haben keine Ahnung, stimmt’s, Wendy?«
    »Keine Ahnung? Wovon?«
    Sie hörte einen Laut, bei dem es sich um ein Schluchzen
oder ein heiseres Lachen handeln konnte. Das ließ sich am Telefon kaum feststellen. Sie umklammerte den Hörer fester und wartete.
    »Für den Fall, dass Sie sich mit mir treffen wollen«, sagte er, »schicke ich Ihnen per E-Mail eine Wegbeschreibung. Morgen Mittag um zwei. Kommen Sie allein. Wenn Sie nicht kommen, na ja, war nett, Sie kennengelernt zu haben.«
    Dann legte er auf.
     
    Vics Bürotür stand offen. Sie blickte kurz hinein. Er telefonierte, sah sie aber und bedeutete ihr mit einem kurzen Heben des Zeigefingers, dass sie noch einen Moment warten sollte. Dann verabschiedete er sich mürrisch von seinem Gesprächspartner und legte den Hörer auf.
    »Ich habe gerade mit Dan Mercer telefoniert.«
    »Er hat dich angerufen?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Gerade eben.«
    Vic lehnte sich zurück und legte die Hände auf seine Wampe. »Dann hat er’s dir gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass er reingelegt wurde, und will sich mit mir treffen.« Sie sah seinen Gesichtsausdruck. »Wieso? Gibt’s sonst noch was?«
    Vic seufzte. »Setz dich.«
    »Uh-oh«, sagte Wendy.
    »Ja. Uh-oh.«
    Sie setzte sich.
    »Die Richterin hat ihre Entscheidung gefällt. Sämtliche Beweise, die im Haus gefunden wurden, dürfen vor Gericht nicht verwendet werden, und aufgrund der Vorverurteilungen in den Medien hat sie die Klage dann abgewiesen.«

    Wendy sackte in sich zusammen. »Sag bitte, dass das nicht wahr ist.«
    Vic sagte nichts. Wendy schloss die Augen und hatte das Gefühl, die Welt stürze über ihr zusammen. Jetzt begriff sie auch, warum Dan so sicher war, dass sie zum Treffpunkt kommen würde.
    »Und was jetzt?«, fragte sie.
    Vic sah sie nur an.
    »Ich bin gefeuert.«
    »Yep.«
    »Einfach so.«
    »Ja, im Großen und Ganzen schon. Schlechte Wirtschaftslage. Die Herren im feinen Zwirn sind sowieso gerade dabei, Leute zu entlassen.« Er zuckte die Achseln. »Wen sollen sie sonst nehmen?«
    »Mir würden da schon ein paar einfallen.«
    »Mir auch, aber die sind nicht angeschlagen. Tut mir leid, Süße, so läuft das nun mal. Die Personalabteilung kümmert sich um die Abfindung. Du musst heute noch deine Sachen packen. Sie wollen nicht, dass du das Gebäude hinterher noch einmal betrittst.«
    Wendy fühlte sich benommen. Schwankend erhob sie sich. »Hast du wenigstens für mich gekämpft?«
    »Ich kämpfe nur, wenn ich eine Chance habe zu gewinnen. Sonst bringt das sowieso nichts.«
    Wendy wartete. Vic sah nach unten und tat, als wäre er beschäftigt.
    Ohne aufzublicken, fragte Vic: »Erwartest du jetzt einen zärtlichen Abschied?«
    »Nein«, sagte Wendy. Und dann: »Vielleicht.«
    »Triffst du dich mit Mercer?«, fragte Vic.
    Sie drehte sich wieder zu ihm um. »Ja.«

    »Und um die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen hast du dich gekümmert?«
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »Mann, jetzt hab ich gerade ein Déjà-vu. Das hat meine Mutter zu mir gesagt, als ich auf die Uni gegangen bin.«
    »Und soweit ich das beurteilen kann, hast du damals nicht auf sie gehört.«
    »Stimmt.«
    »Offiziell arbeitest du natürlich nicht für uns und hast keine Rückendeckung. Daher muss ich dir raten, einen großen Bogen um Dan Mercer zu machen.«
    »Und inoffiziell?«
    »Wenn du irgendeine Möglichkeit findest, ihn festzunageln … Na ja, Helden kann man leichter wieder einstellen als Sündenböcke.«
     
    Es war still, als Wendy nach Hause kam, aber das hatte nichts zu bedeuten. In ihrer Jugend hatten ihre Eltern sofort gewusst, ob sie zu Hause war, weil die Musik aus dem Ghettoblaster in ihrem Zimmer durchs ganze Haus plärrte. Heutzutage benutzten die Kids rund um die Uhr Kopfhörer oder Ohrstöpsel oder wie auch immer sie das nannten. Sie ging davon aus, dass Charlie jetzt am Computer saß und die Stöpsel fest in seinen Ohren klemmten. Selbst wenn ein Feuer ausbrach, würde er nichts davon mitbekommen.
    Trotzdem schrie sie, so laut sie konnte: »Charlie!«
    Keine Antwort. Sie hatte seit mindestens drei Jahren keine Antwort mehr bekommen.
    Wendy schenkte sich einen Drink ein - Granatapfelwodka mit einem Schuss Limone - und ließ sich in ihren alten Clubsessel fallen. Es war Johns Lieblingssessel gewesen, und ja, wahrscheinlich war es schon ein bisschen morbide,

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