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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Schlimmste. Das Schlimmste waren die Gruppen kreisrunder Verbrennungen im Gesicht und auf dem Arm. Eine schien direkt durch die Wange in den Mundraum zu gehen.
    Sie deutete auf die Kreise. »Waren das Zigaretten?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab ihnen gesagt, dass Rauchen in meinem Wohnwagen verboten ist. Da sind sie wütend geworden.«
    »Wer?«
    »Das war ein Witz. Das mit dem Rauchverbot.«
    »Ja, das hatte ich schon verstanden. Wer hat Ihnen das angetan?«
    Dan Mercer schüttelte den Kopf. »Wollen Sie nicht reinkommen?«
    »Warum bleiben wir nicht hier draußen?«
    »Herrje, Wendy, fühlen Sie sich in meiner Gegenwart nicht sicher? Dabei haben Sie doch selbst schon ziemlich unverblümt festgestellt: Sie sind gar nicht mein Typ.«
    »Trotzdem.«
    »Ich bin wirklich nicht scharf darauf, mich so hier draußen blicken zu lassen.«
    »Oh, aber ich muss darauf bestehen.«

    »Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag. Tut mir leid, dass Sie umsonst den weiten Weg hier raus gekommen sind.«
    Dan ließ die Tür zufallen und verschwand im Wohnwagen. Wendy wartete einen Moment, wollte sehen, ob er nur bluffte. Aber er kam nicht wieder heraus. Sie kümmerte sich nicht weiter um die Alarmglocken - im Moment sah er sowieso nicht so aus, als könnte er ihr viel anhaben -, öffnete die Tür und trat ein.
    »Ihre Haare«, sagte sie.
    »Was ist damit?«
    Dans ursprünglich braune, wellige Haare leuchteten jetzt in einem unsäglichen Gelbton, den man mit viel gutem Willen vielleicht als blond bezeichnen konnte.
    »Haben Sie sie selbst gefärbt?«
    »Nein, ich bin zu Dionne gefahren, meinem Lieblings-Haar-Coloristen in der Stadt.«
    Sie musste fast lächeln. »Die perfekte Tarnung, um in der Masse unterzutauchen.«
    »Ich weiß. Ich seh aus wie aus einem Glam-Rock-Video aus den Achtzigern.«
    Dan trat von der Tür in die hinterste Ecke des Wohnwagens, fast so, als wollte er seine Verletzungen verstecken. Wendy ließ die Tür los. Sie fiel mit einem Knall zu. Drinnen herrschte ein trübes Halbdunkel. Ein paar Sonnenstrahlen zerteilten den Raum. Der Fußboden unter ihr bestand aus abgewetztem Linoleum, im hinteren Teil des Raums lag allerdings ein schlecht zugeschnittener, orangefarbener, langfloriger Teppichboden - etwas, das in der Fernsehserie Drei Mädchen und drei Jungen als zu schrill ausgesondert worden wäre.
    Dan wirkte klein, wie er da gebeugt und gebrochen in der Ecke stand. Das Aberwitzige an der Geschichte war - und darüber hatte sie sich sehr aufgeregt -, dass sie, ein Jahr bevor
ihr Trick seine wahren Vorlieben zutagegebracht hatte, einen Bericht über Dan Mercer und seine »guten Taten« machen wollte. Damals schien Dan Mercer dieser extrem seltenen Menschengattung anzugehören: den echten Weltverbesserern. Er schien ein Mann zu sein, der wirklich etwas bewegen wollte, ohne - und das hatte fast schon etwas Erschreckendes - gleichzeitig seine eigene Person in den Mittelpunkt zu stellen.
    Sie war - wagte sie es wirklich, sich das einzugestehen? - darauf reingefallen. Dan war ein attraktiver Mann mit widerspenstigen, braunen Haaren und tiefblauen Augen, und er konnte einen auf diese Art und Weise ansehen, dass man das Gefühl hatte, der einzige Mensch auf der Welt zu sein. Er wirkte konzentriert, charmant und machte sich auch gerne über sich selbst lustig, hatte also einen Humor, der den gebeutelten Jugendlichen, mit denen er arbeitete, gefallen haben musste.
    Aber wieso hatte sie, die schon fast krankhaft skeptische Reporterin, ihn nicht durchschaut?
    Sie hatte sogar - gestand sie sich auch das ein? - darauf gehofft, dass er sie zum Essen einlud. Sie hatte sich sehr, sehr stark zu ihm hingezogen gefühlt, als er sie ansah. Bei ihr hatte es damals wie ein Blitz eingeschlagen, und sie war sich sicher gewesen, dass auch bei ihm zumindest ein leichtes Gewitter aufgezogen war.
    Wenn sie jetzt daran dachte, fand sie es mehr als nur gruselig.
    Von seinem Platz in der Ecke aus versuchte Dan, sie mit der ihm eigenen Intensität anzusehen, aber es bewirkte nichts. Die scheinbar faszinierende Klarheit, von der sie sich damals hatte täuschen lassen, war verschwunden. Der verbliebene Rest war jämmerlich, und trotzdem sagten Wendys Instinkte ihr selbst jetzt, wo sie Bescheid wusste, dass Dan einfach nicht das Monster sein konnte, das er ganz offensichtlich war.

    Aber, leider Gottes, war das völliger Unsinn. Sie war einem Blender auf den Leim gegangen - nicht mehr und nicht weniger. Er hatte diese vermeintliche

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