In seiner Hand
voran. Da Todd und ich zum Teil mit denselben Leuten arbeiteten, kam mir zu Ohren, dass die Arbeit nur langsam voranging. Die Arbeit geht immer langsam voran, aber wenn Handwerker sagen, es gehe langsam, dann heißt das, es geht rückwärts. Ich sprach Todd ein paarmal darauf an, aber er antwortete mir jedes Mal, alles laufe sehr gut. Ich hegte allmählich den Verdacht, dass irgendetwas ernsthaft schief lief, und erzählte Laurence davon.
Daraufhin hörte ich, dass man Todd gefeuert habe und ich nun für das Avalanche-Projekt verantwortlich sei.
Laurence eröffnete mir, Todd habe offenbar einen Nervenzusammenbruch erlitten, ohne jemandem davon zu erzählen, was unter anderem heiße, dass Todd bei dem Auftrag keinen Finger gerührt habe und Jay & Joiner nun der Bankrott drohe. Entsetzt erklärte ich, dass es nicht meine Absicht gewesen sei, Todd zu verraten. Laurence gab mir zur Antwort, Todd sei psychisch krank und brauche medizinische Hilfe, doch unser unmittelbares Problem sei nun, die Firma zu retten. Also marschierte ich in Todds Büro und arbeitete vierzig Stunden durch.
Danach kam ich eine weitere Woche keine Nacht mehr als vier Stunden ins Bett. Wenn ich also zum Teil für das verantwortlich war, was Todd passiert war, dann war Todd auch zum Teil für das verantwortlich, was mir passierte.
Ich schrieb seinen Namen auf das Blatt, überlegte kurz und fügte dann ein Fragezeichen hinzu. Nachdenklich zeichnete ich ein Quadrat um das Fragezeichen, fügte weitere Linien hinzu, bis es aussah, als befände sich das Fragezeichen in einem Würfel. Ich schraffierte die Seiten des Würfels. Schließlich zeichnete ich strahlenartige Linien rund um den Würfel, so dass es aussah, als würde er leuchten oder explodieren.
Ein weiterer Gedanke schoss mir durch den Kopf. O
verdammt. Unter »Todd« schrieb ich das Wort
»Schwangerschaftstest« und unterstrich es. Ich hatte Sex mit jemandem gehabt und offensichtlich keine Vorsichtsmaßnamen ergriffen. Doch mit wem? Ich überlegte, ob ich eine weitere Liste mit Namen potenzieller Kandidaten anlegen sollte, hatte aber niemanden, den ich auf diese Liste hätte setzen können.
Mit welchen Männern war ich während meiner verlorenen Woche zusammengekommen? Guy. Sehr
unwahrscheinlich. Das indische Essen war mit ziemlicher Sicherheit von einem Mann ausgeliefert worden. Und dann war da natürlich noch er.
Ich machte Anstalten, das Wort »Was« zu schreiben, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Gerade hatte ich gedacht: Was machst du da eigentlich? Prompt hatte ich begonnen, diesen Satz niederzuschreiben. Aber die Frage war berechtigt, was tat ich da eigentlich? Der Gedanke an diese dunklen, vergessenen Tage war unerträglich, er quälte mich unaufhörlich, Tag und Nacht. Manchmal stellte ich mir vor, dies sei die Ursache für den Schmerz in meinem Kopf. Wenn es mir gelänge, die Leerstellen zu füllen, alles zu rekonstruieren, dann würde der Schmerz verschwinden. Aber lohnte es sich, dass ich mich dafür in Gefahr brachte? Befand ich mich überhaupt in Gefahr?
War er irgendwo dort draußen in London unterwegs, auf der Suche nach mir? Vielleicht hatte er mich bereits gefunden. Womöglich stand er schon draußen vor Jos Tür und wartete darauf, dass ich herauskam. Oder ich lag in dieser Hinsicht völlig falsch. Vielleicht war der Mann auch untergetaucht. Er wusste, dass ich mich an unsere erste Begegnung nicht erinnern konnte. Ich hatte keine Ahnung, wie er aussah. Wenn er sich ruhig verhielt, konnte ihn niemand behelligen. Er konnte seelenruhig sein Unwesen treiben, andere Frauen umbringen und mich einfach vergessen. Doch konnte er sich wirklich sicher fühlen?
Ich zeichnete ein großes Fragezeichen um das Wort
»Was«. Ich machte ein dreidimensionales Fragezeichen daraus, das ich anschließend schraffierte. Wenn ich nur beweisen könnte, dass ich tatsächlich gekidnapped worden war. Das war das Beste, worauf ich hoffen konnte. Wenn es mir gelänge, einen konkreten Beweis zu finden, dann würde die Polizei mir endlich glauben und mich beschützen. Sie würden eine Großfahndung einleiten, den Mann finden, und ich könnte wieder ein normales Leben führen.
Doch wie sollte dieser Beweis aussehen? Wo sollte ich mit der Suche beginnen? Ich verzierte mein Riesenfragezeichen mit einer Schar filigraner Fragezeichen, die sich an seinem Rücken aneinanderreihten, sich um sein Ende wanden und anschließend an seinem Bauch emporkletterten, bis es ganz von einer Wolke flatternder
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