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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Es wird nichts helfen.«
    »Aber es schadet auch nicht.«
    Ronald Tilfer sah durchs Fenster. »Meistens erkennt er mich nicht mal. Er guckt direkt durch mich durch. Ich wollte ihn mit zu mir nach Hause nehmen, aber ich habe eine Frau und ein Kind …«
    Wendy sagte nichts.
    »Eigentlich müsste ich ihm irgendwie helfen, finden Sie nicht? Ihn beschützen. Aber wenn ich versuche, ihn bei mir in der Wohnung einzuschließen, wird er wütend. Also lasse ich ihn gehen und mache mir Sorgen. Als Kinder sind wir oft zum Football gegangen. Zu den Yankees. Kelvin kannte die Statistiken sämtlicher Spieler. Er konnte einem auch sofort, nachdem ein Spieler am Schlag war, die neuen Statistiken sagen. Meine Theorie dazu ist: Genialität ist ein Fluch. So seh ich das. Manche Menschen glauben, die Genies würden das Universum auf eine Art sehen, die uns Normalen versperrt ist. Sie würden die Welt so sehen, wie sie wirklich ist - und diese Realität sei dann so furchtbar, dass sie den Verstand verlieren. Demnach würde zu viel Einsicht zum Wahnsinn führen.«
    Wendy starrte einfach nur vor sich hin. »Hat Kelvin je über Princeton gesprochen?«
    »Mom war so stolz auf ihn. Also nicht nur sie, sondern wir alle. Die Kinder aus unserem Viertel gingen nun wirklich nicht auf Elite-Universitäten. Wir hatten zwar Angst, dass er da nicht reinpasst, aber er hat sehr schnell Freunde gefunden.«
    »Diese Freunde stecken in Schwierigkeiten.«

    »Sehen Sie ihn an, Ms. Tynes. Glauben Sie wirklich, dass er denen helfen kann?«
    »Ich würde es gern ausprobieren.«
    Ronald Tilfer zuckte die Achseln. Sie gingen zum Krankenhaus-Manager, der Wendy ein paar Verzichtserklärungen zur Unterschrift vorlegte und ihr riet, etwas auf Abstand zu bleiben. Kurz darauf führte ein Pfleger Wendy und Ronald in einen verglasten Raum. Er blieb an der Tür stehen. Kelvin saß an einem Tisch und kritzelte weiter etwas in sein Notizbuch. Der Tisch war ziemlich breit, so dass Wendy und Ronald genug Abstand hatten.
    »Hey, Kelvin«, sagte Ronald.
    »Dronen haben kein Verständnis für die Essenz.«
    Ronald sah Wendy an. Mit einer Geste forderte er sie auf, Fragen zu stellen.
    »Sie waren in Princeton, richtig, Kelvin?«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Himmler mag Thunfischsteaks.«
    Er starrte immer noch auf sein Notizbuch. »Kelvin?«
    Er hörte nicht auf zu schreiben.
    »Erinnern Sie sich an Dan Mercer?«
    »Weißer Junge.«
    »Ja. Und Phil Turnball?«
    »Bleifreies Benzin macht dem Wohltäter Kopfschmerzen.«
    »Ihre Freunde aus Princeton.«
    »Ivy-League-Typen, Mann. Einer hat grüne Schuhe getragen. Ich hasse grüne Schuhe.«
    »Ich auch.«
    »Diese Ivy-League-Typen.«
    »Richtig. Ihre Freunde von der Universität. Dan, Phil, Steve und Farley. Erinnern Sie sich an sie?«
    Kelvin hörte auf zu kritzeln. Er blickte auf. Seine Augen waren
wie leere Schiefertafeln. Er starrte Wendy an, sah sie aber offenbar nicht.
    »Kelvin?«
    »Himmler mag Thunfischsteaks«, flüsterte er mit eindringlicher Stimme. »Und der Bürgermeister? Dem war das völlig egal.«
    Kelvin sackte zusammen. Wendy versuchte ihn dazu zu bringen, ihr in die Augen zu sehen.
    »Ich möchte mit Ihnen über Ihre Mitbewohner, Ihre Wohnungsgenossen von der Universität reden.«
    Kelvin fing an zu lachen. »Wohnungsgenossen?«
    »Ja.«
    »Das ist witzig.« Er fing an zu kichern wie ein, na ja, wie ein Wahnsinniger. »Wohnungsgenossen. Als ob wir die Wohnung genossen hätten. Wir haben da gelebt und haben die Wohnung genossen, alles klar?«
    Wieder lachte er. Immerhin, dachte Wendy, war das schon mal besser als der Verweis auf Himmlers Lieblingsfisch.
    »Erinnern Sie sich an Ihre alten Mitbewohner?«
    Das Lachen brach ab, als hätte man einen Schalter umgelegt.
    »Die stecken in Schwierigkeiten, Kelvin«, sagte sie. »Dan Mercer, Phil Turnball, Steve Miciano, Farley Parks. Die haben alle große Probleme.«
    »Probleme?«
    »Ja.« Sie wiederholte die vier Namen. Dann noch einmal. Etwas passierte in Kelvins Gesicht. Es zerfiel vor ihren Augen. »O Gott, o nein …«
    Kelvin fing an zu weinen.
    Ronald sprang auf. »Kelvin?«
    Ronald streckte die Hand nach seinem Bruder aus, aber Kelvins Schrei stoppte ihn. Ein jäher, durchdringender Schrei. Wendy zuckte zurück.

    Er hatte die Augen jetzt weit aufgerissen. »Narbengesicht!«
    »Kelvin?«
    Er sprang auf und warf dabei seinen Stuhl um. Der Pfleger kam auf sie zu. Wieder schrie Kelvin und rannte in die Ecke. Der Pfleger rief nach

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