In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
treffen. Bitte melden Sie sich auf einem der unten angegebenen Wege.
Als sie die Nachricht abschickte, summte ihr Handy. Als sie daraufblickte, sah sie, dass sie eine SMS bekommen hatte. Sie war von Phil Turnball und lautete: WIR MÜSSEN REDEN.
Sie tippte eine Antwort ein: GERNE, BIN ZU HAUSE. TELEFON?
Nach einer kurzen Pause kam die nächste SMS: NICHT AM TELEFON.
Wendy wusste nicht, was sie davon halten sollte, also tippte sie: WARUM NICHT?
ZEBRA BAR IN 30 MIN?
Wendy fragte sich, warum er ihre Frage nicht beantwortete. WARUM NICHT TELEFONISCH?
Längere Pause. TRAUE TELEFONEN DERZEIT NICHT.
Sie runzelte die Stirn. Das kam ihr ein bisschen vor wie in einem schlechten Agenten-Film, aber um ehrlich zu sein, konnte man Phil Turnball bisher nicht vorwerfen, überreagiert zu haben. Und es brachte auch nichts, jetzt irgendwelche Spekulationen anzustellen. Sie trafen sich ja bald. Sie tippte: OK. Dann sah sie Charlie wieder an.
»Was?«, fragte er.
»Ich muss zu einem Treffen. Kannst du dir selbst was zu Essen bestellen?«
»Äh, Mom?«
»Was?«
»Hast du vergessen, dass heute Abend das Vorbereitungstreffen für die Project Graduation ist?«
Beinahe hätte sie sich mit der Hand an die Stirn geschlagen. »Mist, das hab ich total vergessen.«
»Das ist in der Highschool in, äh …«, Charlie sah auf sein Handgelenk, obwohl er gar keine Uhr trug, »… nicht einmal einer halben Stunde. Und du bist im Snack-Komitee oder so was.«
Tatsächlich hatte man ihr die alleinige Verantwortung dafür übertragen, höchstpersönlich sowohl Zucker und Süßstoff als auch Milch und pflanzlichen Kaffeeweißer mitzubringen. Sie war aber zu bescheiden, um das an die große Glocke zu hängen.
Sie hätte es zwar noch absagen können, die Schule nahm die sogenannte Project Graduation, eine alkoholfreie, von Eltern und Lehrern organisierte Abschlussfeier, allerdings sehr ernst, außerdem hatte sie ihren Sohn in letzter Zeit, vorsichtig ausgedrückt,
ziemlich stiefmütterlich behandelt. Sie griff wieder nach ihrem Handy und simste Phil Turnball:
GEHT AUCH 22.00 UHR?
Sie bekam nicht direkt eine Antwort. Also ging sie ins Schlafzimmer und zog sich eine Jeans und eine grüne Bluse an. Sie nahm die Kontaktlinsen heraus, setzte ihre Brille auf und band sich die Haare hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ganz lässige Frau.
Ihr Handy summte. Phil Turnballs Antwort: OK.
Sie ging die Treppe hinunter. Pops war im Wohnzimmer. Er hatte sich ein rotes Tuch um den Kopf gebunden, was nur wenige Männer tragen konnten. Bei Pops ging es gerade mal so eben.
Als er sie sah, schüttelte Pops den Kopf. »Du trägst eine Altjungfern-Brille?«
Sie zuckte die Achseln.
»Damit wirst du nie einen Mann abschleppen.«
Als ob sie das bei einer Highschool-Versammlung vorhätte. »Nicht, dass es dich etwas anginge, aber ich wurde heute um ein Date gebeten.«
»Nach der Beerdigung?«
»Yep.«
»Überrascht mich nicht.«
»Wieso nicht?«
»Ich hatte den besten Sex meines Lebens nach einer Beerdigung. Das war absoluter Wahnsinn. Hinten in einer Limousine.«
»Wow, die Einzelheiten erzählst du mir dann später mal, ja?«
»Ist das Sarkasmus?«
»Auf jeden Fall.«
Sie gab ihm einen Wangenkuss, bat ihn, darauf zu achten,
dass Charlie etwas aß, und ging zum Wagen. Sie hielt kurz am Supermarkt und besorgte die Kaffee-Zutaten. Als sie zur Highschool kam, war der Parkplatz schon voll. Sie fand noch einen Platz an der Beverly Road. Technisch gesehen war sie vielleicht nicht ganz die vorgeschriebenen fünfzig Fuß vom Stoppschild entfernt, hatte aber keine Lust, das Maßband rauszuholen. Heute würde Wendy Tynes es einfach mal riskieren.
Als Wendy hereinkam, umlagerten die Eltern schon den zutatenlosen Kaffeespender. Sie eilte hinzu, entschuldigte sich und packte ihre Mitbringsel aus. Millie Hanover, Präsidentin der High School Association und gleichzeitig berühmt für die von ihr organisierten Playdates, bei denen die Kids ihre künstlerischen und kunsthandwerklichen Fähigkeiten vervollkommnen konnten, brachte mit einem verdrießlichen Blick ihre Missbilligung zum Ausdruck. Ganz anders die Väter, die Wendy ihre Verspätung mit außergewöhnlicher Großzügigkeit verziehen. Mit etwas zu außergewöhnlicher Großzügigkeit sogar. Und vor allem deshalb hatte Wendy ihre Bluse bis oben zugeknöpft, eine nicht zu enge Jeans angezogen, die nicht unbedingt vorteilhafte Brille aufgesetzt und sich die Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Außerdem
Weitere Kostenlose Bücher