In sündiger Silvesternacht
bist?“
Erstaunt blickte er auf. „Wie bitte?“
„Du solltest öfter mal deine Nachrichten auf dem Handy durchgehen. Gib her.“
Ty reichte ihm sein Handy und zog ein frisches Hemd an, während Matt durch die Menüs auf dem Touchscreen navigierte.
„Sieh selbst.“
Er nahm das Handy wieder zurück und sah auf dem kleinen Bildschirm ein gestochen scharfes Foto von sich und Claire in enger Umarmung. Genau so etwas hatte er befürchtet, und es war noch schneller passiert, als er erwartet hatte. „Das ist also der Grund.“
„Wofür?“
„Als ich vorhin aus der Dusche kam, war Claire seltsam abweisend. Sie ist bestimmt in der Zwischenzeit ihre Nachrichten durchgegangen. Ich wette, sie hat hundert E-Mails mit diesem Foto bekommen.“
„Sie ist Juristin, Ty. Sie arbeitet für eine Richterin.“
„Du kennst sie?“ Ty wusste, dass Matt für eine der größten Kanzleien der Stadt tätig war.
„Nicht persönlich, aber ich habe von ihr gehört. Sie ist aktives Mitglied der Anwaltskammer und macht viel Wohltätigkeitsarbeit. Vor kurzem hat sie einen Job bei ‚Thatcher and Dain‘ in der Abteilung für Berufungsfälle angenommen. So einen Posten bekommt man nicht geschenkt.“
„Ihr Dad ist ein Senator.“ Ty atmete tief durch. „Danke, dass du es mir gezeigt hast.“
„Dallas mag eine Großstadt sein, Kumpel, aber Klatsch und Tratsch verbreiten sich trotzdem schnell. Hier geht es vielleicht etwas höflicher zu als in Kalifornien, aber das Gerede kann genauso verletzend sein.“
Leise fluchend strich Ty sich das Haar aus der Stirn.
„Ist sie eine deiner üblichen Eroberungen, oder willst du, dass sie länger bei dir bleibt?“
Während er sich die Hose zuknöpfte, warf Ty einen Blick zur Tür. Claire saß vermutlich gerade in der Küche, ging ihre E-Mails durch und fragte sich, mit wem sie sich da bloß eingelassen hatte.
Einen Moment überlegte er, ob er leugnen sollte, was er empfand, aber Matt war sein bester Freund. Schon damals, als er so dumm gewesen war, der alten Mrs Beckett Feuerwerkskörper in den Briefkasten zu legen, hatte Matt Schmiere gestanden, und anschließend hatte er ihn begleitet, und sie hatten beide reumütig ihre Tat eingestanden.
Er sprach mit Matt zwar nicht über alles, aber es gab auch nicht viel, das er für sich behielt. „Ich mag sie, sehr sogar.“
Sein Freund ließ die Schultern hängen. „Also schön, dann drücke ich dir die Daumen, aber es würde mich nicht überraschen, wenn zum ersten Mal du es wärst, der verlassen wird und nicht die Frau, der du den Laufpass gibst.“
„Das mit dem Pressefoto tut mir leid.“
Ty saß mit Claire wieder im Wagen, und sie fuhren nach Norden.
„Du hast es gesehen?“
„Matt hat es mir gezeigt.“ Seufzend umfasste er das Lenkrad fester. „In L. A. rechne ich ständig mit so etwas. Ich hätte dich vorwarnen müssen. Tut mir leid.“
„Schon gut.“
Sie lächelte, und in dem Moment glaubte er, dass tatsächlich alles gut war. Sein Herz machte einen kleinen Sprung. Offenbar hatte sie es nicht eilig, aus seinem Leben zu verschwinden.
„Es ist nicht deine Schuld.“
Er nickte, obwohl er sich in diesem Punkt nicht so sicher war. Schließlich hatte er sich bewusst für diesen Lebensstil entschieden. Er hatte den Klatschspalten und Paparazzi immer bereitwillig Futter geliefert und alles dafür getan, dass sein Name so oft wie möglich in den Medien erwähnt wurde.
Da er nur auf diesem Weg eine breite Öffentlichkeit für seine Clubs interessieren konnte, würde er es wieder tun, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er zum Teil dafür verantwortlich war, dass dieses Foto jetzt im Internet kursierte.
„Es war ja nur ein Kuss“, wiegelte sie ab. „Es ist ja nicht so, als hätten sie uns noch bei … anderen Tätigkeiten fotografiert.“
Als er ihr einen kurzen Seitenblick zuwarf, bemerkte er ihr Stirnrunzeln.
„Oder doch?“
„Nein“, beruhigte er sie. „Matt hätte sie mir gezeigt, wenn es noch andere Fotos gäbe.“
„Siehst du? Kein Problem. Nur ein Kuss um Mitternacht an Silvester. Kein Grund zur Aufregung.“
Sie streichelte ihm die Hand, und bei dieser Liebkosung wurde ihm warm. Es war sinnlich, aber auch sehr gefühlvoll. Genauso sah er Claire: sexy und voller Wärme.
„Mir tut es leid, dass ich vorhin so zugeknöpft war.“ Sie atmete tief durch. „Das alles ist Neuland für mich.“
„Und es gefällt dir nicht.“
„Nicht sehr, das gebe ich zu.“ Sie musste lächeln.
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