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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Ben, Ben Brody … Ja, der Freund von Jo … Was? Nein, ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen. Dasselbe wollte ich eigentlich …

    Nein. Nein, das richte ich ihr sicherlich nicht aus. Nein.«
    Er legte auf und drehte sich zu mir um. »Anscheinend ist mit Carlo tatsächlich Schluss. Er war nicht sehr gut auf sie zu sprechen.«
    »Was machen wir jetzt?« Als mir auffiel, dass ich »wir«
    gesagt hatte, trank ich schnell einen großen Schluck Wein.
    »Haben Sie etwas zu essen da? Ich bin am Verhungern.
    Jo und ich wollten eigentlich essen gehen.«
    Ich zog die Kühlschranktür auf. »Eier, Brot, Käse. Salat.
    Bestimmt sind auch Nudeln da.«
    »Soll ich uns Rühreier machen?«
    »Eine sehr gute Idee.«
    Er zog Mantel und Jacke aus, holte eine Pfanne aus dem großen Schrank und nahm aus der obersten Schublade einen hölzernen Löffel. Er wusste, wo alles untergebracht war. Ich lehnte mich zurück und beobachtete ihn. Er ließ sich Zeit und ging sehr methodisch vor. Ich trank ein weiteres Glas Wein. Ich fühlte mich erschöpft, fast etwas zittrig und auch ein bisschen beschwipst. Außerdem war ich es leid, ständig Angst haben zu müssen und auf der Hut zu sein. Ich schaffte das einfach nicht mehr.
    »Erzählen Sie mir von Jo«, bat ich.
    »Gleich. Eine Scheibe Toast oder zwei?«
    »Eine. Mit viel Butter.«
    »Wird gemacht!«
    Wir nahmen am Küchentisch Platz und aßen schweigend unser Rührei. Ich trank noch mehr Wein.
    »Sie ist anfangs ziemlich schüchtern, taut erst auf, wenn man sie etwas besser kennt«, begann er, nachdem er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte. »Sehr selbstständig. Sparsam. Sie kauft nur das, was sie wirklich braucht. Gehen Sie nie mit ihr shoppen. Sie braucht eine Ewigkeit, bis sie sich für die kleinste Sache entscheidet, und muss zunächst in mehreren Läden die Preise vergleichen. Sie hasst jede Art von Unordnung. Redet nicht viel, hört lieber zu. Was noch? Sie ist auf dem Land aufgewachsen, hat einen jüngeren Bruder, der als Toningenieur in Amerika arbeitet, und steht ihren Eltern sehr nah. Sie hat viele Freunde, mit denen sie sich in der Regel unter vier Augen trifft. Große Gruppen mag sie nicht besonders.«
    »Was ist mit ihrer Beziehung zu diesem Carlo?«
    »Ein hoffnungsloser Fall, wenn Sie mich fragen. Er ist zu jung für sie und stellt sich ziemlich idiotisch an.« Er sagte das sehr abfällig. Anscheinend hatte er meinen überraschten Blick bemerkt, denn er fügte hinzu: »Sie hätte etwas Besseres verdient. Sie sollte jemanden kennen lernen, der sie vergöttert.«
    »Tja, das sollten wir wohl alle«, antwortete ich leichthin.
    »Und sie leidet unter schweren Depressionen, würde ich sagen. Sie hat ganz schreckliche Phasen, in denen sie kaum aus dem Bett kommt. Ein weiterer Grund, weshalb ich mir ihretwegen Sorgen mache.«

    Es war schon spät. Ich fühlte mich, als hätte ich an diesem Tag eine lange, anstrengende Reise hinter mich gebracht –
    Todd, das unheimliche Telefonat, Inspector Cross, jetzt das Gespräch mit Ben. Als er mich gähnen sah, erhob er sich und nahm seinen Mantel von der Armlehne des Sofas.
    »Zeit zu gehen«, sagte er. »Ich melde mich wieder.«
    »Ist das alles?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, sie ist immer noch verschwunden, oder etwa nicht? Wir haben nach wie vor keinen blassen Schimmer, wo sie sein könnte. Wie soll es jetzt weitergehen? Sie können es doch nicht einfach dabei bewenden lassen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich glaube, ich sollte nach Dorset fahren, zu dem Cottage. Ich war schon einmal dort und hoffe, dass ich wieder hinfinde. Falls sie da nicht ist, werde ich ihre Freunde anrufen. Wenn dabei immer noch nichts herauskommt, fahre ich zu ihren Eltern. Und danach
    – na ja, ich schätze, dann gehe ich zur Polizei.«
    »Ich würde Sie gern begleiten, wenn Sie nichts dagegen haben.« Das hatte ich eigentlich gar nicht sagen wollen.
    Die Worte waren einfach aus mir herausgesprudelt. Er sah mich überrascht an. »Wann wollen Sie denn starten?«, fragte ich.
    »Na, jetzt.«
    »Sie meinen, jetzt gleich? Mitten in der Nacht?«
    »Ja, warum nicht? Ich bin noch nicht müde, und ich habe kaum etwas getrunken. Außerdem habe ich morgen Nachmittag eine wichtige Besprechung, kann morgen also nicht weg. Und mittlerweile haben Sie mich mit Ihren Bedenken angesteckt.«
    »Sie machen gern Nägel mit Köpfen, was?«
    »Das haben Sie eben nicht ernst gemeint, dass Sie mitkommen wollen, oder?«
    Schaudernd warf ich einen Blick durchs Fenster,

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