In sündiger Silvesternacht
wartenden Leute erregen wollte.
„Nicht einmal dann könnte man den Rubinov herausholen, ohne Alarm auszulösen.“
Außer man wusste, wie man das gesamte Sicherheitssystem zum perfekten Zeitpunkt ausschaltete. „Dann ist es also gut möglich, dass jemand vom Museum hinter dem Raub steckt.“
Charity erstarrte sichtlich. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
Gerade als Fiona in den mit Stricken abgesperrten Bereich trat, erkannte sie aus dem Augenwinkel heraus D. C. Er befand sich auf der anderen Seite der Vitrine und stand mit dem Rücken zu ihr. Seine Lederjacke spannte sich über seine breiten Schultern. Den Gehstock nachlässig über den Arm gehängt unterhielt D. C. sich mit einem Wachmann. Sofort verspürte Fiona ein nun schon vertrautes Kribbeln im Bauch. Doch sie nahm sich zusammen und wandte ihre Aufmerksamkeit Charity zu. Die Ausstellungsdirektorin blickte wie gebannt auf den Diamanten.
„Er ist wunderschön, nicht wahr?“, fragte Charity in einem so andächtigen Ton, als befände sie sich in einer Kirche.
„Ja“, antwortete Fiona. Amanda Hemmings schien nicht die einzige Person zu sein, die ein bisschen von dem Rubinov besessen war. „Gestern hatte ich die Gelegenheit, ihn in der Hand zu halten. Das werde ich nie vergessen.“
Unverwandt betrachtete Charity weiterhin die Halskette. „Ich auch nicht.“
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie erleichtert Sie sein müssen, dass dieser Diamant nicht für immer verschwunden ist.“
„Aber er wird verschwinden.“ Charitys verzückte Miene wich einem ärgerlichen Ausdruck. „Morgen wird der Stein in die private Sammlung von Gregory Shalnokov zurückkehren.“
D. C. konnte in dem Gespräch mit dem Wachmann, den er schon gestern kennengelernt hatte, nicht viel Neues erfahren. Nur, dass vier junge Leute mit Weihnachtsmannmützen in der Ausstellung gewesen waren und eine davon hohe Stiefel mit dicken Sohlen getragen hatte. Der Wachmann hatte ebenfalls bemerkt, dass die junge Frau, die Broschüren über eine Spielzeugsammlung verteilt hatte, unter den letzten Personen gewesen war, die das Gebäude verlassen hatten. Sie war kurz vor halb sechs die vordere Treppe hinuntergerannt. D. C. bedankte sich für das Gespräch und verabschiedete sich. Dann ging er zum Hintereingang, um die Sicherheitsvorkehrungen dort näher in Augenschein zu nehmen. Zweifellos wusste Chance alle Einzelheiten darüber. Doch D. C. wollte vor Ort abschätzen, wie lange es wohl dauern würde, den Zutrittscode zu knacken. Wahrscheinlich zu lange. Viel einfacher wäre die Sache, wenn jemand den Code bereits kannte.
Er entdeckte Fiona zusammen mit Charity Watkins, der blonden Frau, die gestern Abend seiner Mutter negativ aufgefallen war.
Die beiden Frauen standen in der geöffneten Hintertür, und Fiona schien gerade eine Reihe von Fragen zu stellen. Charity Watkins hielt abwehrend die Arme vor der Brust verschränkt und trommelte mit den Fingern einer Hand ungeduldig auf den Oberarm. Genau diese Haltung hatte sie gestern auch vor der Kindergruppe eingenommen. War sie verärgert? Oder war sie nervös?
Beim Näherkommen konnte er erkennen, dass das Treppenhaus hinter ihnen recht eng war. Ein Fenster bot eine Aussicht auf den Skulpturengarten, der ein Stockwerk tiefer lag.
„Hat die Öffentlichkeit Zutritt zu diesem Bereich?“, fragte Fiona derweil ihre Gesprächspartnerin.
„Nein. Nur Personal“, erwiderte Charity Watkins. „Er wird selten benutzt. Bei Eröffnungen geben die Aussteller hier oft eine Feier, und die Lieferanten benutzen dann natürlich diesen Eingang.“
„Wer liefert Speisen und Getränke für diese Feiern?“
Charity machte eine ungeduldige Geste. „Die Angestellten aus unserem Café erledigen das. Aber jemand von den Sicherheitsleuten führt Aufsicht und lässt sie herein.“
Sie gingen wieder ein paar Schritte in den Ausstellungsraum hinein, da blickte Charity demonstrativ auf die Armbanduhr. „Wenn das alles ist …“
„Waren Sie gestern persönlich in der Ausstellung?“
„Ja.“ Erneut flammte Ärger in ihrer Miene auf. „Teil meiner Arbeit ist es aufzupassen, dass alles glatt läuft.“
„Wie oft sind Sie gestern hier hereingekommen?“
Charitys Augen verengten sich. „Drei- oder viermal.“
„Und das letzte Mal?“
„Kurz bevor der Raum geschlossen wurde. Ich bin sicher, jeder meiner Besuche wurde von den Überwachungskameras aufgezeichnet. Also, wenn wir dann durch sind …“
Fiona nickte. „Danke
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