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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Verzweiflung oder seiner Verwirrung bemerkt hatten, die so angewachsen waren, dass das Kind ausriss und drei Monate lang wegblieb. Andererseits hatte die Polizei sämtliche Enttäuschungen, die Haley in ihrem jungen Leben erlebt hatte, viel zu sehr aufgebauscht: Nein, Haley hatte die Zulassung zur Universität ihrer Wahl, der University of Virginia, nicht bekommen. Nein, sie hatte weder den Aufsatzwettbewerb ihres Jahrgangs gewonnen noch war sie zum interdisziplinären AHLISA-Studiengang zugelassen worden. Und ja, womöglich
hatte sie sich kurz vor ihrem Verschwinden von einem Jungen getrennt. Aber - na und? Das ging doch jedem Teenager so.
    Marcia kannte die Wahrheit, hatte sie vom ersten Tag an gekannt. Um es mit den Worten von Rektor Zecher zu sagen: Ihrer Tochter war irgendetwas zugestoßen. Etwas Schlimmes.
    Tremont saß da und wusste nicht recht, was er machen sollte.
    »Frank?«, sagte Marcia.
    Er sah sie an.
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Marcia nahm das Micky-Maus-Foto, das sie am Spind ihrer Tochter entdeckt hatte, und reichte es ihm. Tremont ließ sich Zeit. Er sah sich das Foto genau an. Es war still im Wohnzimmer. Marcia hörte seinen pfeifenden Atem.
    »Das Foto habe ich vor einem halben Jahr mit Haleys iPhone gemacht.«
    Tremont studierte das Bild, als könnte es einen Hinweis auf Haleys Verschwinden enthalten. »Ich erinnere mich. Der Familienausflug nach Disney World.«
    »Sehen Sie ihr ins Gesicht, Frank.«
    Das tat er. Er musterte es ausgiebig.
    »Glauben Sie, dass ein Mädchen mit diesem Lächeln einfach beschlossen hat auszureißen und niemandem etwas davon zu sagen? Glauben Sie wirklich, dass dieses Mädchen ganz alleine weggerannt ist und so clever war, nicht ein einziges Mal ihr iPhone, einen Geldautomaten oder ihre Kreditkarte zu benutzen?«
    »Nein«, sagte Frank Tremont. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Suchen Sie bitte weiter, Frank.«
    »Das werde ich, Marcia. Ich verspreche es Ihnen.«
     
    Wenn die Leute an die Straßen New Jerseys denken, haben sie entweder den Garden State Parkway im Sinn, der zwischen
heruntergekommenen Lagerhäusern, ungepflegten Friedhöfen und alten Doppelhäusern hindurchführt, oder sie denken an den New Jersey Turnpike mit den alten Fabriken rechts und links, mit Schornsteinen und riesigen Industriekomplexen, die an die albtraumhafte Zukunftsvision der Terminator- Filme erinnern. Niemand hat dabei die Route 15 in Sussex County vor Augen, das Farmland, durch das sie führt, die alten Seedörfer mit den Antiquitäten-Scheunen, die Plätze des 4-H-Jugendclubs oder das alte Zweitliga-Baseball-Stadion.
    Wendy folgte den Anweisungen ihres Navigationsgeräts die Route 15 entlang, bis sie zur 206 wurde, bog rechts in eine unbefestigte Straße ein, an den U-Store-It-Lagerhäusern vorbei, bis sie zur Wohnwagensiedlung in Wykertown kam. Es war eine ruhige, kleine Siedlung, die ziemlich verlassen wirkte und daher etwas Geisterhaftes an sich hatte - man rechnete jederzeit damit, eine rostige Kinderschaukel im Wind pendeln zu sehen. Die Grundstücke waren rechteckig. Reihe D, Grundstück 7 war hinten in der Ecke, ziemlich nah an der Umzäunung aus Maschendraht.
    Sie stieg aus dem Wagen und war fasziniert von der Ruhe. Nichts zu hören. Zwar wehten keine Tumbleweeds über die unbefestigten Wege, gepasst aber hätte es. Die ganze Siedlung erinnerte an eine postapokalyptische Stadt aus einem Katastrophenfilm - die große Bombe war gefallen und hatte sämtliche Einwohner verdampft. Ein paar Wäscheleinen waren aufgespannt, auf denen jedoch keine Wäsche hing. Auf einem Grundstück lagen Klappstühle mit zerfetzten Sitzen. Auf einem anderen wirkten der Holzkohlegrill und das herumliegende Kinderspielzeug, als wären sie gerade eben noch benutzt worden.
    Wendy prüfte den Handy-Empfang. Kein Netz. Na toll. Sie ging die beiden Betonstufen hinauf und blieb vor der Tür des Wohnwagens stehen. Etwas in ihr - der vernünftige Teil, der
wusste, dass sie eine Mutter und keine Superheldin war - forderte sie auf umzukehren und sich nicht wie eine Idiotin zu benehmen. Sie hätte noch länger darüber nachgedacht, wäre die Fliegengittertür nicht plötzlich geöffnet worden und Dan Mercer vor ihr aufgetaucht.
    Als sie sein Gesicht sah, trat sie unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    »Kommen Sie rein«, murmelte Dan Mercer zwischen geschwollenen Lippen hindurch. Seine Nase war platt, sein Gesicht grün und blau, aber das war längst nicht das

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