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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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sogenannten Vorurteile zu tun, die die Leute ihm immer wieder andichten wollten. Einen Menschen als intolerant abzustempeln war immer das Einfachste. Purer Blödsinn. Ob Weiße, Schwarze, Asiaten, Lateinamerikaner, das war egal - es gab überall wichtigere und unwichtigere Menschen. Alle wussten das, trauten sich aber nicht, es zu sagen.
    Wie in letzter Zeit so oft, musste Frank auch jetzt an Haley McWaids Mutter Marcia und ihren schwer gezeichneten Vater Ted denken. Diese Hure, die hier noch untersucht wurde, war tot. Vielleicht trauerte ja jemand um sie, aber in neun von zehn Fällen war das nicht der Fall. Ihre Eltern, sofern sie die überhaupt gekannt hatte, hatten sie längst aufgegeben. Marcia und Ted hingegen warteten und hofften immer noch. Und natürlich war das von Bedeutung. Vielleicht machte genau das den Unterschied aus zwischen den toten Huren dieser Welt und den Haley McWaids. Nicht die Hautfarbe, das Geld oder die
gepflegten Vorgärten, sondern die Leute, die sich Sorgen um einen machten, die Familien, die am Boden zerstört waren, die Eltern, die nie wieder ganz die alten wurden.
    Also würde Frank Tremont nicht aufhören, bis er herausbekommen hatte, was mit Haley McWaid passiert war.
    Wieder dachte er an Kasey, versuchte, sich das glückliche kleine Mädchen ins Gedächtnis zurückzurufen, das Aquarien lieber mochte als Zoos und Blau lieber als Rosa. Aber diese Bilder waren verblasst, und, so ungeheuerlich das auch für ihn war, es war schwierig, sie heraufzubeschwören, weil sich immer wieder die Bilder von Kasey im Krankenhaus darüberlegten, wie sie sich mit der Hand durch die Haare gefahren war und diese büschelweise ausfielen, wie sie die Haare in ihrer Hand angesehen und angefangen hatte zu weinen, während ihr hilf- und machtloser Vater neben ihr saß.
    Die Gerichtsmedizinerin war fertig mit der ersten Untersuchung der toten Hure. Zwei Männer hoben die Leiche an und ließen sie wie einen Sack Torf auf die Bahre fallen.
    »Vorsichtig«, sagte Frank.
    Einer der Männer drehte sich zu ihm um. »Tut ihr nicht mehr weh.«
    »Seid einfach ein bisschen vorsichtig.«
    Als sie die Leiche wegschoben, spürte Frank Tremont, dass sein Handy vibrierte.
    Er blinzelte ein paarmal, um die Tränen aus den Augen zu bekommen, dann drückte er die Annehmen-Taste. »Tremont.«
    »Frank?«
    Es war Mickey Walker, der Sheriff vom nahegelegenen Sussex County. Ein großer und massiger Schwarzer, mit dem Frank in Newark zusammengearbeitet hatte. Anständiger Kerl, sehr guter Ermittler. Einer seiner Lieblingskollegen. Walkers Dienststelle hatte sich den Fall mit dem Kinderficker-Mörder
unter den Nagel gerissen - offensichtlich hatte ein Vater das Problem mit dem Pädophilen mit der Waffe gelöst. In Franks Augen ein gutes Beispiel für jemanden, den man gottlob endlich los war, wobei er sicher war, dass Walker sich die Sache ganz genau ansehen würde.
    »Ja, ich bin’s, Mickey.«
    »Du kennst doch Freddy’s Deluxe Luxury Suites?«
    »Das Stundenhotel an der Williams Street?«
    »Genau das. Du musst sofort herkommen.«
    Tremont spürte einen Stich in der Magengegend. Er nahm das Handy in die andere Hand. »Wieso, was gibt’s?«
    »Ich habe in Mercers Zimmer was gefunden«, sagte Walker mit Grabesstimme. »Ich glaube, es gehört Haley McWaid.«

DREIZEHN
    A ls Wendy nach Hause kam, war Pops in der Küche und machte sich ein paar Rühreier.
    »Wo ist Charlie?«
    »Liegt noch im Bett.«
    »Es ist ein Uhr mittags.«
    Pops sah auf die Uhr. »Stimmt. Hunger?«
    »Nein. Wo wart ihr gestern Nacht?«
    Pops, der fachgerecht wie ein Frühstückstheken-Profi in der Pfanne herumrührte, zog eine Augenbraue hoch.
    »Habt ihr euch gegenseitig Geheimhaltung geschworen?«
    »So was in der Art«, sagte Pops. »Und wo bist du gewesen?«
    »Ich habe mir heute Morgen ein bisschen die Zeit mit dem Fathers Club vertrieben.«
    »Willst du darüber sprechen?«
    Das tat sie.
    »Traurig«, sagte er.
    »Aber ich finde, die lassen sich auch etwas zu sehr gehen.«
    Pops zuckte die Achseln. »Wenn ein Mann nicht mehr in der Lage ist, für seine Familie zu sorgen - da kann man ihm schon fast ebenso gut die Eier abschneiden. Er fühlt sich einfach nicht mehr wie ein echter Mann. Das ist traurig. Wenn sie ihren Job verlieren, bricht für den Yuppie-Abschaum genauso die Welt zusammen wie für den Lohnarbeiter. Der Yuppie-Abschaum kann vielleicht sogar noch weniger damit umgehen. Die Gesellschaft hat sie gelehrt, sich über ihre Arbeit zu

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