In seiner Hand
bleiben sollten. Zum einen weiß ich, dass die Neurologen Sie noch eine Weile zur Beobachtung hierbehalten wollen, nur sicherheitshalber. Und bei der Polizei ist man offensichtlich sehr beunruhigt. Der Mann, mit dem Sie zu tun hatten, scheint ausgesprochen gefährlich zu sein, und aus diesem Grund sähen es die Beamten lieber, wenn Sie in einer sicheren Umgebung bleiben würden, bis gewisse Entscheidungen gefallen sind.«
»Glauben sie, ich bin noch in Gefahr?«
»Ich kann nicht für die Polizei sprechen, aber ich denke, diese Frage ist extrem schwierig zu beantworten. Genau das ist ein Teil des Problems. Auf jeden Fall würde ich die nächsten paar Tage gern nutzen, um mit Ihnen zu sprechen. Selbstverständlich liegt die Entscheidung bei Ihnen, aber ich glaube, es könnte Ihnen helfen. Und nicht nur das. Es ist durchaus denkbar, dass wir im Verlauf unserer Gespräche auf Details stoßen werden, die für die Polizei von Nutzen sein können. Natürlich wäre das nur ein positiver Nebeneffekt. Sie haben vorhin davon gesprochen, dass Sie einzig und allein den Wunsch haben, Ihr normales Leben wieder aufzunehmen.« Sie legte eine überraschende, sehr lange Pause ein, die mich irritierte.
»Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll«, fuhr sie schließlich fort. »Die Rückkehr in Ihr altes Leben wird Ihnen unter Umständen nicht so leicht fallen, wie Sie jetzt vielleicht glauben. Es könnte sein, dass von einer Erfahrung wie dieser etwas zurückbleibt.«
»Sie meinen, ich bin verseucht?«
»Verseucht?« Für einen Moment schien es, als könnte sie die Verseuchung riechen oder würde zumindest versuchen, sie zu erschnüffeln. »Nein. Aber Sie führten ein normales Leben, aus dem Sie plötzlich herausgerissen und in eine schreckliche Situation versetzt wurden. Nun müssen Sie zur Normalität zurückkehren. Sie müssen entscheiden, wie Sie mit dem, was Ihnen zugestoßen ist, umgehen wollen. Wir alle müssen Wege finden, mit Dingen umzugehen, die uns widerfahren sind. Meiner Meinung nach könnten Sie das besser, wenn Sie mit mir über Ihre Erlebnisse reden würden.«
Ich wandte den Blick von ihr ab und sah wieder das Grau der Welt. Als ich erneut zu sprechen begann, waren meine Worte eher an mich selbst gerichtet als an sie.
»Ich weiß nicht, wie ich auf vernünftige Weise mit der Tatsache umgehen soll, dass mich jemand entführt hat und umbringen wollte. Das ist das Erste. Mein zweites Problem ist, dass mein Leben bereits vor dieser Sache nicht wirklich glatt lief. Aber ich will es versuchen.«
»Wir treffen uns einfach zu einem zwanglosen Gespräch«, schlug sie vor. »Sie müssen dabei nicht auf einer Couch liegen. Wenn Sie wollen, können wir uns auch in einer angenehmeren Umgebung unterhalten.«
»Das wäre großartig.«
»Vielleicht finde ich sogar einen Ort, wo es einen anständigen Kaffee gibt.«
»Das wäre die allerbeste Therapie.«
Lächelnd stand sie auf und schüttelte mir die Hand, bevor sie ging. Als Dr. Beddoes gekommen war, hätte ich ihr am liebsten den Rücken zugedreht und die Augen geschlossen. Nun, nachdem sie sich verabschiedet hatte, wurde mir zu meiner eigenen Überraschung klar, dass ich sie bereits vermisste.
»Sadie?«
»Abbie!« Ihre Stimme klang herzlich und klar. Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete mich. »Von wo aus rufst du an?«, fragte sie mich. »Bist du immer noch im Urlaub?«
»Im Urlaub? Nein. Nein, Sadie, ich bin im Krankenhaus.«
»O mein Gott! Was fehlt dir denn?«
»Könntest du eventuell vorbeikommen? Ich kann am Telefon nicht darüber reden.«
»Woher weiß ich, dass er mich nicht vergewaltigt hat?«
Jack Cross saß auf dem Stuhl neben meinem Bett und zupfte am Knoten seiner Krawatte herum. Auf meine Frage nickte er zunächst nur, dann erwiderte er: »Wir können das natürlich nicht mit Sicherheit ausschließen, aber es gibt keine Hinweise in diese Richtung.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Nach Ihrer Einlieferung ins Krankenhaus hat man Sie, nun ja, genau untersucht, und so weiter und so weiter.«
»Und?«
»Und man hat nichts gefunden, was auf einen sexuellen Missbrauch hingedeutet hätte.«
»Das ist ja schon mal etwas.« Ich fühlte mich seltsam leer.
»Was ist dann passiert?«
»Wir versuchen uns gerade ein Bild davon zu machen«, antwortete er vorsichtig.
»Aber …«
»Eine der Personen, mit denen wir natürlich gerne sprechen würden, ist Ihr Freund, Terence Wilmott.«
»Und?«
»Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Ihrem Freund
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