In seiner Hand
beschreiben?«
»Warum um alles in der Welt wollen Sie das wissen?
Was hat Terry mit der ganzen Sache zu tun?«
»Wie gesagt, wir versuchen gerade, uns ein Bild zu machen.«
»Nun ja, unsere Beziehung ist ganz in Ordnung«, erklärte ich abwehrend. »Natürlich haben wir unsere Höhen und Tiefen.«
»Welche Art von Tiefen?«
»Es war nicht Terry, falls Sie das denken.«
»Was?«
»Er hat mich nicht entführt. Mir ist klar, dass der Mann seine Stimme verstellt hat und ich sein Gesicht nie zu sehen bekommen habe, aber es war nicht Terry. Ich weiß, wie Terry riecht. Ich kenne ihn in- und auswendig. Wo auch immer er gerade sein mag, er wird bald zurückkommen. Dann können Sie mit ihm reden.«
»Im Ausland ist er jedenfalls nicht.«
»Ach?« Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. »Woraus schließen Sie das?«
»Sein Pass befindet sich noch in seiner Wohnung.«
»Tatsächlich? Dann treibt er sich wohl irgendwo hier in England herum.«
»Ja. Irgendwo.«
Ich stand vor dem Spiegel und sah mich einer Fremden gegenüber. Diese Person war nicht mehr ich. Ich war eine andere geworden. Eine dünne Frau mit verfilztem Haar und Blutergüssen im Gesicht. Ein Wesen mit kalkgrauer Haut, scharf hervorstehenden Knochen und glasigen, angsterfüllten Augen. Ich sah aus wie eine Tote.
Ich traf mich mit Dr.
Beddoes im Garten des
Krankenhauses. Trotz der Kälte hatte ich das starke Bedürfnis, draußen an der frischen Luft zu sein. Die Krankenschwestern hatten einen überdimensionalen erdbeerroten Steppmantel für mich aufgetrieben. Der Garten war ganz offensichtlich darauf ausgelegt, nervenkranke Patienten zu beruhigen. Es war zu schattig für Gras, aber es gab Pflanzen mit riesigen dunkelgrünen Wedeln. Das Zentrum der Anlage bildete ein Brunnen, ein großer Bronzetrog, bei dem das Wasser stets überlief und an der Außenseite hinunterrann. Da Dr. Beddoes noch nicht da war, schlenderte ich hinüber und sah ihn mir genauer an. Auf den ersten Blick sah das Ganze aus wie eine richtige Wasserverschwendungsanlage, aber dann entdeckte ich auf dem Grund des Gefäßes eine Öffnung und folgerte daraus, dass das überlaufende Wasser abfließen und wieder hochgepumpt werden konnte. Ein endloser Kreislauf.
Irene Beddoes erschien mit zwei Tassen Kaffee und in Zellophan verpackten Keksen. Wir ließen uns auf einer leicht feuchten Holzbank nieder. Sie deutete auf den wasserüberfluteten Brunnentrog.
»Das Ding ist angeschafft worden, weil ich der Meinung war, es würde entspannend wirken, wie in einem japanischen Zen-Garten«, erklärte sie. »Inzwischen finde ich es eher ein wenig gruselig.«
»Warum?«
»Gab es in der antiken Hölle nicht jemanden, der dazu verdammt war, bis in alle Ewigkeit zu versuchen, einen riesigen Tontopf mit Wasser zu füllen – einen Tontopf, der ein Loch hatte?«
»Das wusste ich nicht.«
»Ich hätte es Ihnen nicht erzählen sollen. Nun habe ich Ihnen womöglich die Freude daran verdorben.«
»Mir gefällt der Brunnen. Das Plätschern des Wassers ist angenehm. Für mich ist es ein fröhliches Geräusch.«
»So war es gedacht«, meinte sie.
Es war ein wundervolles, wenn auch etwas seltsames Gefühl, an diesem sonnigen Wintertag draußen zu sitzen.
Ich nippte nur hin und wieder an meinem Kaffee. Ich musste aufpassen. Meine Nerven waren bereits angeschlagen. Zu viel Koffein würde mir vermutlich den Rest geben.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte sie. Das schien mir ein ziemlich ungeschickter Einstieg zu sein.
»Wissen Sie, was mich an diesem Krankenhausleben nervt? Obwohl alle nett zu mir sind und ich sogar ein Einzelzimmer mit Fernseher habe, stört es mich, dass die Leute nicht anklopfen müssen, bevor sie eintreten.
Menschen, die ich noch nie gesehen habe, stürmen herein und putzen den Raum oder bringen mir etwas zu essen.
Die Netten unter ihnen nicken mir wenigstens noch zu, die anderen erledigen einfach ihre Arbeit.«
»Macht Ihnen das Angst?«
»Ja, natürlich. Ich meine, mir machen zur Zeit viele Dinge Angst – es macht mir Angst, darüber nachzudenken, wie es war. Das alles in Gedanken wieder und wieder zu durchleben, als hätte es nie aufgehört. Das Ganze schlägt dann irgendwie über mir zusammen, als befände ich mich unter Wasser. Als müsste ich ertrinken.
Die meiste Zeit versuche ich, nicht daran zu denken. Ich versuche, es von mir wegzuschieben. Vielleicht sollte ich das nicht tun. Glauben Sie, es wäre gesünder, sich damit auseinanderzusetzen?« Ich ließ ihr keine Zeit
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