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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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weiter, um ein Doktor der Psychologie zu werden. Alles lief bestens.
    Und dann, es kam ihr vor wie ein Fingerschnippen, starb
John. Das kleine Haus beherbergte jetzt nur noch Wendy, Charlie und das riesengroße Loch in ihrem Herzen.
    Sie klopfte an Vics Tür und steckte den Kopf herein. »Sie haben geläutet?«
    »Hab gehört, dass sie dir im Gericht den Hintern versohlt haben«, sagte ihr Boss.
    »Unterstützung«, sagte Wendy. »Deshalb arbeite ich hier. Weil die Mitarbeiter einem hier so viel Halt geben.«
    »Wenn du mehr Halt brauchst«, sagte Vic, »kauf dir einen BH.«
    Wendy runzelte die Stirn. »Dir ist schon klar, dass das keinen Sinn ergibt.«
    »Ja, ich weiß. Ich hab dein Memo gekriegt - korrigiere, die vielen Memos -, in denen du dich über deine Aufträge beschwerst.«
    »Was für Aufträge? In den letzten beiden Wochen hast du mich zur Eröffnung eines Kräuterteeladens und zu einer Modenschau für Männerschals geschickt. Gib mir endlich mal wieder etwas zumindest halbwegs Reelles.«
    »Moment.« Vic legte die Hand ans Ohr, als versuchte er angestrengt zu lauschen. Er war klein, hatte aber einen dicken Kugelbauch. Sein Gesicht hätte man als »frettchenartig« bezeichnen können, sofern man von einem wirklich hässlichen Frettchen sprach.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Kommt jetzt der Teil, wo du dich darüber beklagst, dass du die heiße Braut in einer von Männern dominierten Branche bist, und behauptest, dass ich dich nur als hübschen Blickfang benutze?«
    »Würde mir das helfen, bessere Aufträge zu bekommen?«
    »Nein«, sagte er. »Aber soll ich dir sagen, was helfen könnte?«

    »Wenn ich in den Sendungen mehr Dekolleté zeige?«
    »Ausgezeichnete Idee, aber nein, im Moment nicht. Im Moment lautet die Antwort: Dan Mercers Verurteilung. Du musst am Ende als diejenige dastehen, die einen perversen Pädophilen in den Knast gebracht hat, nicht als übermütige Reporterin, die mit schuld daran war, dass man ihn laufen lassen musste.«
    »Mit schuld daran, dass man ihn laufen lassen musste?«
    Vic zuckte die Achseln.
    »Ohne mich hätte die Polizei überhaupt nichts von Dan Mercer gewusst.«
    Vic klemmte sich eine Luftgeige unters Kinn, schloss die Augen und fing an zu spielen.
    »Lass den Scheiß«, sagte sie.
    »Soll ich ein paar von deinen Kollegen herbeordern, damit sie dich alle umarmen? Vielleicht könnt ihr euch auch die Hände geben und eine aufwühlende Fassung von Kumbaya singen.«
    »Später vielleicht, nach eurem Gruppenwichsen.«
    »Autsch.«
    »Weiß irgendjemand, wo Dan Mercer sich versteckt hat?«, fragte sie.
    »Nein. Er wurde seit zwei Wochen nicht mehr gesehen.«
    Wendy wusste nicht, was sie davon halten sollte. Dan war aufgrund von Morddrohungen aus seinem Haus ausgezogen, trotzdem passte es nicht zu ihm, dass er heute nicht im Gericht gewesen war. Sie wollte eine weitere Frage stellen, als Vics Gegensprechanlage summte.
    Vic hob kurz den Finger, damit Wendy einen Moment schwieg, dann drückte er auf die Sprechtaste. »Was ist?«
    Die Rezeptionistin sagte leise: »Marcia McWaid ist hier. Sie möchte Sie sprechen.«
    Alle waren still. Marcia McWaid wohnte im gleichen Ort wie Wendy, nur gut einen Kilometer von ihr entfernt. Vor drei Monaten
war ihre Tochter Haley - eine Mitschülerin von Charlie - angeblich durchs Schlafzimmerfenster ausgerissen und seitdem nicht wieder aufgetaucht.
    »Gibt’s irgendwas Neues über ihre Tochter?«, fragte Wendy.
    Vic schüttelte den Kopf. »Absolut nichts«, sagte er, was natürlich das Schlimmste war, was er sagen konnte. Drei oder vier Wochen lang war Haley McWaids Verschwinden das Thema in den lokalen Medien gewesen - entführter Teenager? Ausreißerin? - mitsamt Brennpunkt-Sendungen, Laufbändern am unteren Bildrand und Interviews mit diversen »Fernseh-Experten«, die versuchten zu rekonstruieren, was mit ihr passiert sein könnte. Aber im Endeffekt konnte keine Story, so sensationell sie auch sein mochte, überleben, wenn es kein neues Futter gab. Die Sender hatten es weiß Gott versucht. Sie waren allen erdenklichen Gerüchten nachgegangen, von weißer Sklaverei bis Teufelsanbetung, aber in dieser Branche waren »keine Nachrichten« tatsächlich »schlechte Nachrichten«. Die Kürze der menschlichen Aufmerksamkeitsspanne war wirklich jämmerlich, und natürlich konnte man auch daran den Medien die Schuld geben - aber im Prinzip bestimmten die Zuschauer, was weiter auf Sendung blieb. Solange die Leute die Berichte zu einem Thema ansahen,

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