In sündiger Silvesternacht
blieb D. C. nur? Sie versuchte ihn anzurufen, doch er hatte die Mailbox eingeschaltet. Der Wunsch mit ihm zu reden und seine Einschätzung zu erfahren, ärgerte und verwirrte sie zugleich. Sie hatte schon früher mit anderen Partnern gearbeitet, doch noch nie hatte sie sich so rasch mit jemandem verbunden gefühlt. Sie begann, ihn gern zu haben und seinem Urteilsvermögen zu vertrauen. Und zweifellos entwickelte sie Gefühle für ihn. Doch Gefühle, das wusste sie genau, konnten alles sehr schnell sehr kompliziert machen.
Sie sollte besser über den Fall nachdenken. Erneut wandte sie sich dem abgesperrten Bereich zu und spielte in Gedanken die Szene durch, die D. C. ihr beschrieben hatte. Er hatte zunächst Amanda auf einem Weg entdeckt, der zu dem Ausgang an der Ecke Madison Drive und Seventh Avenue führte. Doch sie hatte den Weg verlassen und sich hinter Bäumen und Sträuchern geduckt, bis sie die Pyramide erreicht hatte.
„Hast du schon etwas herausgefunden?“
Fiona wirbelte herum und sah D. C. durch das Tor auf sie zukommen. Er benutzte den Gehstock, doch trotz seiner Verwundung ging er elegant und geschmeidig über den unebenen Boden. Fiona bemerkte, mit wie viel Freude sein Anblick sie erfüllte.
„Du kommst spät“, sagte sie.
Er hielt die Papiertüte in die Höhe. „Ich bringe Geschenke. Aber verrate mir zuerst, was du denkst.“
Sie drehte sich zu der Skulptur um. „Ich frage mich immer noch, warum gerade an diesem Ort? Sollte Amanda vor jemandem weggerannt sein, würde ich sagen, dieses Kunstobjekt gehört zu den wenigen hier, die eine gute Deckung bieten.“ Sie verschränkte die Arme und musterte die Pyramide. „Aber die Größe macht sie auch zu einer Stelle, die man leicht findet. Vielleicht wollte sie hier jemanden treffen und den Diamanten übergeben.“
„Gute Hinweise. Ihr Angreifer hätte auf sie warten können. Ich habe ihn jedenfalls nicht in den Park kommen sehen. Er war einfach plötzlich da.“
„Falls sie weglaufen wollte, wieso dann nicht zu den Eisläufern hinüber oder zum Café? In Gruppen ist man sicherer.“
„Aber dann hätte man sie auch leichter sehen und mit dieser Mütze wiedererkennen können.“ D. C. betrachtete nachdenklich den Zaun und die Baumreihe hinter der Pyramide. „Vielleicht hat ihr Angreifer vorher gesehen, wie sie hier hineinrannte, und benutzte einen anderen Eingang. Im Schutz der Bäume konnte er sich dann an sie heranschleichen.“
„Aber wenn sie hier verabredet waren und sie ihm den Diamanten aushändigen sollte, warum hat er sie dann angegriffen?“
„Weil sie ein doppeltes Spiel spielte und flüchten wollte? Oder weil sie versucht hat, den Raub zu verhindern?“
„Ich habe übrigens vorhin im Krankenhaus angerufen. Ihre Verfassung ist unverändert, doch ein junger Mann, der sich als Amandas Cousin ausgab, hat sie im Krankenhaus besucht.“
D. C. lächelte. „Also können wir jetzt einen Besuch bei Billy Franks auf unsere Liste setzen.“
„Genau mein Gedanke.“
Als sie an ihm vorbei Richtung Ausgang gehen wollte, trat ihr D. C. in den Weg und schüttelte die Tüte, die er noch immer trug. „Ich habe mir gedacht, wir könnten eine Pause und ein Winterpicknick machen.“ Er schubste sie zu einer nahen Bank.
„Ein Winterpicknick?“
„Ja. Als ich noch ein Kind war, machten wir das dauernd. Meine Mom versuchte an den Wochenenden immer etwas Besonderes mit der Familie zu unternehmen, nachdem mein Dad gestorben war. Manchmal gingen wir ins Kino. Im Sommer fuhren wir angeln oder verbrachten einen Tag am Strand. Und im Winter gingen wir in den Zoo oder in die National Mall. Mom hat Sandwiches und Thermoskannen mit heißer Schokolade eingepackt, und einmal waren wir ganz kurz vor Weihnachten hier.“
Fiona konnte sich es sich lebhaft vorstellen, die Kälte, das Gelächter. „Das klingt nach einem großen Spaß.“
Ihre Blicke trafen sich. „Ja, deshalb dachte ich, dir würde das vielleicht auch gefallen. Wir waren ziemlich fix, Fiona. Wir hatten noch nicht einmal ein Date.“
Sie zog die Brauen hoch. „Das macht mir nichts aus, und ich brauche auch kein Date.“
„Aber ich vielleicht.“
Fiona wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Er setzte sich auf die Bank und stellte die Tüte neben sich. „Komm, setz dich“, forderte er sie auf und begann damit, Hamburger und Pommes frites auszupacken. Allein die Fülle an Essen ließ Fiona große Augen machen.
„Isst du eigentlich ständig?“
„Seit den Donuts sind Stunden
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