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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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genauer. Ich möchte jetzt, dass Sie sich hier umsehen und mir sagen, ob sich irgendetwas verändert hat, seit Sie den Wohnwagen verlassen haben.« Er wartete und gestikulierte ungelenk. »Abgesehen von der Leiche und so.«
    Wendy sah es sofort. »Der Teppich ist weg.«
    Wieder nickte Walker, als hätte er schon gewusst, was sie sagen würde. »Was für ein Teppich?«
    »Ein orangefarbener, langfloriger Teppichboden. Mercer ist da draufgefallen, nachdem er getroffen worden war.«

    »Und der Teppich lag auch dahinten in der Ecke? Auf die Sie vorhin gezeigt haben?«
    »Ja.«
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Walker beanspruchte viel Platz in dem kleinen Wohnwagen. Sie durchquerten den Raum, und er deutete mit einem fleischigen Finger auf die Wand. Wendy sah das kleine, runde Loch, das die Kugel hinterlassen hatte. Walker schnaufte, als er sich an der Stelle, wo die Leiche zu Boden gefallen war, herunterbeugte.
    »Sehen Sie das?«
    Auf dem Boden lagen ein paar kleine, runde orangefarbene Fusseln. Das war wunderbar - ein weiterer Hinweis darauf, dass sie die Wahrheit gesagt hatte -, aber das hatte Walker gar nicht gemeint. Sie musterte die Stelle, auf die er zeigte.
    Blut.
    Nicht viel. Gewiss nicht alles, was Mercer verloren hatte, als er von der Kugel getroffen worden war. Aber genug. In der Flüssigkeit klebten noch ein paar orangefarbene Fusseln.
    »Das Blut muss durch den Teppich gesickert sein«, sagte Wendy.
    Walker nickte. »Draußen ist ein Zeuge, der gesehen hat, wie ein Mann einen zusammengerollten Teppich hinten in seinen Wagen gepackt hat - in einen schwarzen Acura MDX mit einem Kennzeichen aus New Jersey. Wir haben uns schon bei der Zulassungsstelle nach Edward Grayson aus Fair Lawn, New Jersey, erkundigt. Er besitzt einen schwarzen Acura MDX.«
     
    Zuerst lief die Titelmelodie. Sehr dramatisch: Bah-dahdaaahm …
    Hester Crimstein öffnete die Tür zum Gerichtssaal und schritt in ihrer schwarzen Robe bedächtig wie eine Löwin zum
Richterstuhl. Je näher sie ihm kam, desto lauter wurden die Trommelschläge. Der berühmte Voice-over-Sprecher - der, der bis zu seinem noch nicht lange zurückliegenden Ableben zahllose Kinotrailer gesprochen hatte und dessen Anfangszeile » In einer Welt …« aus dem amerikanischen Kino nicht mehr wegzudenken war -, dieser Sprecher sagte: »Die Anwesenden möchten sich bitte erheben: die Vorsitzende Richterin Hester Crimstein.«
    Mit einem lauten Paukenschlag würde dann an dieser Stelle der Titel eingeblendet werden: CRIMSTEIN’S COURT.
    Hester setzte sich. »Ich bin zu einem Urteil gekommen.«
    Der Frauenchor, der sonst die Zahlen in dem Radio-Jingle »Eins Null Zwei Komma Sieben … New Yoooorrrk« trällerte, intonierte jetzt: »Die Urteilsverkündung!«
    Hester versuchte, nicht zu seufzen. Sie war jetzt seit drei Monaten mit den Aufzeichnungen für ihre neue Fernsehshow beschäftigt, nachdem sie die engen Vorgaben ihrer auf den Kabel-Nachrichtensendern laufenden Show Crimstein on Crime hinter sich gelassen hatte. Dort waren nur »echte Fälle« besprochen worden - wobei es sich bei diesen »echten Fällen« fast ausschließlich um Vergehen von Prominenten, vermisste weiße Teenager oder fremdgehende Politiker gehandelt hatte.
    Ihr »Gerichtsdiener« hieß jetzt Waco. Er war ein ehemaliger Stand-up-Comedian, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Schließlich drehten sie in echten Fernsehkulissen, nicht in einem Gerichtssaal, auch wenn alles danach aussah. Und auch wenn sie keine echte Gerichtsverhandlung abhielten, war Hester doch Vorsitzende einer Art juristischen Verfahrens. Beide Streitparteien hatten sich vertraglich verpflichtet, das Urteil eines unabhängigen Schiedsgerichts anzuerkennen. Die Produzenten übernahmen sämtliche »Verfahrenskosten«, außerdem bekamen sowohl die Klägerin als auch der Beklagte hundert Dollar
am Tag. Es handelte sich um eine klassische Win-win-Situation.
    Realityshows haben, vollkommen zu Recht, einen schlechten Ruf, aber besonders diejenigen, in denen es entweder um Gerichtshöfe oder ums Hofieren geht, belegen sehr deutlich, dass wir in einer Männerwelt leben. Nehmen wir den Beklagten Reginald Pepe. Big Reg, wie er am liebsten genannt wurde, hatte sich angeblich zweitausend Dollar von der Klägerin Miley Badonis geliehen, die damals seine Freundin war. Big Reg behauptete, es hätte sich um ein Geschenk gehandelt, und sagte dem Gericht: »Bräute schenken mir gern mal was - was soll ich machen?« Big Reg war fünfzig Jahre alt,

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