Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
könnten.«
    »Ja.«
    »Daher bin ich gekommen, um es Ihnen zu verraten: Schicken Sie mir keinen ichbezogenen AA-Unsinn. Der interessiert mich nicht. Ich will Ihnen nicht vergeben, damit Sie geheilt
werden, sich erholen können oder wie immer Sie das nennen. Ich will nicht, dass es Ihnen besser geht. Das ist nicht das erste Mal, dass Sie bei den Anonymen Alkoholikern sind, oder?«
    »Nein«, sagte Ariana Nasbro mit hoch erhobenem Kopf, »das ist es nicht.«
    »Sie haben es schon zwei Mal versucht, bevor Sie meinen Mann umgebracht haben, stimmt’s?«
    »Ja, das stimmt«, sagte sie in zu ruhigem Tonfall.
    »Sind Sie vorher schon einmal bis zum achten Schritt gekommen?«
    »Das bin ich, aber diesmal ist es etwas Anderes, weil ich …«
    Wendy unterbrach sie, indem sie die Hand hob. »Ist mir egal. Die Tatsache, dass es diesmal anders sein könnte, bedeutet mir nichts. Weder Sie noch Ihre Erholung oder der achte Schritt interessieren mich, aber wenn Sie wirklich Wiedergutmachung leisten wollen, schlage ich vor, dass Sie rausgehen, am Straßenrand warten und sich dann vor den nächsten vorbeikommenden Bus werfen. Ich weiß, dass das hart klingt, aber wenn Sie das schon beim letzten Mal gemacht hätten, als Sie beim achten Schritt angekommen waren - wenn eine der Personen, denen Sie damals so einen Ich-ich-ich-Scheiß geschrieben haben, Ihnen nicht vergeben, sondern Ihnen stattdessen diesen Ratschlag gegeben hätte, hätten Sie ja vielleicht auf diesen Rat gehört, was zur Folge gehabt hätte, dass Sie tot wären und mein John noch am Leben. Ich hätte einen Ehemann, und Charlie hätte einen Vater. Das ist mir wichtig. Sie sind es nicht. Auch Ihre Feier nach sechsmonatiger Trockenheit bei den AA nicht, genauso wenig wie Ihre spirituelle Reise zur Nüchternheit. Wenn Sie also wirklich Wiedergutmachung leisten wollen, Ariana, hören Sie dieses eine Mal auf, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Sind Sie geheilt - hundertprozentig geheilt
und absolut überzeugt davon, dass Sie nie wieder Alkohol trinken werden?«
    »Man ist nie geheilt«, sagte Ariana.
    »Klar, noch mehr von diesem AA-Mist. Schließlich wissen wir alle nicht, was morgen geschieht. So sollten Sie also Ihre Wiedergutmachung leisten. Hören Sie auf, Briefe zu schreiben, hören Sie auf, in den Gruppensitzungen über sich selbst zu reden, hören Sie auf, immer nur für heute zu denken. Stattdessen tun Sie das, was sicherstellt, dass Sie nie wieder den Vater eines Kindes ermorden: Warten Sie auf diesen Bus, und werfen Sie sich davor. Und ansonsten lassen Sie mich und meinen Sohn in Ruhe. Wir werden Ihnen nie vergeben. Niemals. Außerdem ist es unglaublich selbstsüchtig und widerlich von Ihnen zu erwarten, dass wir das tun, damit ausgerechnet Sie geheilt werden.«
    Dann drehte Wendy sich um, ging zurück zum Wagen und fuhr los.
    Mit Ariana Nasbro war sie fertig. Jetzt war es Zeit, sich mit Dan Mercer zu treffen.

SECHS
    M arcia McWaid setzte sich neben Ted auf die Couch. Ihnen gegenüber saß Frank Tremont, ein Ermittler der Staatsanwaltschaft von Essex County, der wie jede Woche gekommen war, um sie über den neuesten Stand der Suche nach ihrer Tochter zu unterrichten. Marcia wusste bereits, was er sagen würde.
    Frank Tremont trug einen graubraunen Anzug und eine abgewetzte Krawatte, die aussah, als wäre sie die letzten vier Monate zu einer festen Kugel zusammengeknüllt gewesen. Er war über sechzig, stand kurz vor der Pensionierung und war umgeben von dieser Ich-habe-alles-erlebt-Aura, die fast alle Leute mit sich herumtrugen, die zu lange im gleichen Job tätig waren. Als Marcia sich zu Anfang nach ihm erkundigt hatte, waren ihr Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Frank seine beste Zeit wohl schon hinter sich hätte und nur noch die letzten paar Monate seines Jobs absäße.
    Aber das merkte Marcia ihm nicht an, und Tremont kam immerhin noch jede Woche, um Kontakt zu halten und sie zu informieren. Am Anfang war er fast immer in Begleitung gekommen - mal mit FBI-Agenten, mal mit Experten für vermisste Jugendliche oder mit anderen Mitgliedern unterschiedlicher Ermittlungsorgane. Die Anzahl seiner Begleiter hatte in den letzten vierundneunzig Tagen stetig abgenommen, bis dieser einsame, alternde Cop im hässlichen Anzug schließlich alleine kam.

    In den ersten Wochen hatte Marcia noch versucht, sich zu beschäftigen, indem sie den Beamten Kaffee und Kekse anbot. Jetzt versuchte sie nicht mehr, sich abzulenken, indem sie die perfekte Hausfrau spielte. Frank

Weitere Kostenlose Bücher