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In seiner Hand

Titel: In seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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eine enthielt einen Fragebogen über Einkaufsgewohnheiten und landete sofort im Papierkorb, auf dem anderen stand »Gesonderte Zustellung«. Er fühlte sich vielversprechend fest an. Ich riss ihn auf. Eine brandneue, glänzende Kreditkarte. A.E. Devereaux. Ich hatte einen Ort zum Schlafen, meine Kleidung, ein paar CDs und jetzt auch noch eine neue Kreditkarte. Ich war wirklich dabei, ins Leben zurückzukehren. Ich blickte mich um.
    »Natürlich sind noch einige meiner Sachen hier. Möbel und Ähnliches«, stellte ich fest.
    Ich nippte an meinem Wein, Terry nahm einen großen Schluck von seinem. Fast hätte ich eine Bemerkung über seinen Alkoholkonsum gemacht, aber dann fiel mir voller Erleichterung ein, dass ich dafür nicht mehr zuständig war.
    Das war jetzt Sallys Job. Aber vielleicht trank er bei ihr nicht.
    »Du kannst deine Sachen jederzeit abholen«, sagte er.
    »Ich weiß nicht recht, wohin damit«, antwortete ich.
    »Hat es große Eile? Zieht Sally bei dir ein?«
    »Ich kenne sie doch erst seit zwei Wochen. Sie ist bloß
    …«
    »Weißt du, Terry, wenn ich auf eins definitiv verzichten kann, dann auf eine Diskussion darüber, wie wenig sie dir bedeutet.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Ich habe über dich gesprochen. Ich wollte dir bloß sagen, dass ich nicht glücklich über all das war, was passiert ist, bevor du gegangen bist.« Er nippte an seinem leeren Glas, den Blick auf den Boden gerichtet. Dann sah er mich an. »Es tut mir Leid, Abbie. Es tut mir Leid, dass ich dich geschlagen habe. Wirklich. Es gibt dafür keinerlei Entschuldigung. Es war ganz allein meine Schuld, und ich hasse mich dafür.«
    Ich kannte diesen Terry gut. Das war der Terry, dem alles Leid tat. Der alles zugab und versprach, es nie wieder zu tun, und von nun an alles anders machen würde. Ich hatte diesem Terry zu oft geglaubt, was vielleicht daran lag, dass er es auch sich selbst immer wieder glaubte.
    »Schon gut«, sagte ich schließlich. »Du brauchst dich deswegen nicht selbst zu hassen.«
    »Es war bestimmt schrecklich für dich, mit mir zusammen zu leben.«
    »Na ja, wahrscheinlich war ich auf meine eigene Weise auch ziemlich schwierig.«

    Er schüttelte reuevoll den Kopf. »Das ist es ja gerade, du warst überhaupt nicht schwierig. Du warst fröhlich, großzügig und witzig. Okay, abgesehen von den ersten paar Minuten, nachdem morgens dein Wecker losgegangen war. Meine Freunde haben mich für den glücklichsten Mann auf der ganzen Welt gehalten. Und du hast mir immer wieder eine Chance gegeben.«
    »Na ja …«, meinte ich verlegen.
    »Aber diesmal nicht, stimmt’s? Jetzt kriege ich keine Chance mehr.«
    »Es ist vorbei, Terry.«
    »Abbie …«
    »Nicht«, sagte ich. »Bitte. Hör zu, Terry, ich möchte dich was fragen.«
    »Du kannst mich alles fragen.« Er war inzwischen bei seinem zweiten Glas Wein angelangt.
    »Aus einem bestimmten Grund, hauptsächlich meiner eigenen geistigen Gesundheit zuliebe, versuche ich, die Zeitspanne zu rekonstruieren, an die ich mich nicht erinnern kann. Ich recherchiere über mich selbst, als wäre ich eine andere Person. Also, wenn ich das richtig verstanden habe, dann hatten wir an jenem Samstag einen massiven Streit, und daraufhin habe ich dich verlassen.«
    »Wie ich schon gesagt habe, es war kein richtiger Streit.
    Es war alles meine Schuld. Ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist.«
    »Terry, darum geht es mir überhaupt nicht. Ich will nur wissen, wo ich war. Unter anderem. Ich bin also gegangen, und wollte bei Sadie bleiben. Doch wenn ich wutentbrannt hinausgestürmt bin, hatte ich wohl kaum meinen Fernseher unter dem Arm.«
    »Nein«, antwortete er. »Du hast nur deine große Tasche mitgenommen. Ich war der Meinung, du würdest im Laufe des Abends zurückkommen. Am folgenden Tag hast du mich angerufen, und ich habe versucht, dich umzustimmen, was mir aber nicht gelang. Du wolltest mir nicht einmal sagen, wo du warst. Ein paar Tage später hast du erneut angerufen. Du hast gesagt, du würdest vorbeikommen und ein paar Sachen holen. Du bist am Mittwoch gekommen und hast mehrere Dinge mitgenommen.«
    Nun kam der schwierige Teil. »War da noch etwas?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, als wir diskutiert haben … als wir diesen Streit hatten, haben wir da auch, ähm …?«
    »Wir haben nicht diskutiert, jedenfalls nicht richtig. Wir haben uns heftig gestritten. Daraufhin bist du gegangen.
    Ich habe dich gefragt, ob du zurückkommen willst. Du hast nein gesagt. Du wollest

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