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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Pläne?«
    »Ich werde mich mit der Firma in Verbindung setzen.
    Bis jetzt habe ich mich noch nicht fit genug gefühlt, aber ich schätze, ich werde in der nächsten oder übernächsten Woche an meinen Schreibtisch zurückkehren.«
    »Sie wollen wieder dort arbeiten?« Er klang erstaunt.
    »Was sonst? Ich muss schließlich von irgendetwas leben. Aber es ist nicht nur das. Ich muss wieder in mein normales Leben zurückkehren, solange ich dazu noch in der Lage bin.«
    »Ja, da haben Sie Recht«, meinte Lavis.
    »Sie müssen entschuldigen. Ich weiß, dass ich Sie nicht mit meinen persönlichen Problemen behelligen sollte.«

    »Das ist schon in Ordnung.«
    »Sie haben mit den Ermittlungen bestimmt alle Hände voll zu tun.«
    »Durchaus, ja.«
    »Ich weiß, dass ich Ihnen dabei keine große Hilfe war.«
    »Wir tun, was in unserer Macht steht.«
    »Es tut mir wirklich Leid, dass ich nicht in der Lage war, den Ort zu finden, wo ich festgehalten wurde. Ich bin nicht gerade eine erstklassige Zeugin. Aber ich habe das Gefühl, völlig im Dunkeln zu tappen. Gibt es schon neue Entwicklungen? Ich nehme an, Sie haben inzwischen die Namen überprüft, die ich Cross genannt habe. Die Namen der anderen Opfer. Ich hatte gehofft, sie wären vielleicht ein Anhaltspunkt. Hat sich da etwas ergeben? Offenbar nicht, denn sonst hätte man mich bestimmt informiert.
    Obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass mir niemand etwas sagt. Das ist auch ein Problem, mit dem man konfrontiert wird, wenn man in diesem Raum in diesem Bett liegt. Jedenfalls habe ich dadurch einen Eindruck gewonnen, wie man sich als alter oder kranker Mensch fühlt. Die Leute behandeln einen, als hätte man einen kleinen Sprung in der Schüssel. Wissen Sie, was ich meine? Alle, die hier herkommen, reden ein bisschen langsamer als sonst und stellen mir extrem einfache Fragen, als wäre ich des Denkens nicht mehr ganz mächtig. Und sie halten es nicht für nötig, mir irgendetwas mitzuteilen. Allen Ernstes, ich glaube, wenn ich nicht ab und zu einen Anfall bekäme, würden sie mich völlig vergessen.«
    Dass ich so vor mich hinplapperte lag vor allem daran, dass Lavis den Mund nicht aufbekam, sondern verlegen auf seinem Stuhl hin und her rutschte und dabei einen recht gehetzten Eindruck machte; und je länger ich plapperte, desto gehetzter wirkte er. Ich kam mir schon wie eine dieser armen Kreaturen vor, die auf der Straße ständig vor sich hinmurmelten und jedem, den sie zum Anhalten bewegen konnten, wortreich vorjammerten, wie schlecht es ihnen gehe und dass es alle auf sie abgesehen hätten.
    »Ich habe Ihnen wohl nicht sehr viel sagen können«, wandte ich mich erneut an Lavis. »Ich meine, ich habe gerade ziemlich viel geredet, ohne dass es Ihnen weiterhilft.«
    »Das ist schon in Ordnung«, erwiderte Lavis und stand auf. Er war im Begriff, das Weite zu suchen. »Ich wollte nur einige Dinge mit Ihnen abklären. Wie ich anfangs bereits sagte.«
    »Es tut mir Leid, wenn ich Sie aufgehalten habe«, sagte ich.
    »Ich bin im Moment wirklich ein bisschen durcheinander.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Lavis erneut, während er langsam auf die offene Tür zusteuerte. Doch er widersprach mir nicht.

    St. Anthony Hospital

    Datum: 28. Januar 2002
    Fallbesprechung – Abigail Elizabeth Devereaux.

    Zimmer 4E, Barrington-Flügel. Einweis.Nr. 923903 Cc.
    Detective Chief Superintendent Gordon Lovell, Laurraine Falkner (Verwaltungsdirektorin), Professor Ian Burke (Medizinischer Leiter)
    Protokollführerin: Susan Barton (Medizinische Verwaltungsangestellte)

    NB: NICHT ZUR ALLGEMEINEN EINSICHTNAHME

    Anwesend: Detective Chief Superintendent Lovell, Detective Inspector Cross, Dr. Burns, Dr. Beddoes, Prof.
    Mulligan

    Zu Beginn der Besprechung lieferte Detective Inspector Cross einen Bericht über den Fall und den aktuellen Stand der damit verbundenen Ermittlungen. Am zweiundzwanzigsten Januar wurde Ms. Devereaux per Ambulanz in der Ferdinand Road abgeholt und eingeliefert. Am nächsten Tag befragt, gab sie an, entführt worden zu sein. Ihr Entführer habe gedroht, sie zu töten.
    Laut DI Cross werden die Ermittlungen mangels objektiven Beweismaterials erschwert. Ms. Devereaux ist nicht in der Lage, sich an ihre Entführung zu erinnern.
    Während ihrer Gefangenschaft war sie gefesselt und trug stets eine Kapuze über dem Kopf. Das einzig Relevante, woran sie sich erinnern kann, ist eine Liste weiblicher Vornamen, von denen ihr Entführer behauptete, sie seien die Namen früherer

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